Maximal 100 Meter lang darf die Leine eines Drachens sein. Foto: dpa

Der Herbst ist Drachenflugsaison. Experten erklären, welche verschiedenen Drachenarten es gibt und was beim Fliegen zu beachten ist.

Rotenberg - Der Herbst ist die Zeit des Drachen steigen lassens. Der Ursprung des weitverbreiteten Freizeitvergnügens liegt in China. Als Glückssymbol wurden dort die Drachen so hoch wie möglich in die Lüfte gelassen, um dann die Leinen zu kappen. In der chinesischen Kultur verband man damit das Davonfliegen aller Sorgen und Gefahren. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die Drachen schließlich als Kinderspielzeug im ganzen Westen verbreitet.

Doch Drachenfans müssen sich in diesem Jahr gedulden. Denn von einem kräftigen Wind ist bisher noch nichts zu spüren; und der wird nun einmal benötigt, um die kunterbunten Fluggeräte in die Höhe zu bekommen. Passende Orte dafür gibt es in Stuttgart genügend, allen voran die Egelseer Heide auf dem Rotenberg. Will man gut gerüstet in die neue Saison gehen, gibt es einiges zu beachten. Was, das verrät Stefan Rogall, Inhaber eines Drachenladens in Stammheim. „Den typischen Anfängerdrachen gibt es relativ selten“, sagt der Experte. „In Stuttgart und der Region eignen sich vor allem sogenannte Leichtwinddrachen zum Fliegen.“ Das sind Drachen in Deltaform – der gängigen dreieckigen Konstruktion – die klassischerweise aus einem Gerüst, das mit einem Tuch bespannt wird, bestehen. Ein guter Einsteigerdrache koste laut Rogall um die 100 Euro. Drachenfliegen scheint somit kein billiges Hobby zu sein.

Dreidimensionale Figuren

Wer mehr Übung und Lust auf etwas Neues hat, dem empfiehlt der Experte zwei Drachenarten. Zum einen den Trickflugdrachen. „Neben dem Standard-Achter-Flug lassen sich mit diesen Drachen dreidimensionale Figuren und waghalsige Drehungen fliegen“, so Rogall. Für Laien sehe das dann so aus, als würde der Drache abstürzen. Sein zweiter Tipp: der Speeddrache. „Wie der Name schon sagt, ist dieser auf Geschwindigkeit ausgelegt.“ Dafür benötigen sie ein schwereres Tuch, das mehr Stabilität verleiht. „Die haben ordentlich Dampf und ziehen mich als 95-Kilo-Mann locker über die Wiese“, so Rogall. Solche Fluggeräte gebe es für 150 bis 200 Euro zu kaufen.

Hat man den passenden Drachen gefunden, sollten dennoch einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. „In der Nähe von Flugplätzen und Hubschrauberlandeplätzen ist das Fliegen verboten, um den Flugverkehr nicht zu gefährden“, sagt Stefan Praegert vom Amt für öffentliche Ordnung. Zusätzlich dürfen die Leinen nicht länger als 100 Meter sein.

An Stromleitungen droht Gefahr

Ähnliches gilt für Stromleitungen. „Man sollte immer ausreichend Abstand zu diesen haben, da die Flugkörper den Strom leiten.“ Diese Leiterfähigkeit ist auch bei Gewittern gefährlich, was der einstige US-Präsident und Erfinder des Blitzableiters Benjamin Franklin festgestellt hatte. Das Problem: Bei einem sich nähernden Unwetter frischt der Wind auf und sorgt für fast optimale Flugbedingungen. Oftmals wird die Gefahr eines Blitzeinschlags deshalb ignoriert. „Waghalsig, es sollte auf keinen Fall geflogen werden“, warnt Praegert. Zudem müsse auch auf die Umwelt geachtet werden. Frei lebende Tiere können einen Drachen als Feind sehen und so in Unruhe geraten. Generell sieht er beim reinen Freizeitfliegen allerdings wenig Gefahrenpotenzial: „Wenn man auf seine Umgebung achtet, sind die Hobby-Drachen eigentlich ungefährlich, da sie generell keine großen Höhen erreichen.“