Vor dem Hintergrund der Stiftskirche ragt das Dorotheen Quartier hervor. Foto: Lg/Piechowski

Ein Supermarkt, Luxusläden, Cafés, Landesministerien und edle Wohnungen – das Bauprojekt von Breuninger wird die Gegend rund um Markthalle und Karlsplatz deutlich verändern.

Stuttgart - Pippi Langstrumpf hatte es zum Motto und Breuninger scheint sich daran mit Blick auf die eigene Nachbarschaft ein Beispiel genommen zu haben: „Ich mach’ mir die Welt – widde widde wie sie mir gefällt.“ Mit dem Dorotheen-Quartier am Karlsplatz schafft sich das Handelsunternehmen mit großem Aufwand die passende Umgebung für das Stammhaus. Aus dem ehemaligen Hinterhof des Warenhauses soll ein Vorzeigeort werden – mit entsprechender Wirkung auf die anspruchsvollen Kunden.

Mehr als 200 Millionen Euro Investitionssumme, 65 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, Platz für zwei Landesministerien, mehr als 20 Ladengeschäfte und einen großen Supermarkt, dazu Luxuswohnungen mit Blick über den Schlossplatz. Allein die bloßen Zahlen machen klar, das Dorotheen-Quartier wird die Innenstadt prägen.

Die Mietpreise liegen im oberen Segment

Vom obersten Stockwerk des Rohbaus hat man eine schöne Aussicht über den Schlossplatz. Man befindet sich auf Höhe des Dachs der Stiftskirche. Dieser Ausblick gehört zu einer der bis zu 300 Quadratmeter großen Mietwohnungen, die Teil des Breuninger-Projekts sind. Die Preise will das Handelsunternehmen nicht verraten, nur so viel: „Sie liegen im oberen Segment“, sagt Dominik Veltjens, der Projektleiter des Bauvorhabens. Doch die Interessenten scheint das nicht abzuschrecken. Die Warteliste umfasst bereits mehr als 100 Namen.

Zu den 20 Wohnungen gesellen sich im fertigen Dorotheen-Quartier rund 11 000 Quadratmeter Verkaufsfläche – Breuninger tritt hier lediglich als Bauherr und Vermieter in Erscheinung und wird die Fläche nicht selbst für den Verkauf von Ware nutzen. Als erster sicherer Mieter wurde der Münchner Buchhändler Hugendubel bekannt – das Luxuslabel Louis Vuitton gilt als weiterer Kandidat. „Zudem wird es mit 3000 Quadratmetern den wohl größten Supermarkt in der Innenstadt geben“, erklärt Veltjens. Auf Anfrage will Breuninger die Marke Hit-Supermarkt nicht kommentieren.

Bei einem Gang durch die Baustelle wird klar, dass Breuninger darauf aus ist, gehobene Handelskonzepte in seiner direkten Nachbarschaft anzusiedeln. „Die Decken in den späteren Verkaufsräumen sind bis zu sechs Meter hoch“, sagt Veltjens stolz. Die Nachfrage potenzieller Mieter sei hoch, versichert der Projektleiter, obwohl in Immobilienkreisen von Mieten von bis zu 300 Euro pro Quadratmeter die Rede ist. Das passt zum eingangs beschriebenen Motto. Und auch Veltjens erklärt: „Wir wollen die ehemalige 1-B-Lage zu einer 1-A-Lage machen.“

Zur Eröffnung soll das gesamte Projekt fertig sein

Anders als bei anderen Projekten soll die Eröffnung nicht auf einer Baustelle stattfinden, die Geschäfte nicht im Schatten von Baukränen eröffnen. „Alles soll fertig sein“, so Veltjens. Das sei auch der Grund, wegen dem man die Türen nicht mehr vor dem lukrativen Weihnachtsgeschäft sondern erst im Frühjahr 2017 öffnen werde, so der Projektleiter. Von Verzögerungen auf der Baustelle will er nicht sprechen. Ein Problem, das Stuttgart von vergleichbaren Projekten wie dem Gerber und dem Milaneo kennt, will Breuninger also vermeiden. Dort wurde der Handelsteil des Neubaus möglichst rasch eröffnet, während die Wohnungen darüber nicht bezogen und die Büros nicht genutzt waren. Dazu passt: der flächenmäßig größte Teil des neuen Projekts sind Büroräume. Und diese sind jetzt schon fast vollständig vermietet. Das Sozial- und das Verkehrsministerium des Landes werden sich auf rund 20 000 der insgesamt 28 000 Quadratmeter Bürofläche ausbreiten. Das Quartier soll also von Beginn an belebt und frequentiert sein – so das Ziel.

Auch wenn die drei Gebäude schon im Rohbau vom Hintereingang des Breuninger-Stammhauses aus betrachtet wuchtig und groß erscheinen, so wurde das Vorhaben in den vergangenen Jahren doch erheblich eingedampft. Was 2007 unter dem Titel „Da Vinci“ vom damaligen Breuninger-Chef Willem van Agtmael präsentiert wurde, waren zwei Gebäude mit knapp 50 000 Quadratmetern oberirdischer Fläche – inklusive Luxushotel. Daraus sind inzwischen 38 000 Quadratmeter geworden. Die Hotelpläne wurden aufgegeben, das Hotel Silber als Gedenkort dafür erhalten.

Damit aus der früher nicht sonderlich verlockenden Nachbarschaft endgültig ein Vorzeigeort im Sinne des Bauherrn wird, sollen eingeschossige Anbauten an die Fassade entlang der Sporerstraße entstehen. „Für diese Pavillons warten wir noch auf die Baugenehmigung von Seiten der Stadt“, berichtet Veltjens. Zudem werden auch die 350 Parkplätze des Dorotheen-Quartiers – immerhin 250 davon sollen öffentlich zugänglich sein – zur guten Nachbarschaft mit dem Stammhaus beitragen. Zurzeit ist auch das Thema Gastronomie in der Nähe des Marktplatzes immer ein Thema. 15 Prozent der 11 000 Quadratmeter Handelsfläche, vornehmlich im Erdgeschoss, sollen an Cafés und Restaurants gehen. „Wir wollen die Aufenthaltsqualität steigern“,  fasst Veltjens eines der Hauptziele des Projekts Dorotheen-Quartier zusammen.