Dorothée Mariano, Prèt a porter, 2016 Foto: Galerie Foto:  

Schon als Bühnenbildnerin für John Cranko und John Neumeier aktiv, ist Dorothée Mariano nun wieder als Zeichnerin und Malerin zu entdecken. Zu sehen ist ihre Bildwelt in der Galerie Andreas Henn in Stuttgart.

Stuttgart - nbf Lernen die Gegenstände das Fliegen, landen sie schnell in einer surrealen Traumwelt. Warum eigentlich? In den Stillleben der in Stuttgart geborenen Malerin Dorothée Mariano verflüchtigen sich die Gegenstände im freien Flug nicht, sie bleiben ganz sie selbst und rücken uns als solche unmittelbar nahe.

Es mag diese Präsenz in der malerischen Äußerung gewesen sein, die John Cranko veranlasste, die damals gerade 18-Jährige 1962 zu einem Aufenthalt in London zu bewegen. Hier der Choreograf, der in Stuttgart antrat, aus dem Beiwerk Tanz am Staatstheater Stuttgart das eigenständige Stuttgarter Ballett zu machen, dort eine Tänzerin – seit 1957 Ballettschülerin und Elevin der Company von Nikolas Beriozoff, die nach weiteren Ausdrucksmöglichkeiten suchte.

Dorothée Zippel, wie sie seinerzeit noch heißt, findet diese Ausdrucksmöglichkeiten im Zeichnen und Malen, besucht die Kunstschule High Wycombe und macht ein Diplom in Malerei und Bühnenbild an der Slade School of Fine Art. Zippel ist noch in London, als John Cranko sie 1965 einlädt, ein neues Stück auszustatten – das bald als Juwel gehandelte „Jeu de Cartes“ (nach Strawinsky) auszustatten. Reduziert in der Formensprache, wird das Bühnen-Kartenspiel zu einer eigenen Figuration – und für John Neumeier, Tänzer noch in „Jeu de Cartes“, entsteht später noch die Ausstattung für den „Feuervogel“.

Die Dinge in Bewegung zu halten bleibt auch nach dem Neustart der Malerei um 1980 und der Heirat mit dem 2009 gestorbenen Jazzmusiker Charlie Mariano ein zentrales Anliegen der Bildwelt. Und so geheimnislos Dorothée Marianos Porträts wirken, so geheimnisvoll entwickelt sich doch das Zusammenspiel von Figur und diese umkreisenden Dingen. Mariano schafft Denkräume, die weder durch vorgebliche Offenheit überhöht noch von Gegenstandsmystik überlastet sind. Der Szenerie „Die Frage ist . . .“ folgt man so gerne wie Marianos Interpretation digitaler Realitäten in „Prèt à porter“.

Das kraftvolle Schweben der Dinge wird an diesem Freitag um 18 Uhr auch Klang – Chauki Smahi (oft mit Charlie Mariano im Theaterhaus Stuttgart zu Gast) spielt auf seiner Oud. Dorothée Mariano in der Galerie Andreas Henn in Stuttgart (Wilhelmsplatz 8). Verlängert bis zum 23. Juli (Di bis Fr 11 bis 19, Sa 10 bis 18 Uhr). (nbf)

Kunst-Notizen

Das macht die Kunst

Die Ausstellung „Lunapark 2000 – Lichtkunst aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter“ im Museum Ritter in Waldenbuch verbindet Kunst und Naturwissenschaft. Der Rundgang „Kunst und Wissenschaft“ an diesem Samstag um 15.30 Uhr will dies deutlich machen. Für Erhellung sorgen der Physiker Marc Scheffler und die Kunsthistorikerin Jutta Fischer. www.museum-ritter.de.

Das Atelier 5 im vormaligen Kloster Mariaberg auf der Schwäbischen Alb ist heute Künstleratelier für Menschen mit Behinderung. 2014 hat Karin Abt-Straubinger einen Austausch mit Glasgow ermöglicht, nun bereitet die Galerie Abtart in Stuttgart (Rembrandtsraße 18) unter dem Titel „Alles außer (-) gewöhnlich“ eine Schau mit zwölf Positionen aus Mariaberg vor. Zur Eröffnung im Studio 57 am Donnerstag, 21. Juli, um 19.30 Uhr spricht Tobias Wall (Karin-Abt-Straubinger-Stiftung) mit Mariaberg-Atelierleiter Axel Klöss-Fleischmann. www.abtart.comAndreas Henn. (StN)