Seit mehr als zwei Jahren wartet diese Buddha-Statue auf dem Dornhaldenfriedhof auf ihren Einsatz. Foto: /privat

Das Projekt für einen buddhistischen Friedhof in Stuttgart gilt als einzigartig in Süddeutschland. Die Idee wird viel gelobt, doch bei der Umsetzung hapert es. An den Initiatoren liegt es offenbar nicht.

Auf dem Dornhaldenfriedhof in Degerloch ist noch viel Platz. In den frühen 1970er Jahren angelegt, wurde offensichtlich davon ausgegangen, dass es immer mehr Erdbestattungen geben wird. Das Gegenteil ist eingetreten: Große Flächen sind heute ungenutzt. Ein idealer Platz für ein buddhistisches Gräberfeld, dachte sich Wolfgang Staufner. Vor etwa fünf Jahren gründete er einen Verein, richtete eine Internetseite ein, sammelte Spenden und knüpfte Kontakte zu Ämtern und Lokalpolitikern.

Das Erreichte kann sich sehen lassen: Staufner, der mit seiner Frau das buddhistische Zentrum Stuttgart leitet, bekam viel Zuspruch. Ein Gelände auf dem Dornhaldenfriedhof wurde ihm in Aussicht gestellt, der Bürgerhaushalt hat dem Projekt 800 000 Euro beschert, das Friedhofsamt ist beim Anlegen des Gräberfelds mit im Boot, und zudem heißt dieses Vorhaben nun offiziell nicht mehr buddhistisches Gräberfeld, sondern meditativer Friedhof.

Den lobenden Worten folgen keine Taten

Es hat sich in der Sache aber noch nichts Habhaftes getan. Die vorgesehene Fläche neben dem Eingang am Garnisonsschützenhaus ist Ödland. Eine Buddha-Statue, vor mehr als zwei Jahren gekauft als zentrales Objekt, wartet im Gerätepark des Friedhofsamts. Staufner wird ungeduldig. Es müsse vorangehen. „Unsere Unterstützer zweifeln zunehmend am Umsetzungswillen.“

Aktuell soll das Vorhaben beim Denkmalamt liegen. Da auch andere Religionsgemeinschaften ihren Platz auf Stuttgarts Friedhöfen haben, dürften die Chancen nicht schlecht stehen. Zumal es als einzigartig in Süddeutschland gilt, was hier entstehen soll. Vergleichbares findet man in Hannover, Dresden, Wien und Kopenhagen. Und auch dort sind die buddhistischen Friedhöfe nicht nur Ort der Trauer, sondern vor allem der Meditation und Begegnung.

„Natürlich geht es da auch um Vergänglichkeit und Tod“, sagt Staufner, „aber mit einem anderen Ansatz: Wie gestalte ich jetzt mitten in meinem Leben mein Dasein? Um was geht es im Leben? Im Buddhismus ist das schon jetzt auch im Alltag eine wichtige Meditation, nicht erst am Sterbebett“.

Deshalb gibt Staufner auch dem Dornhaldenfriedhof den Vorzug gegenüber dem benachbarten Waldfriedhof: „Natürlich ist Letzterer erst mal einladender mit seinem Baumbestand. Aber auf dem Gelände des Dornhaldenfriedhofs wurden im Dritten Reich Kriegsdienstverweigerer erschossen, hier wurden einige RAF-Terroristen beigesetzt, das passt besser zu unserem Ansatz.“

Der Dornhaldenfriedhof passt gut

Der buddhistische Friedhof wäre also eher ein Park, der zum Verweilen und Nachdenken einlädt. „Kreuze gibt es nicht, Grabplatten oder Grabsteine können, müssen aber nicht sein“, sagt Staufner. „Solche Erinnerungsformen sind uns nicht so bedeutsam, es kann auch ein Namensschild an einem Baum genügen wie in einem Friedwald. Wichtiger ist der Parkcharakter.“ Und so kann man sich das konkret vorstellen: Eine quadratische Fläche mit vier Zugängen in den vier Himmelsrichtungen, angelegt als Mandala. Im Mittelpunkt befindet sich ein Stupa, ein Bauwerk ähnlich einem Schrein.