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Im ersten Schritt soll Gewerbesteuer in einen Topf kommen - Einsparpotenzial in Millionenhöhe.

Böblingen/Sindelfingen - Böblingen und Sindelfingen sollen zu einer Stadt verschmelzen. Darin sind sich die beiden Oberbürgermeister einig. Der früheste Zeitpunkt für die Fusion wäre die nächste OB-Wahl in Sindelfingen im Jahr 2017.

In der Region soll eine neue Doppelstadt entstehen: Der Böblinger OB Wolfgang Lützner und sein Sindelfinger Kollege Bernd Vöhringer (beide CDU) streben zunächst an, dass die Gewerbesteuer beider Städte in einen Topf kommt. Das erklärten die Stadtchefs im Interview mit unserer Zeitung. Damit könnten Schwankungen beim Steueraufkommen besser ausgeglichen werden. Sindelfingen ist stark von der Daimler AG abhängig und bekommt von dem Unternehmen teils sehr viel Geld, teils aber gar nichts, Böblingen hat mehr Mittelständler, die weniger, aber konstanter bezahlen. Die Städte würden zudem nicht mehr bei der Ansiedlung von Firmen konkurrieren und könnten Wirtschaftsförderung gemeinsam betreiben.

Die Doppelstadt Böblingen-Sindelfingen wäre mit 110.000 Einwohner nach Stuttgart die zweitgrößte Kommune in der Region.

Der Zusammenschluss wäre der erste von zwei großen Städten seit der baden-württembergischen Gemeindereform in den 1970er Jahren. Damals mussten Kommunen wie Villingen und Schwenningen, die getrennt bleiben wollten, Zwangsehen eingehen. Seither gab es drei freiwillige Fusionen kleinerer Orte in den Kreisen Rottweil und Freudenstadt sowie im Südschwarzwald.

Vöhringer (42) hatte vor zwei Jahren einen Vorstoß für die Doppelstadt unternommen. Er schätzt das Einsparpotential auf bis zu zehn Millionen Euro jährlich. Eine genaue Prüfung, wie von ihm gewünscht, wurde aber noch nicht gemacht. Lützner (50), seit April 2010 OB in Böblingen, will zunächst die Arbeitsabläufe in seinem Rathaus optimieren und erst dann die finanziellen Vorteile der Fusion prüfen. Das zwischen den Städten liegende Flugfeld wird bereits gemeinsam aufgesiedelt. Das 80 Hektar große Wohn- und Gewerbegebiet ist die größte Entwicklungsfläche in der Region nach dem Stuttgart-21-Areal. 4000 Menschen sollen hier einmal leben und um die 5000 arbeiten.