Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr: Steffen Knödler, Janina Weber, Sven Kurz und Lukas Simon (von links) in der Fahrzeughalle in Rudersberg. Foto: Gottfried Stoppel

Wer sich in der freiwilligen Feuerwehr engagiert, tut dies meist an seinem Wohnort. Schwierig wird es, wenn man zur Arbeit woanders hin muss. Um auch tagsüber möglichst viele Kräfte zu haben setzen Feuerwehren auf Doppelmitgliedschaften.

Rudersberg - Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr ist, ist eigentlich immer im Dienst: 24 Stunden, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Wenn der Alarm komme, haben sich die Feuerwehrleute „unverzüglich zum Dienst einzufinden“, heißt es im Landesfeuerwehrgesetz. Doch was tun, wenn der eigene Arbeitsplatz weit weg von der Wache ist?

„Die meisten Leute arbeiten nicht mehr da, wo sie wohnen“, sagt Janina Weber. Die 23-Jährige gehört selbst zu diesen Menschen: Sie wohnt im Rudersberger Ortsteil Steinenberg und macht eine Ausbildung zur Werksfeuerwehrfrau bei Bosch – hauptsächlich in Stuttgart-Feuerbach. Genau wie ihr Freund Lukas Simon, der ursprünglich aus dem Saarland kommt, wo er ebenfalls in der Freiwilligen Feuerwehr ist.

Bei einem Alarm muss die Arbeit warten

Wenn die Rudersberger Feuerwehr tagsüber zu einem Einsatz ausrücken muss, sind Mitglieder wie Weber und Simon also nur selten verfügbar. Darum wirbt sie für so genannte Doppelmitgliedschaften: „Doppelmitglieder sind Kameradinnen und Kameraden, die in Rudersberg arbeiten, aber nicht in Rudersberg wohnen und an ihrem Heimatort Mitglied einer Feuerwehr sind“, heißt es auf deren Homepage. Sven Kurz ist ein Doppelmitglied: Der 34-Jährige wohnt in Berglen und arbeitet im Wasserwerk in Rudersberg als Wassermeister. Sein Arbeitgeber habe sein Engagement in der freiwilligen Feuerwehr von Anfang an unterstützt, berichtet er. Bei einem Alarm kann er seinen Arbeitsplatz verlassen – „außer ich kümmere mich gerade um einen Wasserrohrbruch, dann geht’s natürlich nicht“, sagt Kurz.

„Die Unternehmer vor Ort sind der Feuerwehr sehr wohlgesonnen“, sagt der Rudersberger Kommandant Steffen Knödler. Im Übrigen müsse sich jeder Betrieb darüber im Klaren sein, dass er selbst in eine Situation kommen könnte, in der er die Feuerwehr brauche – wenn einer der Kameraden dann ein Mitarbeiter sei, der sich in der Firma auskenne, könne das hilfreich sein. „Die Ausbildung in der freiwilligen Feuerwehr gilt als Zusatzqualifikation, die einem auch im Job weiterhelfen kann“, betont Knödler.

Großer Zusammenhalt

Rund 80 Stunden umfasst die Grundausbildung für freiwillige Feuerwehrleute, zusätzlich kann man sich in bestimmten Bereichen spezialisieren, etwa im Umgang mit Atemschutzgeräten. Sämtliche Qualifizierungen und Übungen finden in der Freizeit statt. Doch die Dankbarkeit der Menschen, denen man geholfen hat, ist alle Mühe wert – da sind sich die Feuerwehrleute einig.

Janina Weber ist durch ihren Vater zur freiwilligen Feuerwehr gekommen, sie hat sein Engagement schon als Kind miterlebt. Kam ein Einsatz während einer Familienfeier, saß die Mutter mit den Kindern alleine da – „aber sie war stolz auf ihn“, erinnert sich Weber. Lukas Simon schätzt die Kameradschaft: „Diesen Zusammenhalt findet man sonst kaum noch so“, sagt er. Es sei etwas Besonderes, im Team etwas Gutes zu tun. Für Sven Kurz war die Feuerwehr immer ein Traum. Eine Doppelmitgliedschaft lohne sich auf jeden Fall – auch, wenn es mitunter schwierig sei, alles unter einen Hut zu bekommen. Denn die Feuerwehrleute müssen bei beiden Wachen an den Übungen teilnehmen, da sich manche Fahrzeuge unterscheiden. Die Verpflichtungen der Kameraden würden in der Planung berücksichtigt, versichert Knödler.

Nicht für jeden Einsatz müssen alle alarmiert werden. Der Pool an insgesamt verfügbaren Kräften liegt in Rudersberg bei 96 Leuten. „Damit kommen wir auf ein Minimum. Wünschenswert wäre natürlich mehr als das Minimum“, sagt Knödler. Um das zu erreichen hofft er auf neue Mitglieder.

Zahlen und Fakten

Einsätze: Die Freiwillige Feuerwehr Rudersberg mit den vier Abteilungen Asperglen, Schlechtbach, Steinenberg und Rudersberg rückt pro Jahr zu etwa 60 Einsätzen aus, von denen etwa 55 Prozent auf technische Hilfeleistungen, 45 Prozent auf Brandeinsätze entfallen.

Entwicklung: Die Zahl der Einsätze ist laut dem Kommandanten Steffen Knödler tendenziell steigend. Das liege daran, dass schwere Wetterereignisse wie Stürme zunehmen. Immer öfter muss die Feuerwehr auch den Rettungsdienst in medizinischen Notfällen unterstützen, falls die Tür zu einer Wohnung geöffnet werden muss oder wenn ein Patient nur über das Fenster erreicht werden kann.