Der Inspektor (Raphael Wohlfahrt, Bildmitte) hat einen Fall zu lösen, den Karen (Maren Evers) und Howard Holt (Nico Campanella) vertuschen wollen. Foto: Wascher/Veranstalter

Das Donzdorfer Aktionstheater bringt an vier Abenden „Spurlos verschwunden“ nach einer Vorlage von Leslie Sands auf die Bühne. Am 28. Dezember ist Premiere. Dabei wird aus der Not eine Tugend gemacht.

Donzdorf - Es ist ein eher ungewöhnlicher Zeitpunkt für eine Theaterpremiere. Mehr noch, wenn man weiß, dass auf der Bühne keine bezahlten Profis, sondern Amateurschauspieler agieren, die in ihrer Freizeit einem ebenso aufwendigen Hobby nachgehen. Am nächsten Freitag, 28. Dezember, um 20 Uhr steigt im Donzdorfer Rechberg-Gymasium jedenfalls die Premiere von „Spurlos verschwunden“. Aus dem Kriminalstück von Leslie Sands hat das Aktionstheater Donzdorf einen Psychothriller gemacht, der bis zum 5. Januar – und damit mittendrin in der besinnlichen Zeit – an insgesamt vier Abenden aufgeführt wird.

Der Stoff ist eher klassischer Natur: Ehemann betrügt Ehefrau. Die Geliebte kommt zu Tode. Ein Unfall, den die betrogene Gattin – versehentlich – verursacht. Die Eheleute versuchen, den Vorfall, um des lieben Friedens willen, vor der Polizei zu vertuschen. Doch im Dorf wird geredet. Ein nervenaufreibendes Versteckspiel beginnt, mit überraschenden Wendungen und „vielschichtigen Charakteren, die nicht schwarz oder weiß sind, sondern Beweggründe für ihr Tun haben“, wie Mira Kick, die Regisseurin und Vorsitzende des Vereins, erklärt.

Raphael Wohlfahrt: Vielleicht haben auch einige Besucher nichts Besseres vor

Dass das Stück vom Aktionstheater überhaupt aufgeführt werden kann, ist indes alles andere als selbstverständlich. So stand die Truppe, die – natürlich in unterschiedlichen Besetzungen – seit mehr als 40 Jahren existiert, zwar nicht vor dem Aus, wohl aber vor der Überlegung, wie es weitergehen soll. Die Mitglieder im Alter von 17 bis 63 leben längst nicht mehr alle im Kreis Göppingen, arbeiten oder studieren in Stuttgart, Tübingen, Reutlingen, Ulm oder gar in Bayreuth und Lübeck.

Die Auswahl der Aufführungstermine inmitten der Weihnachtsferien sei daher keinesfalls zufällig, sagt Raphael Wohlfahrt, der künstlerische Leiter des Aktionstheaters. „Unsere Leute sind in dieser Zeit in Donzdorf, und vielleicht haben da ja auch einige Besucher nichts Besseres vor.“ Dass die Vorbereitung dennoch nicht gerade einfach ist, räumt er ein. „Geprobt werden muss zuvor in Teilen und an Terminen, an denen alle können, meist an irgendwelchen Wochenenden“, erzählt Wohlfahrt. Das sei der räumlichen Distanz geschuldet und schon länger der Fall.

Zwei Wochenenden mit vier Vorstellungen

Bis jetzt habe das unter großen Anstrengungen auch funktioniert. Ein Zukunftsmodell sei es aber nicht. „Wir sind deshalb auf drei Ebenen aktiv“, ergänzt der Mime, der bei „Spurlos verschwunden“ ebenfalls mitspielt. Die Suche nach erwachsenen Mitgliedern laufe aus seiner Sicht ganz gut. Und auch die Nachwuchsförderung klappe. So gehören vier der elf Darsteller bei „Spurlos verschwunden“ (noch) der Theater AG des Rechberg-Gymnasiums an. „Diesen Zugang hegen und pflegen wir nach Kräften“, betont Wohlfahrt. Der dritte Zweig wiederum rankt sich in Richtung der ehemaligen Aktionstheater-Leute. Bei einem Ideenworkshop sollen demnächst Wege gefunden werden, wie die verschiedenen Lebensentwürfe unter einen Hut gebracht und – in welcher Form auch immer – wieder auf die Bühne führen können.