In Donzdorf holen sich die Messelbergschule und das Rechberggymnasium immer mehr Partner aus Gewerbe und Industrie ins Haus. Jetzt zählt auch ein Handwerksbetrieb zu den Bildungspartnern. Zusammen mit der IHK soll das Image der dualen Ausbildung aufpoliert werden. Foto: STZ

Die Donzdorfer Schulen machen Nägel mit Köpfen: Eine neue Bildungspartnerschaft mit einem Malerbetrieb soll vor allem Gymnasiasten neue berufliche Perspektiven vor Augen führen.

Donzdorf - Franz Fischer und Erich Ege gehen gerne neue Wege: Und Berührungsängste mit der Wirtschaft lassen sich die beiden auch nicht nachsagen. Weil der Schulleiter des Donzdorfer Rechberggymnasiums und der Rektor der mit ihm im Kooperativen Bildungszentrum verbandelten Gemeinschaftsschule gerne Theorie und Praxis unter einen Hut bringen, unterhalten beide seit Jahren Bildungspartnerschaften mit Betrieben. Eine weitere Partnerschaft ist nun beim fünften Marktplatz Bildungspartnerschaften der IHK-Bezirkskammer Göppingen von beiden Schulen mit dem Maler- und Stuckateurbetrieb Hofele besiegelt worden.

Ein Maler wirbt für den Handwerksberuf

Nägel mit Köpfen machen Gymnasium und Gemeinschaftsschule nun dank einer Bildungspartnerschaft mit Jürgen Hofele. Der Maler und Stuckateur nennt es besonders attraktiv, künftig in dem Gymnasium für sein Berufsfeld zu werben. Vereinbart sind auch Betriebsbesichtigungen, Praktika und Fachvorträge, außerdem wird die Firma Projektarbeiten der Oberstufe begleiten. Damit erhöht sich die Zahl der Partnerschaften des Gymnasiums auf acht, auch die Hochschule Esslingen am Campus Göppingen zählt dazu. Die benachbarte Messelbergschule zählt sogar elf solcher Bildungspartnerschaften, die teils noch aus Zeiten rühren, als der Fachbegriff noch gar nicht erfunden war und die heutige Gemeinschaftsschule noch Werkrealschule hieß, wie Rektor Ege betont.

„Wirtschaft begegnet den Schülern jeden Tag. Grundkenntnisse aus diesem Bereich gehören dazu wie Lesen und Schreiben,“ erklärt der IHK-Geschäftsführer Peter Saile, der sich für solche Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Betrieben im Landkreis Göppingen einsetzt.

Die IHK fördert die Imagekampagne für die duale Ausbildung

Nahezu alle Schularten gingen seit Jahren derartige Partnerschaften ein – auch die allgemeinbildenden Gymnasien. Allerdings habe sich hier die Zusammenarbeit im Vergleich langsamer entwickelt. Saile begrüßt vor diesem Hintergrund die Verankerung des Schulfachs Wirtschaft von Klasse sechs an im neuen Bildungsplan für das Gymnasium. Und als genauso erfreulich bezeichnet er den Fokus auf die berufliche Orientierung, die vom kommenden Schuljahr an in allen weiterführenden Schulen praktiziert werden soll. Alle Bemühungen, die auch als Langzeit-Imagekampagne für das duale Ausbildungssystem betrachtet werden können, um das Deutschland laut Saile zwar weltweit beneidet werde, aber im eigenen Land immer weniger Zulauf habe. „Wir sehen da ein Imageproblem“, meint Saile und verweist auf 2014. Demnach haben im vergangenen Jahr landesweit zum ersten Mal mehr als 50 Prozent eines Jahrgangs das Abitur abgelegt. Und der Weg ins Studium werde deutlich häufiger gewählt als die Lehre in einem Betrieb.

Gymnasiasten haben das Zeug zum Betriebsnachfolger

„Bei uns gehen 80 Prozent der Abiturienten an die Universität oder an eine Hochschule“, untermauert der Rektor Fischer Sailes Erläuterungen. Dabei sieht Fischer interessante Aufgaben auch für Abiturienten im Handwerk, das er als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet. Fischer spricht von der reizvollen Verbindung von Theorie und Praxis und möchte mehr Gymnasiasten davon überzeugen, dass sie das Zeug beispielsweise für eine Unternehmensnachfolge haben. Ein Thema, das im Handwerk gerade große Sorgen bereite und aus Mangel an geeignetem Nachwuchs immer wieder zu Betriebsschließungen führe. Auf zehn bis 15 Prozent schätzt Fischer den Anteil seiner Schüler, denen er dafür Potenzial nachsagen möchte.