Sucht den schnellen Erfolg bei seiner Basis: Donald Trump sieht sein Land als Opfer. Foto: AP

US-Präsident Trump entfesselt mit sienen Strafzöllen einen globalen Handelskrieg. Nötig ist jetzt eine entschlossene und schnelle Antwort Europas, kommentiert Karl Doemens.

Washington - Die Regierung in Peking warnt ihre Bürger wegen des dortigen exzessiven Schusswaffengebrauchs vor Reisen in die USA. Schweinefarmer in Minnesota werden die Ohren und Schwänze ihrer Ferkel nicht mehr los, die sie bislang als Delikatesse ins Reich der Mitte ausführten. Und der US-Präsident fordert dazu auf, die in Milwaukee gegründete Kultmarke Harley-Davidson zu boykottieren.

  Vor wenigen Monaten noch wären solche Meldungen undenkbar gewesen. Inzwischen markieren sie den eher kuriosen Auftakt eines globalen Handelskriegs, der sich rasant ausweitet. China hat das Inkrafttreten von US-Strafzöllen auf Importe im Wert von 34 Milliarden Dollar am Freitag mit Sonderabgaben im gleichen Umfang gekontert. Insgesamt belegt Washington jetzt Wareneinfuhren aus aller Welt im Umfang von 165 Milliarden Dollar mit Aufschlägen. So etwas hat es seit den 1930er Jahren nicht gegeben. Doch auch das könnten bald übertroffen werden, wenn Präsident Donald Trump wie angedroht europäische Autos sowie sämtliche Lieferungen aus China sanktioniert.

Trump will die Basis bei Laune halten

  Nichts spricht dafür, dass der Wüterich im Weißen Haus seinen protektionistischen Amoklauf einstellt. Trump will als Populist seine Basis bei Laune halten und sein Selbstbild verteidigen.   Bislang ist das nicht so richtig gelungen. Die Zölle auf Aluminium und Stahl sollten ein Hebel sein, um die Handelspartner zu Zugeständnissen zu zwingen. Stattdessen haben China, die EU, Kanada und Mexiko mit Nadelstichen reagiert, die vor allem die Farmer in konservativen Gebieten der USA treffen.

Das kann Trump nicht passen. Er braucht vor den Kongresswahlen im Herbst Erfolge. Das kann nur bedeuten: Er wird den großen Knüppel herausholen.   Die Deutschen sollten sich daher von der Idee einer beiderseitigen Null-Lösung für Fahrzeuge nicht täuschen lassen: Die ist mit Frankreich kaum zu machen und würde langwierige Verhandlungen in der WTO erfordern. Trump will aber kurzfristig punkten. So spricht alles dafür, dass die angedrohten Autozölle kommen – zumal der Präsident aus der eigenen Partei kaum Widerstand spürt. Die beiden prominentesten Freihändler Paul Ryan und Mitch McConnell murmeln ihre Bekenntnisse leise in Hinterzimmern. Und viele andere schweigen ganz aus Angst, vom Bannstrahl des Berserkers getroffen zu werden.

Europa muss jetzt eine Antwort geben

Zugeständnisse sind der falsche Weg. Sie würden Trump nur zu weiteren Grenzüberschreitungen reizen. Erforderlich ist eine geschlossene und kluge Gegenstrategie. Vor allem müssen Deutsche und Franzosen den Handelskrieg endlich auch als Kampf um die Deutungshoheit verstehen. Durch permanente Wiederholung halbwahrer oder falscher Behauptungen ist es Trump gelungen, die größte Wirtschaftsmacht der Welt als Opfer darzustellen. Auf dem Alten Kontinent fehlt eine prominente Figur, die seine aberwitzigen Fantasien genauso vernehmlich richtigstellt. Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn sich ausgerechnet China als mutigster Verfechter des Freihandels profilieren würde.