Wurde er von Donald Trump drangsaliert? James Comey packt aus. Foto: AP

Der US-Präsident verlangt ständig Loyalität von seinen Mitarbeitern. Sein Umgang mit dem Ex-FBI-Chef James Comey wird das Gegenteil bewirken, kommentiert unser US-Korrespondent Karl Doemens.

Washingotn - Die Schilderung ist unglaublich eindrücklich – und einer Demokratie nicht würdig. Ein Präsident, der seinen obersten Ermittler unter vier Augen fragt, ob er wirklich seinen Job behalten will. Der von ihm eine Versicherung verlangt, dass gegen ihn nicht ermittelt wird. Der nahelegt, das Verfahren gegen seinen Ex-Sicherheitsberater einzustellen. Natürlich sind die Aussagen von Ex-FBI-Chef James Comey über seine Begegnungen mit dem US-Präsidenten kaum nachprüfbar. Doch die detailreichen Aufzeichnungen besitzen eine hohe Glaubwürdigkeit.

Trumps übergriffige Aktionen legen das autokratische Denken des Regierungschefs bloß. Und sie sind mit dem modernen Verständnis von Gewaltenteilung nicht zu vereinbaren. Sein Ende bedeuten die Enthüllungen freilich nicht. Aber klar ist: Diese Geschichte wird der Präsident nicht mehr los. Auch dürfte die Unruhe in Trumps Umfeld zunehmen. Dort gibt es kaum noch einen Mitarbeiter, der nicht gedemütigt wurde. Dass Trump dem angesehenen Spitzenbeamten Comey am Ende sogar nach Mafia-Manier drohte, macht allen Lakaien im Weißen Haus überdeutlich, wie wenig sie sich auf die präsidiale Gunst verlassen können. So wird Trump am Ende genau das Gegenteil dessen bekommen, was er so verzweifelt zu erpressen versuchte: nicht mehr, sondern weniger Loyalität.