US-Präsident Donald Trump im West Wing des Weißen Hauses. Foto: AP/Evan Vucci

Im Weißen Haus tritt US-Präsident Donald Trump vor seine Anhänger und erklärt sich zum Sieger der Wahl. Ohne Beweise zu nennen, spricht Trump von einem Betrug am amerikanischen Volk.

Washington - Vor wenigen Minuten hat sich US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus an seine Anhänger gewandt. Er reklamierte den Wahlsieg entgegen der bisherigen Auszählung für sich. „Wir werden das gewinnen, und was mich betrifft, haben wir das schon“, sagt Trump im Weißen Haus. Ohne Beweise zu nennen, spricht Trump von einem Betrug am amerikanischen Volk. Er werde daher den Supreme Court, den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, einschalten.

Die US-Wahl im Liveticker

Er werde die weitere Auszählung der Briefwahlzettel gerichtlich stoppen lassen, sagte der US-Präsident bei seiner Erklärung im „West Wing“ des Weißen Hauses.

Rechtlich hat Trumps Siegeserklärung keine Bewandtnis. Nach einem langen Wahlabend gab es am frühen Mittwochmorgen noch keinen Sieger. In vielen Staaten sind Hunderttausende möglicherweise entscheidende Stimmen noch nicht ausgezählt. Aus großen Städten in den noch offenen Bundesstaaten Georgia und Pennsylvania haben Journalisten beim Kurznachrichtendienst Twitter gemeldet, dass erst nach der Nacht weiter gezählt würde. Beim Fernsehsender Fox sagte ein Statistiker, dass er nicht mehr in der Nacht mit einem Ergebnis aus Georgia, Michigan, Wisconsin oder Pennsylvania rechne.

Interaktive Grafik mit allen Hochrechnungen

In Pittsburgh und dem Rest von Allegheny County in Pennsylvania wollen sich Wahlhelfer wieder ab 10 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MEZ) treffen. Aus Philadelphia hatte es Meldungen gegeben, wonach dort von 9 Uhr an wieder Ergebnisse verkündet werden könnten. Auch in Atlanta im Bundesstaat Georgia sollte es erst am Morgen weitergehen.

Verzögerung durch Briefwahl-Auszählung

In einigen Staaten der USA darf erst am Wahltag mit der Auswertung der Briefwahlstimmen begonnen werden, das führt zu den Verzögerungen. Teils ist dabei der Abgleich von Unterschriften mit Wählerverzeichnissen vorgeschrieben. In einigen weiteren Staaten werden außerdem auch noch Stimmen ausgezählt, die einige Tage nach der Wahl eingehen. Hier zählt dann der Poststempel, der spätestens vom Wahltag stammen muss. Die Wahlleiter mehrerer Staaten im Mittleren Westen hatten im Vorfeld angekündigt, dass die korrekte Auszählung einige Tage dauern könnte. Offen waren auch noch die endgültigen Ergebnisse aus North Carolina.

Arizona geht an Joe Biden

Zuletzt hatten sich am frühen Morgen aber positive Zeichen für Joe Biden gemehrt, unter anderem, weil er einzelne Wahlleute in Nebraska und Maine gewann - die Staaten folgen nicht dem sonstigen US-System, wonach alle Wahlleute eines Staates einem einzigen Kandidaten zugeschlagen werden. Ihm gelang auch ein Sieg in Arizona. 2016 war der Staat im Südwesten noch an die Republikaner gegangen.

Biden muss diesen Boden auf Amtsinhaber Trump gut machen. Ihm gelang nicht der von einigen Experten prognostizierte Erdrutschsieg - die Entscheidung läuft stattdessen nun auf die Staaten des Mittleren Westens hinaus. Wegen der Corona-Pandemie ist es in diesem Jahr schwierig, den Auszählungsstand während der Wahlnacht einzuschätzen. Viele Biden-Anhänger hatten erklärt, per Briefwahl abstimmen zu wollen. Wähler von Präsident Trump wollten eher am Wahltag ihr Votum abgeben. Die Bundesstaaten haben unterschiedliche Methoden dafür, wann sie welche Stimmen auszählen, so dass große Umschwünge im Laufe der Wahlnacht möglich sind.