Comicautor und Onkel-Dagobert-Fan Don Rosa Foto: dpa

Die treuesten Fans der Ducks – egal ob diese nun Donald, Dagobert, Daisy oder Tick, Trick und Track heißen – leben in Europa. Das behauptet zumindest der Comicautor Don Rosa, der in der Stuttgarter Stadtbibliothek von seiner Arbeit erzählt hat.

Stuttgart - In Finnland ist die Entenbegeisterung am größten – dort, so hat Don Rosa erfahren, abonnieren manche Eltern die Comichefte mit den Geschichten um die Ducks sogar schon für Kinder, die noch gar nicht geboren wurden. Aber auch in Deutschland haben die Ducks viele Freunde. Und Don Rosa ist daran nicht unschuldig.

Doch Rosa, der als bedeutendster Zeichner der Ducks seit Carl Barks gilt, zeichnet nicht mehr. Ein Grund dafür mag seine Augenerkrankung sein – aber auch mit seinem Groll dem Disney-Imperium gegenüber hält er nicht hinterm Berg. Niemals, sagt Rosa, habe er für Disney gearbeitet, immer nur für Lizenznehmer des Konzerns gezeichnet. „Ich möchte nichts mit Disney zu tun haben“, sagt er. Und er mag auch die TVSerie „Duck Tales“ nicht besonders, die Dagobert und Co. in Trickfilmhelden verwandelte und zur Folge hatte, dass 99 Prozent aller Fans, denen Don Rosa in den USA begegnet, die Ducks nur aus dieser Serie kennen. „Es ist nich so, dass ich die ‚Duck Tales‘ hasse“, sagt Rosa, „sie waren eine der besten TV-Serien der 1990er. Aber mein Leben wird durch sie nicht einfacher.“ Mit den Comics haben diese Fernsehsabenteuer jedenfalls nichts mehr zu tun.

Trotz Disney und Augenerkrankung ist Don Rosa, der in diesem Monat seinen 64. Geburtstag feiert, ein glücklicher Mensch, einer, dessen größter Traum wahr wurde. Denn bevor er Comiczeichner wurde, war er Fan. Und das ist er immer noch. Rosa besitzt eine der größten Comicsammlungen der USA und begeistert sich nicht nur für Entenhaftes: Auch Superhelden sind ihm willkommen.

Donald wird vor allem von den Deutschen geliebt

1986 wurde Rosa vom Fan zum Profi, begann für den US-Verlag Gladstone zu zeichnen. Drei Jahre sollte diese Verbindung halten, Streit beendete sie, natürlich hatte der Konzern die Finger im Spiel. Von 1990 an arbeitete er für den dänischen Verlag Egmont. 2006 zog er sich zurück.

Dagobert, der Erpel mit dem Faible für Wertvermehrung, war immer schon Don Rosas Favorit. Das hat der Zeichner mit seinen Landsleuten gemein: Donald, der Allzumenschliche, wird vor allem von den Deutschen geliebt, wurde in seiner Heimat aber schnell zur Nebenfigur. Dabei, gibt Don Rosa zu, ist der alte Geizhals Dagobert einer, der sich nur schwerlich positiv vermarkten lässt. Doch zu seiner Zeit verlieh Don Rosa Scrooge McDuck – so heißt Dagobert angelehnt an Charles Dickens’ „Weihnachtsgeschichte“ im amerikanischen Original – neue Charakterzüge, sentimentale Tiefe.

Als echter Fan kennt sich Daniel Vetter, in Stuttgart Rosas Gesprächspartner und Übersetzer, gut im Entenuniversum aus. Er weiß, dass nicht alles, was in den deutschen Heften glänzt, tatsächlich Gold ist. Das war schon bei Carl Barks so: In den US-Comics ist Dagoberts Speicher voller „Small Change“, das heißt: voller Kleingeld, voller Taler und Kreuzer, kleiner Münzen, mit denen der reiche Onkel Erinnerungen verbindet: „Jede Münze, die er hat, bedeutet ihm etwas.“ Dass der Erpel in seinem Geldspeicher auf einem Haufen wertlosen Metalls sitzt, ist für Don Rosa eine der größten Pointen, die Carl Barks sich erlaubte. Umsetzen lässt sich dieser Scherz beim Kolorieren der Comics natürlich schwer – und außerdem haben sich die Fans längst an die Vorstellung von goldenen Bergen gewöhnt.

US-Fans lassen sich seine Zeichnungen in Kunststoff schweißen

Mit Carl Barks, seinem großen Vorbild, will Don Rosa sich nicht vergleichen. Immer wieder spricht er davon, wie unzufrieden er selbst mit seinen Geschichten und Zeichnungen sei. Aber Don Rosa hat in seiner eigenen Arbeit auch immer wieder Themen aufgegriffen, die sich schon bei Barks finden, hat dessen Bildererzählungen fortgesponnen. Das brachte ihm Kritik ein. Er wehrt sich: „Eine ganz neue Geschichte zu schreiben“, sagt er, „ist viel einfacher, als an eine Carl-Barks-Story anzuknüpfen. Dazu gehören viel Arbeit und umfangreiche Recherche. Man muss ja auch logisch an die Ursprungsgeschichte anknüpfen.“

Carl Barks ist nicht der Einzige, der Rosas Arbeit beeinflusste. Auch von den Comics des Satiremagazins „Mad“ ließ er sich inspirieren, von den Westernfilmen John Fords, von Alfred Hitchcock. Don Rosa, seit nun 35 Jahren glücklich verheiratet, lebt in einem Haus in Kentucky, das überquillt von seinen Sammlungen. In Stuttgart wirkt er wie ein großes, glückliches Kind, das sich seine perfekte Welt geschaffen hat. Längst gibt es eine DVD, auf der er durch sein Haus führt und stolz all seine Schätze vorzeigt. Die Dokumentation erschien vor drei Jahren und ist schon nicht mehr aktuell – denn damals sammelte er zum Beispiel noch keine Oldtimer. Teuer allerdings muss nichts von dem sein, was Don Rosa sammelt: Er erschafft sich seine Welt aus kleinen Dingen. Wenn US-Fans sich seine Zeichnungen in Kunststoff schweißen lassen, damit sie nicht an Wert verlieren, dann schüttelt Don Rosa den Kopf.

Auch das ist in Europa anders. Dort ist er gerne unterwegs, besucht die „Conventions“ der Comicfans, liebt den Kontakt zu den Lesern. Die Tour, die ihn gerade wieder durchs Land führt, wird von dem Untertürkheimer Comicshop Gentle Gamer organisiert – und als Don Rosa am Montagabend schließlich am Signiertisch steht, bildet sich dort augenblicklich eine lange Schlange.

Im Ehapa-Verlag ist eine Don-Rosa-Werkausgabe in limitierter Auflage erschienen: neun Bände, 100 Cover-Illustrationen, 120 Poster und 1600 Duckgeschichten. Die „Ron Rosa Collection“ gibt es für 525 Euro bei: www.ehapa-shop.de