Dominik Martinovic (re., im DFB-Pokalspiel gegen Sebastian Rode von Eintracht Frankfurt) will mit dem SV Waldhof gegen Union Berlin den nächsten Bundesligisten ausschalten. Foto: imag/Alfio Marino

Dominik Martinovic galt in der Jugend des VfB und des FC Bayern als eines der Toptalente. Mit 24 hat er bei Drittligist SV Waldhof Mannheim die Hoffnung auf den Sprung ganz nach oben noch nicht aufgegeben. Im Pokal geht’s gegen Union Berlin.

Mannheim - Wenn Dominik Martinovic an diesem Mittwoch (18.30 Uhr) mit dem Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim im DFB-Pokalzweitrundenspiel auf den Bundesligisten 1. FC Union Berlin trifft, dann bringt dieses Duell auch ein Wiedersehen mit Timo Baumgartl. Mit dem Union-Verteidiger feierte der Stürmer seinen bisher größten Erfolg in seiner Karriere: Die deutsche B-Junioren-Meisterschaft im Jahr 2013 unter Trainer Thomas Schneider mit dem VfB Stuttgart. Während Baumgartl sich danach in den höchsten Spielklassen etablierte, blieb Martinovic der Durchbruch ganz nach oben bisher versagt. „Einige Verletzungen haben mich immer wieder zurückgeworfen“, sagt der 24-Jährige und zählt nur die schlimmsten Karrierebremser auf: „Operation am Sprunggelenk, Riss des Syndesmosebandes, Muskelbündelriss, Kreuzband- und Außenbandriss.“ Als müsse er seine Worte etwas wirken lassen, macht er eine kurze Pause, dann erklärt er im Brustton der Überzeugung: „Aber Aufgeben war für mich nie eine Option.“

 

Das würde seinem Naturell auch ganz und gar nicht entsprechen. Für den Kickers-Profi Julian Leist, seinen ehemaligen Mitspieler bei der SG Sonnenhof Großaspach, ist der gebürtige Stuttgart sogar der „fleißigste Spieler“, mit dem er je zusammenspielte und „der dem Fußball alles unterordnet“. Martinovic schiebt vor dem Mannschaftstraining nicht nur regelmäßig um 7 Uhr morgens Extraschichten im Fitnessstudio, er leistet sich auch einen Personal Trainer. Meistens am freien Montag arbeitet er in Stuttgart mit dem früheren Kickers-Athletikcoach Adrian Fleuchaus an seiner Physis. „Er gibt mir dann auch einen Plan für die Woche mit, dabei geht es auch viel um Verletzungsprophylaxe und Ernährung“, sagt Martinovic, der vor 22 Uhr schlafen geht.

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Der Musterprofi ist in Rohracker aufgewachsen, hat in der U 10 und U 11 für die Kickers gespielt, ehe er bis zur U 16 beim VfB dem Ball nachjagte. Das damalige Toptalent nahm danach das Angebot des FC Bayern München an. Als A-Jugendspieler durfte er auch immer wieder unter dem spanischen Starcoach Pep Guardiola mittrainieren. „Ein extremer Perfektionist“, sagt Martinovic. „Bei ihm lernte ich das Ballbesitzspiel, später in Leipzig das Vollspeed-Gegenpressing. Ein idealer Mix“, findet der Mann mit den kroatischen Wurzeln, der drei U-19-Länderspiele für Kroatien bestritt. Bei RB Leipzig, wo ihn auch der frühere VfB-Jugendchef Frieder Schrof förderte, profitierte er viel von Trainer Robert Klauß, aktuell Chefcoach des Zweitliga-Vierten 1. FC Nürnberg.

Allerdings schaffte er auch in Leipzig den Durchbruch nicht. Nach dem Auflösen der zweiten Mannschaft von RB ging es über den SV Wehen Wiesbaden und die SG Sonnenhof Großaspach 2020 zum SV Waldhof Mannheim.

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Für die Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner erzielte der schnelle, technisch starke Stürmer mit dem platzierten Schuss in der vergangenen Drittligasaison 13 Treffer und bereitete acht vor. In dieser Runde traf er viermal, wobei er sich vor dem 19. Oktober coronabedingt insgesamt knapp drei Wochen in Quarantäne befand. Vergangenen Samstag, beim 1:1 im Drittligaspiel gegen den FSV Zwickau, kam er erstmals wieder zu einem zehnminütigen Kurzeinsatz für den aktuellen Tabellenfünften. „Mich hatte es mit Corona ziemlich schwer erwischt, besonders der Husten hat mich schwer mitgenommen“, sagt Martinovic, „doch davor lief es richtig gut in dieser Saison.“ Die Mannschaft und er profitierten auf und neben dem Platz sehr von der Erfahrung von Marc Schnatterer, dem Neuzugang vom Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Für Martinovic steht fest: „Waldhof war für mich der richtige nächste Schritt. Der Club hat ein Riesenpotenzial.“

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Auch im DFB-Pokalknüller am Mittwoch vor ausverkauftem Haus im Carl-Benz-Stadion gegen Bundesligist Union Berlin rechnet er sich Chancen aus. „Wir wollen eklig sein, dem Gegner den Spaß am Spiel nehmen, wie schon bei unserem 2:0-Erstrundensieg gegen Bundesligist Eintracht Frankfurt, dann ist erneut vieles möglich für unser Team“, sagt er. Genauso wie für ihn persönlich. Die Hoffnung auf den Sprung in die Bundesliga – und ein Duell mit Timo Baumgartl in der höchsten Spielklasse – hat er noch nicht aufgegeben. Kein Wunder bei seinem Fleiß und Ehrgeiz.