Goggo Gensch findet, dass Dokumentarfilme unterbewertet sind. Foto: Südwestrundfunk/Ronny Zimmermann

Die Dok-Premieren sind nun auch in Stuttgart zu sehen: Goggo Gensch moderiert und kuratiert die Filmreihe im Delphi Arthaus. Was ihn an der ersten Doku – einem Einblick in die Welt russischer Straßenhunde – fasziniert, verrät er im Interview.

Stuttgart - Bereits seit zehn Jahren gibt es die Filmreihe „Dok-Premieren“ in Ludwigsburg. Dort zeigt das Haus des Dokumentarfilms Stuttgart in Kooperation mit dem Verein Kinokult Dokumentarfilme im Caligari-Kino. Von 21. Oktober an ist die Reihe auch in Stuttgart zu sehen: Im Delphi-Arthaus-Kino präsentiert Goggo Gensch als erstes „Space Dogs“. Im Interview zum Start der Filmreihe in Stuttgart erzählt der ehemalige Leiter des SWR-Doku-Festivals und Filmemacher nicht nur, warum es ihm wichtig ist, dass Dokumentarfilme auch im Kino gezeigt werden.

Wie kam es dazu, dass Sie die Moderation der Dok-Premieren im Delphi übernehmen?

Ulrike Becker vom Haus des Dokumentarfilms ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich Lust dazu hätte, die Dok-Premieren zu moderieren und zu kuratieren. Sie fand es schade, dass es die Veranstaltung, die ja seit zehn Jahren in Ludwigsburg stattfindet, nicht auch in Stuttgart gibt. Daher habe ich bei Peter Erasmus vom Arthaus-Kino nachgefragt, und er war sofort dabei.

Wieso ist es Ihnen wichtig, Dokumentarfilme im Kino zu zeigen?

Ich finde, dass Dokumentarfilme insgesamt unterbewertet sind. Sie sind gleichzusetzen mit anderen Filmen, denn ein guter Film muss eine gute Geschichte erzählen, egal, welchem Genre er angehört. Einen Dokumentarfilm im Kino zu sehen ist noch einmal etwas anderes: Dort hat man für gewöhnlich das Gemeinschaftserlebnis, das man vor dem heimischen Fernseher nicht hat.

Was bedeuten Ihnen Dokumentarfilme?

Dokumentarfilme sind für mich eine gegenwärtige Kunstform, die umso wichtiger ist, je unübersichtlicher die Welt wird. Für mich sind sie ein Eintauchen in eine fremde Welt, über die man durch den Film mehr erfährt. Heutzutage wird alles immer unübersichtlicher. Ein Dokumentarfilm kann bei der Orientierung sowie der Meinungs- und Wissensentwicklung helfen. Er macht außerdem neugierig, man will mehr von dem Thema wissen, das im Film behandelt wird.

Wieso haben Sie sich für den Film „Space Dogs“ entschieden?

Im Film geht es um Moskauer Straßenhunde, die durch die Straßen streifen, ums Überleben kämpfen, nach Futter suchen und den Umgang untereinander sowie mit den Menschen. Einer Legende nach soll in den Straßenhunden der Geist von Laika leben. Sie war das erste Lebewesen, das in den Weltraum geschickt wurde. Die Menschen wussten, dass sie das nicht überleben wird. Die Geschichte dieses Films ist so bizarr, dass er mich einfach interessiert hat und ich ihn sehen musste. Es ist ein sehr bildstarker Film, in dem die Hunde natürlich keine Darsteller sind. Dennoch ist die Kamera immer hautnah dabei, auf Augenhöhe. Und obwohl der Film nicht inszeniert ist, was mit Straßenhunden ja überhaupt nicht möglich wäre, wirkt er, als wäre er inszeniert. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass man durch Dokumentarfilme einen Einblick in eine fremde Welt bekommt: Er zeigt Moskauer Vorstädte, waldartige Gegenden, aber auch das Moskauer Raumfahrtinstitut und die historischen Vorbereitungen mit Laika. Dieser Überlebenskampf der Straßenhunde, kombiniert mit den Bildern aus der Pionierzeit der Raumfahrt, machen den Film zu etwas Besonderem.

Info

Die Dok-Premieren im Delphi Arthaus Kino gehen weiter: Im November zeigt Goggo Gensch den Film „Narren“ von Wiltrud Bauer und Sigrun Köhler, im Dezember ist der Film „Mary Baumeister – Eins und eins ist drei“ von Carmen Belaschk zu sehen, im Januar der Film „Walchensee forever“ von Janna Ji Wonders.