Von Duschanbe nach Tashkent – Patrick Allgaier in Zentralasien im Juni 2013 Foto: PR

Patrick Allgaier und Gwendolin Weisser haben mit ihrem Dokumentarfilm „Weit“ einen Coup gelandet. Beim Kino auf der Burg in Esslingen ist Allgaier gefragt. Vorab erzählt der Freiburger, warum er über seine nächste Reise keinen Film machen will.

Esslingen - Es ist dann immer doch weiter als man denkt“, sagt Gwendolin Weisser in einer trockenen Steppe zu Patrick Allgaier in die Kamera. Das Freiburger Paar reiste von 2013 bis 2016 ohne Flugzeug um die Welt und hat darüber den Dokumentarfilm „Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“ gedreht. Was für ihre Weltreise gilt, hat sich nun auch für die Filmtour der beiden Abenteurer bewahrheitet. Die dauert seit mehr als eineinhalb Jahren an. Nun war Patrick Allgaier beim Kino auf der Burg geladen. Vorab erzählt der 35-Jährige, wie sich das Leben der beiden durch den Film verändert hat.

Tickets für „Weit“ beinahe ausverkauft

Im März 2017 kam die Doku in die deutschen Kinos und entwickelte sich schnell zum Publikumsliebling. „Angefangen hat es damit, dass wir ein Freiburger Kino gefragt haben, ob wir den Film dort zeigen dürfen. Dann hat es sich weiter rumgesprochen und Kinos in ganz Deutschland kamen auf uns zu“, sagt Allgaier. Auch über eineinhalb Jahre nach der ersten Ausstrahlung, läuft der Film noch in den Kinos. „Das ist ungewöhnlich und überwältigend. Anfangs wollten wir den Film ja nur für Freunde und Familie machen. Aber wir haben wohl den Nerv der Zeit getroffen.“

Der Film landete laut der Berliner Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater auf Platz drei der Arthouse-Charts 2017 – hinter den US-Produktionen „La La Land“ und „Moonlight“. Auch in Esslingen lief er bereits im August 2017, wie Sibylle Tejkl vom Kommunalen Kino berichtet. „Bei uns war ,Weit’ sehr erfolgreich. Im Februar und April 2018 haben wir ihn nochmals angeboten. Für das Kino auf der Burg hatten wir befürchtet, dass er ausgewertet ist. Eine eklatante Fehleinschätzung. Sofort nach Vorverkaufsbeginn zeichnete sich ab, dass er neben ,Wunder’ zu den beliebtesten Filmen zählt.“ Am Dienstagvormittag vor dem Screening waren noch 500 von 3000 Tickets übrig. „Wir sind begeistert!“, so Tejkl.

Überwältigt von positiven Rückmeldungen

„Es ist ein Fulltime-Job den Film, die Screenings und den Vertrieb zu betreuen, das war ja alles nicht geplant. Für uns war es aber auch toll, gleich nach der Reise eine erfüllende Aufgabe zu haben, und es ist schön, davon im Moment leben zu können“, meint Allgaier, der ohne Freundin und Kind, das auf der Weltreise geboren wurde, anreist. Das Schönste auf der Filmtour sei für ihn aber, dass Reisende Erfahrungen austauschten. „Wenn dir jemand erzählt, dass er nach deinem Film gastfreundlicher wurde und auch mal Fremde im Zug anspricht, ist das ein tolles Gefühl. Gerade in der jetzigen Zeit, in der Menschen Angst vor anderen Kulturen haben und Mauern bauen.“

Weniger angenehm ist ihm und seiner Familie, dass die Zuschauer nach dem Film offenbar denken, ihn persönlich gut zu kennen. „Der Film ist etwas sehr Persönliches. Wir sehnen uns nach einem entschleunigten Leben und würden – wenn alles weniger wird – am liebsten auf einem alten Bauernhof in einer Öko-Gemeinschaft leben“, sagt Allgaier. Die nächste Reise steht dennoch vor der Tür. Mit dem VW-Bus soll es eine Weile nach Marokko gehen, zeitlich wieder uneingeschränkt. Einen Film soll es davon aber „auf keinen Fall“ geben.