Die Dokumentation „Von Heimat kann man hier nicht sprechen“ zeichnet den Aufstieg erfolgreicher Bands aus Stuttgart und der Region nach. Esslingen spielt dabei eine zentrale Rolle.
Stuttgart/Esslingen - „Von Heimat kann man hier nicht sprechen“ ist sowohl der Titel eines Samplers, der 2013 veröffentlicht wurde, als auch der Titel einer Doku, die im Rahmen der Ausstellung Sound of Stuttgart im Stadtpalais gezeigt wird.
Der Film beschäftigt sich mit Bands aus Stuttgart und der Region, wie Die Nerven, Human Abfall, Karies, Wolf Mountains, Mosquito Ego und Jamhed, die auf dem Sampler vereint sind und von 2012/2013 an bundesweit Aufmerksamkeit fanden. Die Punkband Die Nerven ist dabei nur die Spitze eines musikalischen Eisbergs, der damals und teilweise auch heute noch für Stuttgarts Subkultur steht.
Was das Ganze mit Esslingen zu tun hat, wird deutlich wenn man sich mit den Entstehungsgeschichten der Bands und ihren Wegen beschäftigt. Esslingen, insbesondere das Jugendhaus Komma, spielt dabei eine zentrale Rolle, das zeigt auch die Doku. „Viele Musiker sind eng mit dem Komma verbunden. Die Nerven haben hier geprobt, ein Album aufgenommen und Konzerte gespielt, Mitglieder etwa von Wolf Mountains haben hier Praktika gemacht, einige Musiker sind bei uns als Ehrenamtliche engagiert, viele Bandmitglieder regelmäßig zu Gast bei unseren Konzerten“, sagt Jörg Freitag.
Esslinger Festival als Initialzündung
Der Leiter des Veranstaltungsbereichs im Komma ist mitverantwortlich dafür, dass Bands aus Stuttgart und der Region angesichts der Mangelware Proberaum hier einen Nährboden finden. „Das geht bei uns auch, weil wir von der Stadt Esslingen gefördert werden“, sagt Freitag. Das Komma stellt nicht nur Proberäume zur Verfügung, sondern gibt den Künstlern auch eine Bühne. Bei dem Festival ES x SW – Esslingen by Southwest, das 2013 stattfand, spielten zwei Tage lang Bands aus Stuttgart und der Region – neben Die Nerven, Wolf Mountains und Karies etwa auch Levin goes lightly, JFR Moon und All diese Gewalt! „Das war die Initialzündung für den Sampler und für die Filmaufnahmen“, so Freitag, der in der Doku häufig zu Wort kommt.
Als zweite Keimzelle für Subkultur und das Emporkommen der Stuttgarter Bandgruppierungen, die soundtechnisch im Garage, Lo-Fi und Punk-Rock verwurzelt und untereinander eng vernetzt sind, wird der Nordbahnhof als Ort hervorgehoben und die Akteure interviewt. Zudem kommen die Bandmitglieder selbst, wie etwa Kevin Kuhn, Reinhold Buhr und Julian Knoth zu Wort.
Die meisten Aufnahmen wurden im Rahmen des Esslinger Festivals 2013 gemacht. Nachdem sie lange unangetastet blieben, hat kürzlich ein Trio von der Merz-Akademie mit Förderung vom Popbüro Stuttgart das Projekt in Angriff genommen und das 60-minütige Werk fertiggestellt. Es hat durch minutenlange Konzertmitschnitte zwar Längen und hat erzählerische Schwachstellen, doch gibt die Doku einem breiterem Publikum interessante Einblicke in die Szene und macht auf Problematiken in der hiesigen Musikszene aufmerksam.
Diskussion über die Zukunft der Musikszene
Nach der Filmpremiere findet dazu eine Diskussionsrunde statt. Eingeladen sind etwa die Filmemacher von ThirdPicture, Moritz Finkbeiner, Julian Knoth, Ralv Milberg und Reinhold Buhr. Geleitet wird das Gespräch von Popjournalist Linus Volkmann.
„Von Heimat kann man hier nicht sprechen“
11.6., 19.30 Uhr, Stadtpalais Stuttgart.