Wie klangen die furchterregenden Echsen wirklich? Die Doku gibt eine interessante Antwort: Ausschnitt aus einer Animation Foto: ZDF /Getty Images / Caligari Entertainment

Woher rührt die Begeisterung für die gigantischen Urzeit-Wesen? Eine spannende ZDF-„Terra X“-Doku rollt die Geschichte der Dinoforschung auf.

Für kaum ein Fachgebiet können sich Jung und Alt derart gleichermaßen begeistern wie für die Dinosaurier; und das nicht erst seit „Jurassic Park“. Tatsächlich haben die Funde gigantischer Knochen schon in grauer Vorzeit die Fantasie angeregt; so sind etwa die Drachensagen entstanden. Für Griechen und Römer wiederum waren die riesigen Fossilien der Beweis für die Existenz ihrer Götter.

 

Stefan Schulze ist für die ZDF-Reihe „Terra X“ einigen dieser Mythen auf den Grund gegangen; angesichts der wissenschaftlichen Belastbarkeit seiner Erkenntnisse wirkt der Titel „Dino-Jäger“ fast schon reißerisch. Mit Hilfe diverser Fachleute, die meisten vom Berliner Museum für Naturkunde, in dem mit dem 23 Meter langen und 13 Meter hohen Giraffatitan brancai eines der größten montierten Dinosaurierskelette weltweit steht, räumt der Autor mit einigen Legenden auf, liefert aber auch für überraschende Erkenntnisse: Wer hätte gedacht, dass die Nachfahren der Saurier mitten unter uns leben? Und damit sind nicht etwa Eidechsen gemeint, selbst wenn die wörtliche Übertragung des Begriffs Dinosaurier („gewaltige Echse“) dies nahelegt.

Gefiederte Gesellen

Fesselnd ist auch Schulzes Streifzug durch die Historie: Die seriöse wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Giganten hat erst vor 200 Jahren begonnen. Die Faszination der Menschen war umgehend derart groß, dass schon Mitte des 19. Jahrhunderts in England der erste „Dino-Park“ eröffnet wurde. Die ausgestellten Skulpturen entsprachen größtenteils dem Bild, das bis heute vorherrscht, mit einem Unterschied: Dass viele Saurierarten ein schillerndes Federkleid trugen, um die Weibchen zu beeindrucken, ist noch nicht allzu lange bekannt.

Weil einige der Dinoforscher in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade zimperlich waren, kann Schulze seinen Film um skurrile Fußnoten ergänzen. Zumindest insofern passt der Titel dann doch: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lieferten sich zwei amerikanische Paläontologen einen regelrechten Wettbewerb um die spektakulärsten Funde. Es gelang ihnen zwar, mehrere Dutzend Saurierarten zu benennen, aber ihr „Knochenkrieg“ war dennoch nicht nur zum Nutzen der Wissenschaft. Die ergiebigste Fundstelle ist deutschen Forschern zu verdanken, die vor gut hundert Jahren ein wahres Dino-Dorado in Tansania entdeckten. Ihre Beute war derart umfangreich, dass der Inhalt der entsprechenden Kisten bis heute nicht komplett untersucht ist.

Eine Frage bleibt offen

Wie haben die Tiere ausgesehen, wie haben sie gelebt?, heißt es zu Beginn in dem vom Schauspieler Stefan Wilkening sehr angenehm vorgetragenen Kommentar. Diese Fragen beantwortet Schulze mit Hilfe sehenswerter digitaler Rekonstruktionen, aber eine dritte lässt er leider offen: Wie wäre es, echten Dinosauriern zu begegnen? Dazu ist es nur im Kino gekommen, schließlich gibt es neben der „Jurassic Park“-Reihe eine Vielzahl weiterer Leinwandabenteuer, in denen moderne Menschen auf Saurier Tiere treffen. Als der Homo sapiens vor 300 000 Jahren erste Spuren in der Weltgeschichte hinterließ, waren die Dinos, bis dahin 170 Millionen Jahre lang die unangefochtene Krone der Schöpfung, bereits seit 65 Millionen Jahren ausgestorben.

Druckwelle statt Gebrüll

Stefan Schulze hat dank der modernen Wissenschaft aber genügend andere spannende Facetten zu bieten. Unter anderem vermittelt er mit Hilfe eines Tierstimmenarchivs, wie das aus dem Kino bekannte donnernde Gebrüll des Tyrannosaurus Rex wohl in Wirklichkeit geklungen hat. Die Kommunikation des Dino-Stars bewegte sich vermutlich in Frequenzen, die für den Menschen gar nicht wahrnehmbar sind; sein Grollen wäre nur als Druckwelle zu spüren gewesen.

Dino-Jäger – Auf der Spur der Urzeit-Giganten: 30. Juli, 19.30 Uhr, ZDF