Leonie hat die Kamera fast immer dabei. Foto: dpa/dpa

Teenie-Influencerinnen sind für viele junge Menschen Idole. Über eine von ihnen hat die Regisseurin Susanne Regina Meures den Dokumentarfilm „Girl Gang“ gedreht, der an diesem Donnerstag (20. 10.) in die Kinos kommt. Er zeigt, dass hinter dem Influencer-Leben vor allem eines steckt: harte Arbeit.

Die Geschichte von Leonie scheint perfekt. Mit 13 stellt sie ihr erstes Video auf Youtube. Wenig später hat „leoobalys“ bei Instagram und TikTok Tausende Follower. Sie tritt vor kreischenden Mädchen auf, die es cool finden, wenn das hübsche Mädchen aus einem Berliner Vorort ihnen im Internet von ihren Hausaufgaben erzählt oder Klamotten, Make-up und Fast Food empfiehlt. Leonie ist zur Influencerin geworden. Für Produkt Placement und Unternehmens-Kooperationen wird sie jetzt bezahlt. Das ist die eine Seite der Geschichte.

Es gibt aber noch eine andere. Der Dokumentarfilm „Girl Gang“ der Regisseurin Susanne Regina Meures zeigt, was sich hinter dieser Scheinwelt verbirgt: knallharte Arbeit. Und die wird immer mehr. Je mehr Follower Leonie hat, desto mehr Aufträge kann sie annehmen, desto mehr Content muss sie liefern.

Dabei ist Leonies Ansporn, das alles neben Schule und Fußballtraining auf sich zu nehmen, nicht allein das Geld. Es sind die Likes, die auf sie wie Applaus, wie eine Art Droge wirken. „Ich finde es einfach krass, wie die Leute mich feiern, so ein krasser Antrieb“, sagt sie im Film. „Jetzt produziere ich einfach noch mehr. Ich baue das Ganze noch mehr aus. Jetzt pushe ich mich noch mehr.“

Die Eltern werden zu Managern ihrer Tochter

Manche Eltern würden ihrer Tochter ein solches Leben wohl verbieten. Andy und Sani dagegen unterstützen Leonie, mehr noch: Sie erkennen, wie viel Geld mit dem Influencer-Dasein zu verdienen ist – und werden selbst zu ihren Managern. „Mein Leben ist jetzt so viel spannender“, sagt Andy etwa. „Es ist der Wahnsinn, was Leo uns hier ermöglicht. Und wenn irgendwas schieflaufen würde, man würde es wahrscheinlich gar nicht merken, weil man so bedröppelt ist vor Glück.“

Vier Jahre hat Regina Meures Leonie und ihre Eltern für „Girl Gang“ begleitet. Inzwischen ist Leonie 18 Jahre alt, hat gerade Abitur gemacht. Es überrascht, wie intensiv die Regisseurin hinter die Fassade aus Weichzeichnern und Filtern schauen kann. Kommt dahinter doch eine Welt zum Vorschein, die sich stark von der unterscheidet, die die Familie im Internet inszeniert.

Man sieht Leonie, wie sie sich auf Knopfdruck mechanisch in Szene setzt, lächelt, ihre Haare wirft. Wie sie Fotos und Videos produziert, retuschiert, schneidet. Man wird Zeuge, wie der Druck steigt, wie das auch zu Streitigkeiten in der Familie führt. Und dass Ruhm auch Hass mit sich bringt, der teilweise bedrohlich wird. Diese intimen Einblicke machen den Film sehenswert. In Zeiten, in denen Influencerinnen wie Leonie für viele Teenager Idole sind, ist „Girl Gang“ ein wichtiger Film. Ab Donnerstag (20. 10.) läuft er im Kino.