Im DFB-Pokal-Halbfinale zündeten die Fans des Hamburger SV Pyrotechnik. Foto: IMAGO/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold

Seit der Rückkehr der organisierten Fanszene in die deutschen Fußball-Stadien wird ordentlich gezündelt. Dabei schrecken Geldstrafen nicht ab, wie eine Doktorarbeit untermauert.

Geldstrafen für das Abbrennen von Pyrotechnik oder das Zünden von Raketen werden das Verhalten der Fans in den Fußballstadien nicht ändern. Zu dieser Erkenntnis kam der Dresdner Philipp Winskowski, der für seine Doktorarbeit mehr als 1000 Strafen analysierte und 27 Personen aus der Fanszene sowie von Verbänden und Vereinen interviewte.

„Geldstrafen haben so gut wie keinen Einfluss auf das Verhalten der Fans, solange sie nicht weitergegeben werden. Allerdings meinen die befragten Sportrichter, dass die Strafen die Vereine zumindest zum Nachdenken und zum Dialog mit den Fans anregen“, sagte der 33-jährige Betriebswirt in einem Interview der „Sächsischen Zeitung“ (Mittwoch).

Hohe Strafen für Vereine

Für die Ultras stellt der Einsatz von Pyrotechnik ein unverzichtbares Element einer stimmungsvollen, lebendigen Fankultur dar. Auf der anderen Seite gibt es die Regularien des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL). Vereine wie Dynamo Dresden zahlen bei Vergehen teilweise Strafen in sechsstelliger Höhe.

„Man sollte die Strafen und ihre Wirkmechanismen zumindest hinterfragen. Zumal ich auch zu dem Ergebnis gekommen bin, dass Strafen für Fans teilweise ein Anreiz für mehr Vergehen sind“, sagte Winskowski und erklärte ergänzend: „Vertreter einer aktiven Fanszene, mit denen ich gesprochen habe, meinten, dass sie gern Randalemeister werden wollten. Ihr Verein hatte in einer Saison sehr viele Strafen erhalten und war in diesem Ranking sehr weit oben. Deswegen haben die Fans dann noch einmal Strafen verursacht. Geldstrafen können also auch einen Negativ-Anreiz setzen.“

Zudem dulden einige Vereine das Verhalten ihrer Anhänger. „Ich denke, dass die Vereine für das Fehlverhalten der Fans vor allem bestraft werden, um den Medien und der Politik zu zeigen, dass man als Verband doch etwas dagegen unternimmt. Die Strafen sind dabei aber so moderat, dass alle Seiten damit gut leben können. Es wirkt wie ein Agreement“, sagte der Betriebswirt zu seiner Vermutung. Zudem lohne es sich für Traditionsvereine wie Dynamo oder auch Eintracht Frankfurt „ökonomisch nicht, sich mit den eigenen Fans anzulegen“.