Eingespieltes Duo: Hundetrainerin Carmen Schmid und Frodo Foto: Gottfried Stoppel

Klein, aber oho – das gilt im besonderen Maße für die Cairn Terrier von Carmen Schmid und Cornelia Demling. Demnächst werden sie bei der Dogdance-Europameisterschaft in Stuttgart antreten.

Carmen Schmids Tanzpartner ist unermüdlich. Hoch motiviert zeigt der Cairn Terrier immer und immer wieder für den Zeitungsfotografen seinen Flip, eine elegant gegen die Oberschenkel seiner zweibeinigen Tanzpartnerin gesprungene Wendung, bis dieser das temporeiche Kunststück im Kasten hat. „Frodo kennt das vom Training“, erklärt Schmid die Wiederholungen, derweil sie mit einem kurzen Futterspiel seinen Fleiß belohnt. Frodo hechtet den geworfenen Wurststückchen nach, bevor er dann auf Schmids Kommando wieder zum Sprung ansetzt. Denn ohne Fleiß kein Preis – und das sind in Frodos Fall längst nicht nur Würstchen. Der knapp vierjährige Rüde ist amtierender Deutscher Vizemeister im Dogdance, genauer gesagt in Heelwork to music, wie seine Disziplin heißt.

Nicht nur spektakuläre Tricks

Dabei präsentieren die Mensch-Hund-Teams nicht nur spektakuläre freie Tricks, sondern vor allem auch verschiedenste Fußpositionen. Frodo gibt einen Einblick, was da abseits des klassischen Links-neben-dem-Hundeführer-Laufens alles möglich ist: Er geht mal vorwärts, rückwärts, seitwärts, mal links, mal rechts, mal vor, mal zwischen den Beinen von Carmen Schmid – aber immer mit gespitzten Ohren und dem Blick an sie geheftet, um ja keine ihrer Anweisung zu verpassen. Spielend leicht sieht es aus, wie die beiden ihr Können in einer durchdachten Choreografie zu Musik vorführen. Doch wer je einen Hund ausgebildet hat, weiß, dahinter steckt viel Übung und Talent. Beides hat Frodo. Bereits im Alter von acht Wochen hat Schmid ihn ans Dogdancing herangeführt. Demnächst startet der Rüde als einer der jüngsten Teilnehmer bei der Europameisterschaft, die im Rahmen der Haustiermesse Animal in der Neuen Messe in Stuttgart vom 18. bis 20. November stattfindet.

Ebenfalls antreten wird Toto. Die siebenjährige Hündin ist Dogdance-Profi. Gemeinsam mit ihrer Hundeführerin Cornelia Demling hat sie schon viele Erfolge im Freestyle gefeiert. Bei dieser Disziplin können die Teams ihre Choreografie völlig frei und ohne Pflichtelemente gestalten. Bewertet werden ebenso wie bei Heelwork to music Artistik und Technik, sprich: Wie ist die Choreografie aufgebaut – ist ihr Konzept verständlich, passt sie zum Hund, welche Elemente enthält sie, wie schwer sind diese, wie präzise ausgeführt, und sind die Übergänge fließend? Totos und Demlings Stärke: ein perfektes Zusammenspiel – auch auf Distanz und selbst ohne Blickkontakt in voneinander abgewandter Position.

Das hat ihnen nicht nur den dritten Platz bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft und die EM-Qualifikation eingebracht. Die beiden werden 2023 für Deutschland auf der Crufts in Birmingham starten. Die Messe in Großbritannien gilt als die weltgrößte Hundeausstellung. Hunde, die dort im Dogdancing antreten, brauchen vor allem eines, sagt Schmid: Nervenstärke. Sie muss es wissen. Denn mit Frodos Vorgänger Gimli hat sie zweimal die deutschen Farben dort vertreten dürfen. „Das ist dort wie in der Porsche-Arena, mit einem 40 mal 40 Meter großen Ring, in dem man auftritt, mit Tribünen bis unter die Decke und einer Filmkamera, die über einen drüber schwenkt. Für Hunde eine heftige Nummer“, beschreibt Schmid die Atmosphäre.

Ein eigenes Dogdance-Center

Doch Gimli war nicht nur ein Dogdance-Ass. Der Cairn Terrier aus Demlings früherer Zucht hat der vormaligen Schäferhundhalterin, die zu dieser Zeit eine Hundeschule in den Berglen geführt hat, gezeigt, was in kleinen Hunden steckt, und sie 2006 zum Dogdancing gebracht. Inzwischen hat sich Schmid ganz der vergleichsweise jungen Hundesportart verschrieben, die in den 1990ern in den USA und Großbritannien ihre Anfänge nahm und auch in Deutschland zunehmend Verbreitung findet. Zusammen mit Cornelia Demling, ihrer „Meisterschülerin“, führt sie ein eigenes Dogdance-Center in Remshalden-Grunbach, das sie als „WG von Dogdancern“ bezeichnet. Neben Schmid und Demling und ihren Vierbeinern gehören noch rund zehn weitere Mensch-Hund-Teams aus dem Großraum Stuttgart dazu.

Darüber hinaus pilgern zu Schmids Seminaren Dogdancer aus ganz Deutschland und aus Österreich. Zudem ist die 59-Jährige aus Berglen nicht nur aktive Hundesportlerin. Wie Demling – die 50-Jährige stammt ebenfalls aus den Berglen – ist sie auch als Dogdance-Richterin und Organisatorin von Turnieren tätig. Des Weiteren ist Schmid Gründungsmitglied des bundesweit agierenden Vereins Dogdance Deutschland sowie Dogdance-Beauftragte des Verbands für das Deutsche Hundewesen, kurz VDH, der die neue Hundesportart 2018 offiziell als solche anerkannt hat.

Und für welche Hunde ist Dogdancing geeignet? Für kleine und wendige Vierbeiner wie Cairn Terrier? Die geeignete Rasse gebe es nicht, sagt Schmid: „Ich habe auch schon einen Neufundländer in einem EM-Finale gesehen. Wichtig ist, dass die Musik und die Choreografie zum Hund passen.“ Alles andere sei eine Frage der Motivation, wie Frodo und Toto zeigten. „Terrier heißt es oft, sind stur. Aber das ist Quatsch. Sie sind zielstrebig. Man muss nur ihren Willen, etwas zu erreichen, auszunutzen verstehen.“

Weitere Informationen gibt es unter: www.dogdance-center.de