Auf dem unteren Teil des ehemaligen DLW-Geländes soll urbaner Wohnraum entstehen. Foto: StZ-Grafik: zap

Es ist das größte Projekt seit der Landesgartenschau 1989: Das alte DLW-Gelände soll umgestaltet werden in ein Gebiet, in dem Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit ganz nah beieinander liegen. Doch beim Verhältnis der Anteile für Wohnen und Gewerbe ist der Gemeinderat noch uneins.

Bietigheim-Bissingen - Zum ersten Mal in öffentlicher Sitzung hat sich der Gemeinderat von Bietigheim-Bissingen am Dienstagabend mit einem Megaprojekt befasst, das städtebaulich vergleichbar ist mit der Umgestaltung der Stadt anlässlich der Landesgartenschau 1989. Es geht um das ehemalige Gelände des Fußbodenherstellers DLW, ein 8,5 Hektar großes Areal, das zwischen B 27 und Bahngleisen entlang einer zentralen Achse der Stadt verläuft.

Stadträte und Verwaltung nutzten ihre Stellungnahmen, das Großprojekt entsprechend zu würdigen: Es sei ein „städteprägendes Projekt“ sagte der SPD-Fraktionschef Volker Müller. Jürgen Weller von der CDU nannte es das „bedeutendste städtebauliche Projekt der nächsten Jahrzehnte“. Und der Bürgermeister Joachim Kölz stellte klar: „Die 8,5 Hektar bringen uns erhebliche Flächen, die wir so in Zukunft nicht mehr haben werden.“

Wettbewerb in zwei Phasen

Wegen der hohen Bedeutung des Projekts möchte die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb ausrufen und die Bürger frühzeitig einbeziehen. Eine erste Informationsveranstaltung zum Thema soll es am 23. Mai um 18 Uhr in der Bietigheimer Kelter geben. Gemäß dem vom Gemeinderat jetzt einstimmig verabschiedeten Eckpunkteplan soll der städtebauliche Wettbewerb zweistufig ablaufen: In einer ersten Phase soll es ein offenes, unbeschränktes und anonymes Verfahren geben. Ein Preisgericht soll dann drei bis sieben Entwürfe auswählen. Alle Wettbewerbsbeiträge sollen öffentlich ausgestellt werden, die Öffentlichkeit erhält dann wieder die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Eine Art Planungsmesse wäre vorstellbar.

In der zweiten Phase nehmen dann nur noch die Preisträger aus Phase eins teil und überarbeiten und konkretisieren ihre Beiträge auf Basis der Überarbeitungsempfehlungen. Für die erste Phase halten sich die Vorgaben der Stadt in Grenzen: Angestrebt wird eine Mischnutzung aus 50 Prozent Wohnen und 50 Prozent Gewerbe. Ein Lärmschutz ist nötig wegen der Lage zwischen B 27 und Bahnschienen. Die Nutzung des Bigpark-Gewerbegebiets im Norden wird nicht verändert. Außerdem soll es einen Grünzug sowie einen Kindergarten und kleine Einzelhandelsangebote geben. „Urbanes Wohnen“, also die Nähe von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit, ist das Stichwort. Zudem soll umweltbewusst geplant werden und der Wohnbereich autofrei gehalten werden. Dennoch rechnet die Stadt durch das neue Gebiet mit etwa 7500 Fahrzeugen mehr am Tag in der Umgebung.

Baubeginn frühestens 2020

Der Start des Langfrist-Projekts ist im Herbst, wenn der Wettbewerb ausgeschrieben wird. Ein Siegerentwurf dürfte dann im Herbst 2018 feststehen, danach wird der Bebauungsplans aufgestellt und schließlich das Gelände erschlossen. Ein Baubeginn ist frühestens 2020 zu erwarten.

Die einstimmig beschlossenen Eckpunkte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Thema DLW-Areal auch im Gemeinderat noch hitzig debattiert werden wird. Denn gerade die vorgesehene Mischnutzung aus 50 Prozent Wohnen und 50 Prozent Gewerbe ist nicht in Stein gemeißelt. Auf einer Klausurtagung einigten sich die Stadträte auf diesen Kompromiss, der auch eine Verschiebung um zehn Prozent in die eine oder andere Richtung vorsieht. Die Bandbreite sei davor jedoch von 100 Prozent Wohnen bis zu 100 Prozent Gewerbe gegangen, heißt es.

So forderte die SPD etwa einen hohen Anteil für Wohnzwecke, während sich die Fraktionen von CDU, Freien Wählern und Grünen für mehr Gewerbe aussprachen – letztere vor allem mit dem Hinweis, dass hier Gewerbe angesiedelt werden könne, ohne weitere Flächen zu versiegeln. Ebenso strittig unter den Fraktionen war, welche Rolle der Autoverkehr in dem neuen Gebiet spielen soll. Der Diskussionsstoff dürfte also nicht ausgehen.