Harry Hermann ist Elektrotechniker, Tänzer, aber vor allem der beste Hochzeits-DJ der Republik. Welche Band bei ihm immer läuft und was er vom Rausschmeißer „Angels“ hält.
Wenn Harry Hermann über seine Arbeit als Hochzeits-DJ spricht, redet er nur wenig von sich selbst. Im Mittelpunkt steht für den Markgröninger immer das Brautpaar. „Es ist der Tag ihres Lebens, der nicht wiederholt werden kann“, sagt er. Um die 750 solcher Tage hat er schon erlebt. In diesem Jahr ist er zum besten Hochzeits-DJ Deutschlands gewählt worden.
Hochzeiten sind ein teurer Spaß, seit jeher und erst recht jetzt, wo auch sonst alles teurer wird. Es klingt also erst einmal verlockend, nicht auch noch Unsummen für einen DJ auszugeben, zumal in Zeiten von Streaming-Plattformen wie Spotify. Für Harry Hermann, der unter dem Künstlernamen „DJ Harry Garcia“ auftritt, ist das ein fataler Trugschluss. „Wie die Tischdeko bei der Hochzeit aussah, weiß in 20 Jahren niemand mehr“, sagt er. „Aber an schlechte Musik und schlechte Stimmung erinnert man sich für immer.“
Es geht nicht nur um die Musik
Bei einem guten Hochzeits-DJ, so sieht es Hermann, geht die Arbeit aber ohnehin über die Musik hinaus. „Ich bin nicht nur Knöpfledrücker“, sagt er, und wer mit ihm spricht, merkt schnell: Mit dem Bild vom kauzigen Alleinunterhalter, der die Hits der letzten 50 Jahre in der immer gleichen Reihenfolge auf dem Keyboard klimpert und zwischendurch halbseidene Sätze ins Mikrofon säuselt, hat sein Berufsverständnis nichts zu tun.
Stattdessen sieht Hermann sich als Dienstleister. Klingt unsexy, heißt aber nur: Die Arbeit beginnt für DJ Harry Garcia nicht, wenn die Tanzfläche eröffnet wird, sondern im Idealfall schon weit vorher. Am liebsten sorgt er bereits beim Essen in gediegener Lautstärke für das musikalische Ambiente, untermalt die Programmpunkte mit Musik und führt gerne auch als Moderator durch den Abend. Aber – ganz wichtig – nur, wenn es das Brautpaar möchte. „Es soll alles so laufen, wie sie es sich vorgestellt haben“, sagt er. „Dann können sie sich fallen lassen und einfach Party machen.“
Wahrscheinlich ist es dieses Selbstverständnis, mit dem er bei den „Wedding King Awards“, gewissermaßen der deutschen Meisterschaft der Hochzeits-DJs, überzeugen konnte. Über zehn Monate hinweg zog sich der Wettbewerb, bewertet wurde nicht nur seine Musikauswahl, es ging vor allem um das Gesamtkonzept. Mehrere zehntausend Menschen stimmten laut Veranstalter für ihren Lieblings-DJ ab, am Ende setzte sich Hermann durch.
Der Wettbewerb, sagt Harry Hermann, habe seinen Kampfgeist mal wieder geweckt. Er kennt das von früher, von seiner Laufbahn als Turniertänzer in der zweiten Bundesliga. Dafür hatte er einst sogar mit dem Auflegen in den Clubs der Region aufgehört. Später kehrte er zu seiner Arbeit als DJ zurück, musste sich in Zeiten des Clubsterbens aber umorientieren und konzentrierte sich verstärkt auf Hochzeiten und Events.
„Als Selbstständiger kann ich Vieles von dem vereinen, was mir Spaß macht“, sagt er. Er bringt als studierter Ingenieur eine ausgeprägte Affinität zur Technik mit, macht aber auch Stimmung, liest den Raum und geht auf die Menschen ein. „Ich bin da ein Freak, ein Perfektionist“, sagt er über sich.
Trotzdem: Am Ende wird ein DJ vor allem an der Musik gemessen, die er auflegt. Da hilft auch die beste Technik nichts. Für Hermann sind Hochzeiten die „Königsdisziplin“ – nur dort kämen Leute aus verschiedenen Generationen mit unterschiedlichen Geschmäckern und Vorlieben zusammen. Sie alle müssen unterhalten werden, „abgeholt“, wie der DJ es formuliert.
Die Backstreet Boys gehen immer
Es ist ein schmaler Grat: Einerseits, sagt Harry Hermann, braucht so ein Abend einen roten Faden, es darf keine zu krassen Brüche in der Setlist geben, die die Stimmung killen. Andererseits haben Hochzeitsgäste immer auch Musikwünsche, die in die Playlist integriert werden müssen. „Es ist möglich, am gleichen Abend Ballermann und Elvis Presley zu spielen“, sagt Hermann. „Man muss nur den richtigen Moment erwischen.“
Natürlich gebe es auch die Klassiker, auf die sich alle einigen können. „Die Backstreet Boys gehen eigentlich immer“, so Hermann. Und was ist mit dem Rausschmeißer schlechthin, Angels von Robbie Williams? Harry Hermann schmunzelt. „Den versuche ich eigentlich zu vermeiden“, gibt er zu. „Aber wenn die Leute ihn sich wünschen, spiele ich ihn natürlich trotzdem.“