Allianz-Aktionäre können sich in diesem Jahr besonders freuen: Ihre Dividende steigt um 13 Prozent. Kein anderer Konzern schüttet so viel für das Geschäftsjahr 2018 aus wie die Versicherungsgruppe. Foto: dpa

Anleger können sich freuen: Wer Aktien von Dax-Konzernen hält, darf dieses Jahr Rekordausschüttungen erwarten. Nur bei drei Konzernen fällt der Dividendensegen niedriger aus. Und es gibt laut einer Studie einen neuen Spitzenausschütter.

Frankfurt - Trotz sinkender Gewinne und schlechterer Wirtschaftsaussichten schütten die Konzerne, die im Deutschen Aktienindex (Dax) notiert sind, in diesem Jahr Rekordsummen aus. Der Geldregen fällt mit insgesamt 36,5 Milliarden Euro so groß aus wie noch nie – fast drei Prozent mehr als im vergangenen Jahr, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY errechnet hat. Genau die Hälfte der Dax-Riesen liegt mit seiner Dividende ebenfalls auf Rekordniveau. Größter Dividendenzahler ist dabei laut EY in diesem Jahr der Münchner Versicherungskonzern Allianz, der neun Prozent mehr als im Vorjahr an seine Aktionäre ausbezahlt. 2018 hatte diese Position Daimler inne, der einer von nur drei Konzernen ist, die ihre Anteilseigner mit weniger Geld bedenken als im Vorjahr: Der Autobauer kürzt die Dividende um elf Prozent, liegt mit einer Ausschüttungssumme von knapp 3,5 Milliarden Euro aber auf dem zweiten Platz der größten Dividendenzahler im Dax. Bronze geht mit 3,3 Milliarden Euro an die Deutsche Telekom, die ihre Ausschüttungssumme um acht Prozent erhöht hat. Allerdings haben erst 28 der 30 Konzerne ihre Dividenden veröffentlicht – Linde und Wirecard fehlen noch. Gezahlt werden die Ausschüttungen jeweils nach der Hauptversammlung.

Eine besonders deutliche Erhöhung steht den Aktionären von Eon und Adidas ins Haus: Laut Studie steigert der Energieversorger Eon seine Ausschüttung um 43 Prozent auf 932 Millionen Euro, der fränkische Sportartikelhersteller Adidas erhöht die Summe um 26 Prozent auf 666 Millionen Euro. In absoluten Zahlen lege hingegen Volkswagen am stärksten zu: Die Dividendenausschüttung steigt um 452 Millionen Euro – das sind 23 Prozent – auf 2,4 Milliarden Euro. Weniger als im Vorjahr erhalten neben den Daimler-Aktionären auch die Anteilseigner von BMW und RWE. Vier Konzerne – Beiersdorf, Merck, Deutsche Bank und Thyssen-Krupp – schütten eine Summe auf Vorjahresniveau aus. Beim Chemiekonzern Bayer, der Deutschen Post und der Fluggesellschaft Lufthansa steigt zwar die Ausschüttungssumme – da bei den Konzernen aber die Anzahl der Aktien gestiegen ist, wirkt sich das nicht auf die absolute Dividendenhöhe aus. Die Ausschüttung pro Aktie bleibt konstant.

Mit den Dividenden bleiben die Dax-Konzerne für Anleger attraktiv

Anders als die Ausschüttungen haben sich in der Gesamtschau allerdings die Gewinne der Dax-Riesen entwickelt: Die Konzernergebnisse sanken um zehn Prozent auf 84,5 Milliarden Euro. Bei 15 Unternehmen sei das Konzernergebnis rückläufig gewesen, heißt es in der Studie. Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY, sieht darin allerdings keinen Grund zur Sorge: „Die Ausschüttungsquote – also der Anteil der Dividendenzahlungen am gesamten Gewinn – liegt mit 43,2 Prozent immer noch unterhalb des 5-Jahres-Durchschnitts von 48 Prozent und damit auf einem soliden Niveau.“ Mit ihrer Dividendenpolitik versuchten die Dax-Konzerne ihre Attraktivität als Investitionsziele zu untermauern, so Meyer. „Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds sorgen die Unternehmen mit dem erneuten Anstieg der Dividendenzahlungen für eine anhaltend hohe Attraktivität für Anleger.“

Im Detail korreliert die Gewinnentwicklung auch durchaus nicht immer mit der Ausschüttung: Während beispielsweise der Rückversicherer Munich Re sein Ergebnis von 2017 auf 2018 verfünffachte, erhöhte er die Dividende nur um acht Prozent auf 9,25 Euro pro Anteilsschein. Der Chemiekonzern Bayer hingegen musste mit ein Minus beim Konzernergebnis von 77 Prozent verkünden – hielt seine Ausschüttung aber dennoch konstant.

Auf die Konzerne kommen neue Belastungen zu

Angesichts schlechterer Wirtschaftsaussichten ist Meyer skeptisch, ob der Dividendenboom anhalten wird. „Die Konjunktur läuft nicht mehr rund, und die Unternehmen sehen sich zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Risiken ausgesetzt, die auch die Geschäftsentwicklung belasten.“ Immer mehr Dax-Konzerne kündigten angesichts sinkender Quartalsgewinne harte Sparprogramme an. „Sollte der Druck auf die Gewinne in diesem Jahr anhalten, werden früher oder später auch die Dividendenausschüttungen auf den Prüfstand gestellt werden“, prognostiziert Meyer. „Denn während der Gewinnmotor stottert, steigen gleichzeitig die Investitionen: Die Digitalisierung, der Umbau der Geschäftsmodelle und neue technologische Entwicklungen wie etwa der Trend zu Elektromobilität erfordern enorm hohe Investitionen, die finanziert werden müssen.“