Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller schildert die Folgen der US-Zölle. Präsident Donald Trump mache sich Illusionen, was ein Comeback von US-Firmen angeht.
Sie setze „unerschütterlichen Optimismus in die USA“, sagt Nicola Leibinger-Kammüller. Trotzdem ist die Politik des US-Präsidenten Trump für Trumpf eine schwere Belastung, auch daran lässt die Vorstandschefin des Ditzinger Maschinenbau- und Laserkonzerns Trumpf keinen Zweifel. Bei der Bilanzpressekonferenz hat Leibinger-Kammüller jetzt geschildert, wie sich die trumpschen Zölle auf das Geschäft niederschlagen.
Trumpf hat in den USA im zurückliegenden Geschäftsjahr 17 Prozent weniger Umsatz gemacht als im Jahr davor. Vorprodukte für die dort hergestellten Werkzeugmaschinen, die beispielsweise aus Mexiko in die USA eingeführt werden, würden mit 50 Prozent verzollt, berichtete Leibinger-Kammüller. Auch auf Vorprodukte und fertige Maschinen, die aus Europa geliefert werden, werden Zölle erhoben. Maschinen zum Biegen von Metall beispielsweise würden dadurch für die Kunden empfindlich teurer.
Trumpf muss die Preise erhöhen, das schreckt Kunden ab
Trumpf müsse „notwendigerweise“ deshalb die Preise so erhöhen, dass „die Kunden am Ende die Zölle zumindest teilweise zahlen müssen“. Leibinger-Kammüller weiter: „Gerade deshalb zögern viele Kunden zu kaufen, weil sie verunsichert sind und keine Planungssicherheit haben.“ Man habe zwar vor Inkrafttreten der Zölle die Bestände in den USA aufgestockt. Dies könne man aber nicht beliebig wiederholen. Trumpf ist in den USA an mehreren Standorten vertreten. Im Mai wurde eine neue Fabrik für Werkzeugmaschinen in Farmington/Connecticut eröffnet, in die Trumpf 40 Millionen US-Dollar investiert hat.
„Es wäre gut, wenn das auch Herr Trump verstünde“
Die Vorstellung, Trump könne mit seiner Zollpolitik den heimischen Maschinenbau stärken, hält die Trumpf-Chefin für so falsch, dass sie bei der Bilanz-Pressekonferenz ihr Skript verlässt und die Bemerkung einschiebt: „Was einmal weg ist, ist weg. Es wäre gut, wenn das auch Herr Trump verstünde.“ Ihr Beispiel: In den USA gebe es bei Maschinen für smarte Fabriken überhaupt keine Konkurrenz durch US-Firmen mehr, Trumpf liefere sich dort lediglich einen Wettbewerb mit japanischen Anbietern.
Leibinger-Kammüller will dies auch als Mahnung an die deutsche und europäische Politik verstanden wissen. Eine Industrie, die aufgrund schlechter Standortfaktoren ins Ausland abwandert, komme nicht mehr zurück.
Die Unternehmenschefin, die seit vielen Jahren Mitglied der CDU ist, meint, dass „ein Großteil der Bevölkerung in unserem Land spürt, dass ein ‚Weiter so’ nicht mehr möglich“ sei – „weil das deutsche Produktionsmodell durch den Eintritt neuer Wettbewerber und den Rückbau der Globalisierung mit günstiger Energie und unbegrenzten Exportmöglichkeiten aus Deutschland in die Welt massiv unter Druck geraten ist“. Darauf müsse die Politik reagieren, wobei ihr gleichgültig sei, ob aus dem von der Regierung proklamierten Herbst der Reformen, ein Winter oder ein Frühjahr der Reformen werde. „Am liebsten alle Jahreszeiten“, sagt sie.