Kitabetreuung auf dem Prüfstand: Welche Bedürfnisse haben Eltern und ihre Kinder? Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Wie wollen Eltern in Zukunft ihre Kinder versorgt wissen: Im Ganztagskindergarten oder bis in den frühen Nachmittag? Die Planung sei in gewisser Weise immer ein Blick in die Glaskugel, legte die Ditzinger Stadtverwaltung den Stadträten dar. Doch eines ist neu.

Wie lässt sich eine Kinderbetreuung planen, die den Anforderungen von Eltern und den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird, wenn beides noch gar nicht bekannt ist? Vor dieser Situation steht grundsätzlich jede Kommune. Die Ditzinger Stadtverwaltung hat nun dargelegt, wie sie bei der mittelfristigen Planung ausreichender Kitaplätze vorgehen will.

 

Bei der Vorstellung mit am Tisch der Verwaltungsbank saß – offenbar auf Wunsch der Fraktionen – erstmals auch der Gesamtelternbeirat. Melanie Beckers, die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, zeigte sich überaus zufrieden mit der Tatsache, schon zu einem so frühen Zeitpunkt in die Planungen eingebunden zu werden. Sie betonte die Bedeutung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dass jede Familie versorgt sei, damit „Ditzingen weiterhin ein attraktiver Standort bleibt“. Dafür, so Beckers weiter, plädiere sie für ein aktives System, das „regelmäßig überprüft und angepasst wird“. Ein starres System lehnt sie daher ab. Kritisch sieht sie die einkommensabhängige Gebührenstruktur in der Ganztagsbetreuung. Vermutlich liege darin die verhaltene Nachfrage begründet.

Gemeinderat muss Planung noch beschließen

Der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales hat dem Gemeinderat die von der Verwaltung vorgestellte Bedarfs- und Ausbauplanung zur Beschlussfassung empfohlen. Um den Bedarf an Plätzen für Kinder unter drei Jahren zu decken, sollen kommendes Jahr drei weitere Kindernester eingerichtet und im darauf folgenden Kitajahr 2025/2026 diese dann auch in die Bedarfsplanung der Stadt aufgenommen werden. Die unterschiedlichen Betreuungsformen – 30 oder 35 Stunden Betreuung beziehungsweise Ganztag – werden für neu aufzunehmende Kinder nicht mehr überall angeboten, sondern sollen auf einzelne Einrichtungen konzentriert werden. Was das in Bezug auf die Gebäude bedeutet, auf Sanierung und möglichen Neubau, soll der Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungsrunden beraten. Darauf drängen vor allem die Heimerdinger. Ob mittels Container oder der Errichtung einer Waldkita – „auf jeden Fall braucht Heimerdingen dringend Abhilfe“, forderte CDU-Rat Wolfgang Gommel.

Laut der Verwaltung stehen derzeit für Kinder unter drei Jahren 203 Plätze zur Verfügung, das sind 40 Plätze weniger als aktuell benötigt werden. Zehn Plätze können derzeit wegen Personalmangel nicht belegt werden. Zugleich werden aber drei neue Kindernester in der Kernstadt geschaffen. Zudem dürfen durch eine Rechtsänderung in den Kindernestern künftig zehn statt wie bisher neun Kinder dort aufgenommen werden.

Personalmangel bleibt ein Problem

Im Bereich der Älteren, der über Dreijährigen, stehen 45 Kinder auf der Warteliste. Zwar sind 996 Plätze theoretisch vorhanden – bei einem aktuellen Bedarf von 1002 Plätzen. Doch „39 Plätze sind noch aus Personalmangel gesperrt“, teilt die Verwaltung mit. Puffer gibt es nicht: Eltern können nicht damit rechnen, einen Platz für Kind in der Wunscheinrichtung zu bekommen. Dieser sei „Glückssache“.

Ein Blick in die Glaskugel bleibe die Entwicklung in den kommenden Jahren. Weder die Zahl der Kinder sei verlässlich zu benennen noch der Bedarf der Eltern, legte Amtsleiterin Gisela Geiger dar. Gleichwohl lege die Stadt ein eher geringeres Wachstum bei der Bevölkerungsprognose zugrunde.

Unabhängig von dieser Prognose bleibt der Personalmangel ein Schwerpunkt aller Bemühungen um eine funktionierende und damit attraktive Kinderbetreuung. Die Situation habe sich gebessert, machte die Verwaltung deutlich. Gleichwohl bleibe das Werben um neue, auch selbst ausgebildete Kräfte eine zeitintensive Aufgabe. Ein anderes „Dauerthema“, so Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos), „das eine gewisse Wucht entfaltet“, sei das der Inklusion. Es sei ein „Thema, um das man sich wirklich kümmern muss“. Ein Kitakind mit speziellen Bedürfnissen bindet rein statistisch zwei Kitaplätze.