Der Ditzinger Teilort Heimerdingen liegt am Tor zum Schwarzwald, Schöckingen ist von seinem Charme eines Bauerndorfs geprägt und Hirschlanden will nicht mehr länger Schlafstadt sein. Das Selbstverständnis der Ditzinger wandelt sich. Das hat Auswirkungen.
Der Weg ist frei für die Erweiterung des Unternehmens Siegle und Epple im Ditzinger Teilort Heimerdingen.
Siegle und Epple, im Jahr 1922 gegründet, entwickelte sich nach eigenen Angaben vom Handwerksbetrieb mit fünf Mitarbeitern zu einem Unternehmen mit heute mehr als 700 Mitarbeitern, das inzwischen zu den leistungsfähigsten Unternehmen in der Gebäudetechnik, insbesondere der Luft- und Klimatechnik zählt. Jetzt plant das Unternehmen eine Erweiterung des Standorts um rund 30 Meter nach Norden. Der Gemeinderat stimmte inzwischen dem überarbeiteten Bebauungsplanentwurf zu. Beschlossen wurde zudem der Bebauungsplanentwurf für den „Kugelwasen“ am südöstlichen Ortsrand von Heimerdingen. Das zwei Hektar große Wohngebiet wird im Norden und Osten von der Feuerbacher Straße begrenzt.
Die Stärkung des Heimerdinger Gewerbegebiets ist im Kontext einer Grundsatzentscheidung des Gemeinderats zu sehen. Die Kommunalpolitiker hatten vor einiger Zeit einerseits ein „moderates Wachstum“ der Stadt beschlossen. Andererseits sollen lärm- und geruchsintensive Betriebe ausschließlich in der Kernstadt angesiedelt werden.
Denn dort, wo sich heute schon etwa Trumpf und Gretsch-Unitas befinden, ist die Wohnbebauung vergleichsweise gering. Lärm- und Geruchsemissionen belästigen hier weniger, da sich nicht unmittelbar ein Wohngebiet anschließt.
Das verändert die Struktur der Stadt. Die einst selbstständigen Gemeinden Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen hatten zunächst um die Unternehmen geworben. Sie sollten zur wirtschaftlichen Stärke der Gemeinde beitragen. Nach und nach werden diese gewachsenen Gebiete – mit wenigen Ausnahmen wie etwa in Heimerdingen und am Ortsausgang von Hirschlanden – aber aufgelöst, weil sie heute mit der inzwischen angrenzenden Wohnbebauung kollidieren.
Zwischen Wald und Feldern
Der Ditzinger Teilort Heimerdingen liegt am Tor zum Schwarzwald. Die Nähe zur Natur – hier Wald, in Schöckingen sind es vorwiegend die Getreidefelder – reizt manch einen Neubürger. Diese Erfahrung machen inzwischen alle Teilorte. Mit Folgen: Das Selbstverständnis der Ditzinger wandelt sich, sie werden selbstbewusster. Das hat Auswirkungen: Es gibt inzwischen kaum einen Monat mehr, in dem sich der Gemeinderat nicht mit Bebauungsplänen in den drei Teilorten befasst. In Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen wird ebenso wie in der Kernstadt parallel ein Baugebiet ausgewiesen. Es ist ein Ausdruck des enormen Bedarfs an Wohnraum, aber auch einem gewachsenen Selbstbewusstsein aller Teilorte. Das mag an den Bewohnern liegen, die – wie etwa in Schöckingen – viele Initiativen im Ort bündeln, um am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilzunehmen.
Die Natur lockt jene, die nicht in Stadt leben möchten
Die Aufmerksamkeit, die Schöckingen dadurch erfährt, wirkt auf den Teilort zurück: Das einst selbstständige Schöckingen wird nicht mehr länger ausschließlich als die gute Stube Ditzingens wahrgenommen, die es über viele Jahre war. Einen ähnlichen Imagewandel hat Hirschlanden in der jüngeren Vergangenheit vollzogen. Allein wegen seiner markanten hohen Gebäude als Schlafstadt abgetan, weckt der nahe an der Kernstadt gelegene Teilort zunehmend das Interesse auch von Neubürgern.
Im Gemeinderat galt lange die Übereinkunft, nacheinander alle Teilorte gleichermaßen zu berücksichtigen. Das hat sich gewandelt: Derzeit treibt Ditzingen vier Baugebiete parallel voran. Das größte davon ist „Ob dem Korntaler Weg“ am Rand der Kernstadt. Wohnraum für mehrere hundert Personen soll dort entstehen. 146 Wohneinheiten in Einzelhäusern sowie 154 im Geschosswohnungsbau sind auf der achteinhalb Hektar großen Fläche geplant.