Ein sicherer Bahnhof und eine sichere Innenstadt fordern die Bürger ein. Aber auch die Ladenbesitzer in der Kernstadt sind froh, dass die Polizei in den vergangenen Wochen vergleichsweise massiv präsent war.
Die Unruhe ist über Monate hinweg groß gewesen, als die Kriminalität in der Ditzinger Innenstadt zunahm. Jugendliche und Erwachsene wurden Opfer von Raubüberfällen, begangen von Jugendlichen und Kindern. Selbst Gleichaltrige, so war mehrfach im Gemeinderat zu hören, hatten sich nicht mehr gerne am Bahnhofcenter aufgehalten, dort also, wo sich unter anderem die Drogerie Müller und auch Subway befinden. Als dann binnen kurzer Zeit die beiden Nettofilialen in der Stadt überfallen wurden, war die Diskussion darüber entbrannt, ob Ditzingen noch sicher sei. Die Polizei beantwortete die Frage im Gemeinderat vor wenigen Monaten mit einem klaren Ja. In der letzten Gemeinderatssitzung vor der Wahl bekräftigte sie das noch einmal. Die Anzahl der Straftaten sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 92 Fälle auf 997. „Ditzingen ist keine unsichere Stadt“, sagt Alexander Bross. Der kommissarische Leiter des Ditzinger Reviers verwies auf einen „Rückgang trotz der auffälligen Jugendgruppe“.
Die vier Rädelsführer sitzen laut der Polizei in Haft. Allerdings sei der Jahreswechsel in der Statistik nicht berücksichtigt. Er gehe erst in die nächste Bilanz ein.
Die Stadträte nahmen die Vorstellung der Kriminalstatistik zum Anlass, der Polizei für die zeitweise verstärkte Präsenz im Ort zu danken. Sie habe dazu beigetragen, die Situation zu beruhigen – wenngleich es laut der Stadtverwaltung auch Bürger gegeben habe, die gerade durch der verstärkte Polizeipräsenz verunsichert worden waren.
Die hohe Aufklärungsquote von rund zwei Drittel sei „ein klares Signal an die, die sich nicht an Recht und Ordnung halten wollen“ und der „gerechten Strafe durch Recht und Justiz“ zugeführt würden, sagte Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos). Im Jahr 2023 waren 67, 2 Prozent aller Straftaten aufgeklärt worden. Das ist der höchste Wert in den vergangenen fünf Jahren.
Zugleich äußerte sich Makurath überrascht über die gesunkene Zahl an Straftaten. Da „relativiert sich manches stark“, sagte er, wenngleich er einschränkte, dies gelte nicht für die Betroffenen. Gleichwohl stelle sich die Frage für Verwaltung und Gemeinderat, ob es außergewöhnlich großen Handlungsbedarf gebe.
Die Beruhigung der Lage in der Innenstadt ist auch im Sinne der Händler am Bahnhof, sowie in der Markt- und Münchinger Straße. Zumal es Ziel der Geschäftsleute sei, die Menschen in der Stadt zu halten. Entscheidend dafür sei, den öffentlichen Raum „attraktiv zu gestalten“, sagte Thomas Müller. Der externe Experte war von Stadtverwaltung und Wirtschaftsverein Aktive Wirtschaft Ditzingen (AWD) ins Boot geholt worden, um moderne Strukturen für das Stadtmarketing in der Stadt zu implementieren.
Müller zeichnete das Bild einer Stadt, in der „Kunden und Kaufkraft vorhanden“ seien, das Parkplatzangebot gut und die darüber hinaus keine „Leerstandsstadt“ sei. Allerdings könnten Feste und Veranstaltungen – wie etwa die Messe Ditzingen mobil – besser verzahnt werden. „Events und Fachgeschäfte passen nicht so zusammen.“ Bei der Messe rund um das Thema Mobilität etwa sei kein Ditzinger Autohaus beteiligt gewesen.
Die Identifikation mit den Veranstaltungen ist offenbar nicht immer gegeben
Hingegen sei der Fahrradparcours „super“ angekommen. Die Ortsmitte sei „mehr als ein Einkaufsort“ gewesen, ein Treffpunkt. Groß und Klein hätten ein Erlebnis gehabt. „Die Leute sind verweilt und sind nicht gleich wieder gegangen“, sagt Thomas Müller.
Eine große Verbindung haben die Ditzinger ihm zufolge auch zum Hafenscherbenfest. „Der am Sonntag begleitend stattfindende Flohmarkt wird von Ditzingern und Ditzingerinnen genutzt, um Ware anzubieten. Hier ist eine hohe Identifikation von Beschickern und der Stadt spürbar.“
Es ist unklar, wie es weitergeht
Thomas Müller hatte in der jüngsten Gemeinderatssitzung mit seinem Bericht eine Analyse des Einzelhandelsstandorts vorgelegt. Seine Vertrag war befristet, er wird, so wurde in der Sitzung deutlich, sich nun einer anderen Tätigkeit zuwenden. Stadtverwaltung und die eng mit ihr verzahnte AWD wurden vom Finanzausschuss beauftragt, ein Konzept für die Fortsetzung des Citymanagements den Stadträten zur Beratung vorzulegen. Stadtmarketing und Verwaltung sind in Ditzingen seit jeher eng verzahnt. Um das Stadtmarketing zu professionalisieren und weniger vom Ehrenamt der Einzelhändler abhängig zu machen, war Thomas Müller mit einer Analyse beauftragt worden.