Wenn sich bis in wenigen Wochen niemand gefunden hat, der an die Spitze des Kultur- und Kunstkreises treten will, müssen die Künstler der Region um ihre Ditzinger Heimat bangen. Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden muss sich der Verein neu aufstellen – um so auch die Zukunft der Galerie für eigene Ausstellungen zu sichern.
Soll es das wirklich gewesen sein für den Kultur- und Kunstkreis? Das Aus nach mehr als 40 Jahren, weil sich kein Vorstand findet? Keine Jahresausstellung im Bürgersaal mehr, keine städtischen Projekte unter großer Beteiligung der örtlichen Künstler, keine Galerie mehr, in der die lokalen Künstler ihre Kunst einem breitem Publikum zeigen können? Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für die Hauptversammlung. Dann geht es mit einem neuen Vorstand weiter. Oder auch nicht. „Entweder. Oder. Es geht um was“, fasst Barbara Fauser die Situation im Kultur- und Kunstkreis zusammen. Findet sich niemand für den Vorstandsposten, würde der Verein, der inzwischen über die Ortsgrenzen hinaus Ansehen genießt, liquidiert.
Die Zukunft des Vereins ist ungewiss
Spätestens seit dem Tod des Gründungsmitglieds und langjährigem Vorstands Dieter Schnabel ist die Zukunft des Vereins ungewiss. Barbara Fauser war über Jahrzehnte hinweg zweite Vorsitzende, verantwortete zudem die Geschäftsstelle. Doch Fauser hat sich vor wenigen Jahren zurückgezogen. Sie hatte ihren Schritt lange angekündigt – die heute 79-jährige wollte damit auch den Weg frei machen für Jüngere, wollte dem Verein auf diese Weise eine Zukunft geben. Doch es fand sich niemand, der diesen Posten dauerhaft und verlässlich hätte innehaben wollte.
Nach Schnabels Tod Ende vergangenen Jahres blieb einzig Vorstandsmitglied Alfons Wiest – was Barbara Fauser bewog, ihn in dieser Übergangszeit zu unterstützen, bis zur Jahreshauptversammlung. „Danach ist Schluss“, sagt Fauser kategorisch. In neuen Strukturen werde sie kein Amt übernehmen, sagt sie. Allein schon deshalb, weil sie der jüngeren Generation nicht im Weg stehen wollte, die den Verein möglicherweise auch inhaltlich neu aufstellen würden. Im Raum steht die Überlegung, die Vereinssatzung zu ändern, die Sparten Literatur, Musik, Darstellende Kunst und Kunsthandwerk aufzulösen – und zunächst einzig die Bildende Kunst bestehen zu lassen. „Sie bildete den Kern des Vereins, das ist durchweg auch so geblieben.“
Der Kultur- und Kunstkreis war 1984 gegründet worden. Örtliche Künstler hatten sich zusammengeschlossen, um der Kunst ein Forum zu geben. Heinrich Singer, Heinrich Eberhardt, Doris Marschall gehörten ebenso zu den Gründungsmitgliedern wie eben Dieter Schnabel, der den Vorsitz übernahm. Als Stadtrat, er war Fraktionschef der Unabhängigen Bürger, gelang es ihm, dass die Künstler gehört, ihre Kunst gesehen wurden und der Verein gesellschaftspolitisch Gewicht bekam. Die Jahresausstellungen im Bürgersaal wurde zur Tradition und die Ausstellungen in der zentral im Ort gelegenen Städtischen Galerie waren für die Mitglieder – 240 waren es zur Blütezeit, heute sind es rund 150 – vor allem eine Ehre. Die Zahl der aus weit über die Region hinaus eingehenden Bewerbungen überstieg die Ausstellungsmöglichkeiten bei weitem.
Rund sechs Ausstellungen im Jahr gibt es in der Galerie, welche die Stadt finanziell verantwortet und dem Verein zur Verfügung stellt. Wird der Verein letztlich aufgelöst, werden die Künstler auch die Galerie verlieren. Dann fiele im Ort wohl aber auch viel Kunst im öffentlichen Raum weg. Selbstverständlich machte der Verein zum Beispiel an den Ortseingängen plakativ Werbung für das Stadtfest, das alle zwei Jahre stattfindende Hafenscherbenfest.
Die Galerie ist ein Ort auch für örtliche Künstler
Soll das also nun alles der Vergangenheit angehören? Fauser hofft, dass sich beim Neujahrsempfang Gespräche ergeben, sich eine Lösung findet. Der Vorstand wäre nicht allein auf weiter Flur, wirbt sie: Menschen im Hintergrund stünden bereit, die zwar kein Amt übernehmen wollen, sich aber in Projekte einbringen würden. Finanzielle Sorgen müsste sich der Vorstand auch nicht machen. Er müsste nur bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.