Der Stadtstrand in Esslingen ist vorerst Geschichte. Was sich Jugendliche nun wünschen, wollte der Bürgerausschuss wissen. Foto: Pressefoto Horst Rudel/Horst Rudel

Der Esslinger Bürgerausschuss Innenstadt hat Jugendliche zu einer Diskussionsrunde ins Komma geladen. Doch von der Zielgruppe kam kaum jemand.

Esslingen - Dass ältere und junge Generationen teilweise in völlig unterschiedlichen Welten unterwegs sind, konnte man am Donnerstagabend im Komma in Esslingen erleben. Unter dem Titel „Wo sollen wir denn hin? – Jugendliche im öffentlichen Raum nach Stadtstrand und Kulturpalast“ hatte der Bürgerausschuss Innenstadt zu einer Diskussionsrunde geladen, in der Jugendliche ihre Wünsche zum Thema Aufenthaltsflächen in der Stadt äußern sollten. Geladen waren auch Gemeinderatsmitglieder und Vertreter vom Stadtjugendring, vom CVJM, von der Stadt Esslingen und der katholischen Kirche.

Moderiert wurde der Abend von Mark Wendt, Mitglied des Jugendgemeinderats in Esslingen. Doch das Ziel des Abends hätte kaum weiter verfehlt werden können. Wendt war der einzige Jugendliche auf dem Podium. Im Publikum ließen sich nicht einmal mit Mühe zehn Jugendliche zählen. „Das ist quasi der Worst Case, dass wir hier sitzen und keine Jugendlichen kommen“, fasste es Enrico Bosecke vom Bürgerausschuss zusammen.

„Es braucht Räume, die nicht pädagogisiert sind“

So gut und sinnvoll Thema und Ansatz des Abends waren, so deutlich wurde auch, dass es offenbar andere Wege der Kommunikation, möglicherweise mehr, gezieltere Werbung auf den richtigen Kanälen und auch mehr Überzeugungsarbeit braucht, um Jugendliche zum Äußern ihrer Wünsche in so einer Runde zu bringen. „Vielleicht hätte man eine Facebook-Veranstaltung erstellen müssen“, merkte ein Zuschauer an, als die Fragerunde für das Publikum eröffnet wurde. Zuvor hatten unter anderem Heike Kunert von der Jugendhilfeplanung der Stadt Esslingen, Amos Heuss, Leiter des Komma, Ina Wolpert und Kai Nitsche vom Stadtjugendring, Sascha Viereg vom CVJM und Vertreter verschiedener Parteien im Gemeinderat ihre Gedanken und Meinungen zu einem neuen Standort für den Stadtstrand geäußert. Auch ging es um das bereits vorhandene, vielfältige Jugendangebot der Einrichtungen in Esslingen, weitere Aufenthaltsmöglichkeiten und ein Miteinander in der Bürgerschaft, in der sich Jung und Alt wohlfühlen. Weitestgehend einstimmiges Unverständnis herrschte bei den Diskutanten über die Praxis des Ordnungsamtes, Bußgelder an Jugendliche im Maille-Park zu verteilen. „Dadurch fühlen sich Jugendliche verdrängt“, kommentierte etwa Wendt.

Viereg sprach ein weiteres Thema an, das einhellig Zustimmung fand: „In unserer Arbeit mit den Jugendlichen merken wir, dass es Räume braucht, die nicht pädagogisiert sind. Wo Jugendliche unter sich sein können, sich ausprobieren können, ohne dass Erwachsene dabei sind.“

Gespräch über Räume wird zur Diskussion über Kommunikation

Das bestätigte auch Selina Lalesoy. „Nicht jeder kann nach Hause mit seinen Freunden. Manchmal will man sich auch mit anderen treffen, ohne dass es die Eltern mitkriegen.“ Lalesoy bemängelte ebenfalls, dass die Veranstaltung kaum bekannt war. „Vielleicht hätte man vorab per Post darüber informieren können. Heutzutage bekommen junge Leute kaum Post“, schlug ihre Jugendgemeinderatskollegin Naomi Font Pera vor. Die Stadträtin der Freien Wähler, Annette Silberhorn-Hemminger, regte an, sich in Zukunft dorthin zu begeben, wo sich Jugendliche aufhalten, um so in einen Dialog über ihre Anliegen treten zu können. Zusammen mit dem Stadtjugendring wolle man aktiv auf Jugendliche in der Stadt zugehen – etwa bei einem abendlichen Spaziergang durch den Maille-Park.