Teehaus-Wirt Tadija Zelenika Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stadt muss im Nachbarschaftsstreit tätig werden. Sonst könnte es irgendwann sein, dass der Wirt des Teehauses den Bettel hinwirft. Das wäre schade. Und ein Armutszeugnis für die Stadt.

Stuttgart - Wohlerzogene Kinder, die Mädchen in weißen Spitzenkleidern, die Buben in Matrosenanzügen und die Erwachsenen Inbegriff großbürgerlicher, selbstverständlicher Eleganz: Alte Fotos zeigen, wie hübsch es gewesen sein muss – damals, als die Familie von Sieglin im Pavillon den Tee zu nehmen pflegte. Stilecht und sehr fein und vornehm. Und auch sehr elitär.

Nostalgische Vorstellungen des Nachbarn?

Hat sich der Nachbar vielleicht von solch nostalgischen Vorstellungen verführen lassen, als er seinen Wohnsitz direkt über dem Park und der Freiluftgastronomie des Teehauses wählte? Und geglaubt, er finde ein ebenso elitäres Idyll vor? Dann hätte er übersehen, dass dieser Ort nicht mehr einer privilegierten Minderheit gehört. Er gehört der Allgemeinheit. Das ist auch gut so. Und in einem Gartenlokal geht es nun mal munter und lebhaft zu.

Die Gastronomie funktioniert tadellos

Es kann nicht sein, dass wegen eines einzelnen Nachbarn, der offenbar andere Vorstellungen vom Betrieb eines solchen Lokals hat, nicht mehr gilt, was Stadt und Förderverein ausgehandelt haben: eine Genehmigung auf der Basis verlässlicher Regeln, die beachtet und eingehalten werden. Darauf müssen sich Förderverein und Wirt stützen können. Denn die Gastronomie im Teehaus funktioniert tadellos, die hohe Frequenz der Gäste vom Frühling bis zum Herbst ist dafür der beste Beweis.

Will man das riskieren?

Die Stadt ist in der Verantwortung, im Nachbarschaftsstreit tätig zu werden. Sonst könnte es irgendwann sein, dass zumindest dem Wirt des Teehauses die Freude an seinem gastlichen Einsatz im Park vergällt wird und er den Bettel hinwirft. Es wäre schade. Und ein Armutszeugnis. Will man das wirklich riskieren?

Heidi.Hechtel@stzn.de