Wer ein Instrument bei der Musikschule Marbach-Bottwartal lernen will, zahlt die Gebühr je nach Wohnort. Foto:  

Die Musikschule Marbach-Bottwartal leidet unter einem chronischem Finanzierungsproblem. Deshalb regt eine Marbacher Rätin an, sich über einen unbequemen Weg Gedanken zu machen.

Marbach - Jahr für Jahr, wenn die Haushaltszahlen der Musikschule Marbach-Bottwartal im Verwaltungsausschuss auf den Tisch kommen, klagen die Räte der Schillerstadt über die aus ihrer Sicht zu läppische finanzielle Beteiligung der umliegenden Kommunen. Diese nutzen zwar auch die Angebote der Einrichtung, schießen aber nur auf freiwilliger Basis Euros zu – im Gegensatz zu Marbach und Steinheim, die als offizielle Träger der Musikschule den Löwenanteil schultern. Die Krux daran ist, dass in der Folge immer wieder Löcher im Etat gestopft werden müssen und Kinder aus Oberstenfeld, Murr oder Benningen einen saftigen Aufschlag zu zahlen haben. Letzteres lässt die Einrichtung obendrein ins Hintertreffen mit der Konkurrenz geraten, die mit günstigeren Tarifen werben kann. Deshalb wurde immer wieder mehr oder weniger vergeblich angemahnt, dass sich die anderen Kommunen stärker einbringen sollten. Nun hat die Marbacher Grünen-Stadträtin Susanne Wichmann aber angeregt, über einen härteren Kurs nachzudenken, wenn sich die Kuh nicht anders vom Eis bekommen lässt.

Neue Verhandlungen

Wichmann konstatierte im Verwaltungsausschuss zunächst, dass auf das Dilemma mehrfach hingewiesen worden sei. Geändert habe sich nichts. Und nun seien die Rücklagen nahezu erschöpft, während parallel die Gebühren für den Unterricht weiter stiegen. Um aus dieser Spirale herauszukommen, müsse ein Strukturwandel eingeleitet und abermals mit den anderen Kommunen verhandelt werden. „Unter Umständen lässt sich allerdings auch die Idee einer Flächenmusikschule einfach nicht mehr aufrechterhalten“, erklärte sie. Und womöglich sei es sogar die einzige Perspektive, „die Musikschule stufenweise sozial verträglich gesundzuschrumpfen und gleichzeitig das Angebot in Marbach und Steinheim auszubauen“, sagte Wichmann, die im Vorstand der Musikschule sitzt. Konkret würde das dann beispielsweise bedeuten, dass die Programme vor Ort in Benningen und Co. gestrichen würden, erklärt sie auf Nachfrage. Ihr ist bewusst, dass das ein heißes Eisen ist, weil damit ein Personalabbau verbunden wäre. „Ja, das ist so, so ehrlich muss man sein“, erklärt sie. Das müsse aber nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Doch im Grunde sei eine solche Verschlankung der einzige Ausweg, wenn die Nachbarkommunen partout nicht mitziehen wollen, meint Wichmann, die selbst Profimusikerin ist.

Bärbel Häge-Nüssle, die Leiterin der Einrichtung, möchte sich zu dem Vorschlag nicht öffentlich äußern und verweist darauf, dass es sich dabei um eine politische Entscheidung handele. Sie gibt aber zu bedenken, dass es um ein komplexes Thema mit personalrechtlichen Auswirkungen gehe. Zudem stellt sie klar, dass ihr großer Wunsch ist, dass der gordische Knoten doch noch durchtrennt wird und alle beteiligten Kommunen auf einen gemeinsamen Nenner bei der Finanzierung kommen. „Eigentlich ist es ja nicht zu verstehen, warum ein Schüler aus Erdmannhausen oder Oberstenfeld mehr bezahlen muss als einer aus Marbach oder Steinheim. Der Service und die Qualität sind immer gleich“, erklärt Häge-Nüssle. Plan B wäre aus ihrer Sicht, den Gebührendschungel zumindest dahingehend zu entwirren, dass es nur noch zwei Tarife gibt: einen für Kinder aus den Trägerkommunen und einen für alle anderen.

Bürgermeister mahnt zum Realismus

Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost meinte im Verwaltungsausschuss zu dem ganzen Finanzierungskomplex, dass man sich natürlich nochmals mit den Kollegen zusammensetzen könne. Doch eine Stadt wie Großbottwar habe beispielsweise eine private Musikschule vor Ort und somit keinen Antrieb, „mehr Geld in den Topf zu legen“. Man müsse also realistisch sein. Vermutlich werde ein weiteres Gespräch an einem runden Tisch keinen Durchbruch bringen. Was den Vorschlag von Susanne Wichmann anbelangt, sagt Trost auf Nachfrage, dass dieser im Vorstand besprochen werden müsse. Die Meinung der Leiterin Bärbel Häge-Nüssle habe dabei viel Gewicht. Und natürlich rede man hier über ein sensibles und vielschichtiges Thema, weil es personelle Auswirkungen haben könne.

„Das ist extrem diffizil und komplex, da hängen auch Personalentscheidungen dran“, bestätigt sein Steinheimer Amtskollege Thomas Winterhalter, der hervorhebt, dass in der Sache keinerlei Beschlüsse gefasst wurden und noch nichts diskutiert worden sei. „Fakt ist aber, dass es ein strukturelles Problem bei der Finanzierung der Musikschule gibt und ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Beteiligung zwischen den Trägerkommunen auf der einen Seite und den übrigen Kommunen auf der anderen Seite“, sagt er. Letztlich sehe er nur drei Ansätze, wie sich dieses Dilemma beseitigen lässt. Man könne erstens immer weiter an der Gebührenschraube drehen. „Das ist aber die schlechteste Lösung“, findet Winterhalter. Zweitens wäre es denkbar, dass die anderen Städte und Gemeinden ihre Beiträge erhöhen. Und drittens könne man überlegen, wie sich das Geburtsproblem der Musikschule lösen lässt, das auf zwei festen Trägern plus freiwilligen Leistungen der anderen basiert. Eine Option könne dabei unter Umständen dann die von Susanne Wichmann ins Spiel gebrachte Verschlankung und Fokussierung auf die zwei Standorte Marbach und Steinheim sein.