Auf der Schemppstraße ärgern haltende Autos so manchen Fahrer. Aber die Stadt will an den Zuständen nichts ändern. Sie lehnt ein durchgehendes Halteverbot ab. Foto: Cedric Rehman

Viele Autofahrer ärgert es, dass Autos auf der Schemppstraße parken können. Sie setzen sich für ein durchgehendes Halteverbot ein, beißen aber bei der Stadt auf Granit. Die meisten Bezirksbeiräte sind ebenfalls gegen eine Änderung der Regeln – abgesehen von der FDP.

Sillenbuch - Die Diskussion um ein durchgehendes Halteverbot an der Schemppstraße reißt nicht ab. Die Stadt hatte jüngst erklärt, dass parkende Autos auf der Schemppstraße die Sicherheit erhöhen würden, weil sie Fahrer dazu brächten, das Tempo zu reduzieren. Leser äußern in Zuschriften ihre Kritik an dieser Begründung. Verwiesen wird auf die Abgasbelastung, die Brems- und Beschleunigungsvorgänge verursachen würden. „Wenn ein Interesse der Stadt daran besteht, in diesem Bereich Tempo 30 einzuführen, spricht nichts gegen entsprechende Verkehrsschilder“, heißt es in einem Brief an die Redaktion.

Doch anstatt eine Tempo-30-Zone einzurichten, setzt die Stadt auf etwas, das der Grünen-Bezirksbeirat Dieter Grötzinger als „Unbequemlichkeit“ für die Autofahrer beschreibt: Haltende Autos auf dem Fahrstreifen als Hindernis für Raser. Grötzinger findet es gut, dass so der Verkehr verlangsamt wird. „Tempo 30 fände ich aber noch besser“, sagt der Grünen-Politiker.

Stadt gegen Tempo 30

Ähnlich sieht das auch Ulrich Storz von der SPD. Die Stadt habe bisher Tempo 30 auf der Schemppstraße abgelehnt, sagt er. Tatsächlich definiert die Stadt die Schemppstraße als Teil des Grundhauptverkehrsnetzes, auf dem innerorts Tempo 50 gilt. Eine Tempo-30-Zone ist laut Angaben der Stadt auf einer solchen Strecke nur bei einer überdurchschnittlichen Gefahrenlage möglich. Diese sehen Stadt und Polizei als nicht gegeben an, sagt Edgar Riester, Leiter der städtischen Abteilung Verkehrsregelung. Um eine Einhaltung von Tempo 50 zu gewährleisten, sieht die Stadt haltende Autos auf der Schemppstraße aber als hilfreich an. Ihr Argument: Autofahrer würden sich zu selten an die verordnete Geschwindigkeit halten. Die parkenden Autos auf der Fahrbahn würden dann zu der gewünschten Temporeduzierung führen.

An der jetzigen Regelung gibt es aus Sicht des SPD-Politikers Ulrich Storz im Sillenbucher Bezirksbeirats auch keinen Anlass zur Kritik. „Für mich ist das nicht nachvollziehbar, was einige Autofahrer äußern“, sagt Storz. Philipp Kordowich von der CDU betont, dass seine Partei sich noch nicht über ein durchgehendes Halteverbot auf der Schemppstraße beraten habe. Er persönlich könne Argumente für und wider die bestehende Lösung verstehen. Gleichwohl lässt er aber erkennen, dass er das Ziel der Stadt, den Verkehr an dieser Stelle zu verlangsamen, teilt. „Ein gewisser Parkverkehr nimmt durchaus ein wenig Tempo raus“, sagt Kordowich.

An die Anwohner denken

Philipp Sautter von den Freien Wählern sieht es genauso. Als Autofahrer erkenne er an dieser Stelle auch keine Unübersichtlichkeit oder mögliche Gefahr, sagt Sautter. „Ich finde es wichtig, dass die Anwohner Platz haben, ihr Auto abzustellen“, sagt er.

Der Vertreter von SÖS/Linke im Bezirksbeirat, Manfred Riesle, appelliert an die gegenseitige Rücksichtnahme der Autofahrer. Eine Änderung der bestehenden Regelung lehnt er ab. „Ich will nicht, dass wir eine Rennstrecke bekommen und damit mehr Verkehr in Riedenberg“, sagt der Bezirksbeirat. Am liebsten wäre Riesle Tempo 40 auf der Strecke. Außerdem sollte das Verbot für Lastwagen stärker kontrolliert werden.

FDP sieht es anders

Anderer Meinung als seine Kollegen ist der FDP-Politiker Knut Krüger. „Tempo 50 ist angemessen auf der Strecke. Es ist unnötig, den Verkehr weiter zu verlangsamen“, sagt er. Krüger teilt die Sicht der Kritiker, dass die parkenden Autos die Straße unübersichtlicher und damit weniger sicher machen würden.

Ihn stört vor allem, dass die Autofahrer gezwungen werden, abrupt abzubremsen. Das Argument, dass die parkenden Autos dafür sorgen würden, dass nicht zu schnell gefahren würde, lässt er nicht gelten. Die Einhaltung der Geschwindigkeit müsse eben kontrolliert werden, sagt Krüger. Er rät dazu, an die Vernunft der Autofahrer zu appellieren.„Es gibt doch diese Schilder mit Smileys, die zur Einhaltung des Tempos mahnen. Die könnte die Stadt doch aufstellen“, rät Krüger. Ronald Geiger, der jüngst von der AfD zu Alfa gewechselt ist, könnte sich unter Umständen ein durchgehendes Halteverbot auf der Schemppstraße vorstellen. „Dann müsste aber die Parkplatzsituation für die Anwohner geklärt werden“, sagt er.