Im renovierten Hangar am Leonberger Krankenhaus ist Christoph 41 stationiert. Foto: DRF Luftrettung

Ob es in Pattonville mehr Nachteinsätze geben kann, bleibt offen. Der FDP-Parlamentarier Hans Dieter Scheerer sieht hierfür Leonberg deutlich besser geeignet.

Lange ist es in der Diskussion um die Rettungshubschrauber in der Region im wahrsten Sinne des Wortes ruhig geblieben: Die Frage, ob es in Pattonville, der Station von Christoph 51 zwischen Kornwestheim und Remseck, eine erweiterte Nachtflugerlaubnis gibt, ist nach wie vor unbeantwortet. Bisher ist nur ein Einsatz pro Nacht erlaubt. Damit bleibt ebenfalls ungeklärt, ob der Hangar am Leonberger Krankenhaus nicht eine ideale Alternative für nächtliche Rettungseinsätze wäre.

 

Was für einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb in Leonberg spricht: Der erst unlängst renovierte Hubschrauberlandeplatz liegt am Stadtrand. Im Gegensatz zu Pattonville ist hier kein Wohngebiet in unmittelbarer Nachbarschaft. Außerdem genießt der Rettungshubschrauber rund um den Engelberg hohe Wertschätzung. Gegen die Pläne des Landesinnenministeriums, Christoph 41 nach Tübingen zu verlegen, gibt es großen Widerstand. Eine von der Feuerwehr und anderen Rettungsorganisationen vor knapp drei Jahren initiierte Petition für den Verbleib in Leonberg wurde von rund 28 000 Menschen unterschrieben.

Pluspunkt: Nähe zur A8

Auch führende Kommunalpolitiker – vom OB bis zum Landrat – engagieren sich für den Heli-Standort am Leonberger Klinikum mit einer großen Unfallchirurgie. Gerade die Nähe zum vielbefahrenen wie unfallträchtigen Autobahndreieck spreche deutlich für Leonberg. Bei dramatischen Unfällen gehe es oft um Minuten, die über Leben und Tod entscheiden.

Seit fast 40 Jahren ist der Rettungshubschrauber am Krankenhaus stationiert. Der Hangar ist frisch renoviert. „Da wäre es eine Geldverschwendung ohne Ende, würde bestehende und funktionierende Strukturen zerstört“, sagt Hans Dieter Scheerer. Der FDP-Abgeordnete aus Weil der Stadt, der im Landtag den Wahlkreis Leonberg vertritt, macht sich schon lange für den Erhalt des Rettungshubschraubers in direkter Nachbarschaft der A8 stark. Angesichts der Diskussion um die mögliche Erweiterung des Nachtbetriebs in Pattonville hat er sich nun in einer offiziellen Anfrage an die Landesregierung nach dem Stand der Dinge erkundigt.

Die Antwort, die Hans Dieter Scheerer jetzt erhalten hat, lautet vereinfacht ausgedrückt: Nichts Genaues weiß man nicht. Das Regierungspräsidium prüfe weiterhin die den Antrag der Betreiber auf eine „Erweiterung des Flugbetriebes“, also mehr Einsätze in der Nacht. Hiergegen seien rund 130 Einwendungen eingegangen.

„Nachts kerzengerade im Bett“

Der liberale Parlamentarier, im Hauptberuf Rechtsanwalt, ist sich sicher, dass im Falle einer Nachtfluggenehmigung Anwohner dagegen klagen werden. „Man geht im Fall einer erweiterten Genehmigung von bis zu 800 Flugbewegungen im Jahr aus, jeweils zwei davon in der Nacht“, erklärt Scheerer im Gespräch mit unserer Zeitung. „Im Februar haben wir uns mit Anwohnern unterhalten, die nur 200 Meter vom Startplatz entfernt leben. Die sagen, dass man selbst bei nur einem Start oder einer Landung nachts kerzengerade im Bett steht.“

Die Nachbarschaft habe private Messungen vorgenommen: „Diese haben weitaus höhere Belastungen ergeben als das offizielle Nachtgutachten. Dieses basiert aber auf Berechnungen, nicht auf tatsächlichen Messungen.“ Einige Anwohner hätten sich bereits einen Anwalt genommen.

Hans Dieter Scheerer betont, dass er ebenfalls für einen Hubschrauber-Standort Pattonville ist: „Der wird gebraucht. Von hier aus gehen viele Flüge ab, mit denen Patienten in andere Kliniken verlegt werden. Von Leonberg hingegen starten vor allem Notfalleinsätze. Die Lage des Hangars ist topografisch optimal. Der Hubschrauber Christoph 41 kann gegen Westen problemlos starten.“

Dies ist auf dem Dach der Klinik der Berufsgenossenschaft in Tübingen, dorthin soll Christoph 41 verlegt werden, offenbar nicht der Fall. Schon vor zwei Jahren hatte ein ehemaliger Rettungssanitäter, der 27 Jahren in Hubschraubern im Einsatz war, vor dem schlechten Wetter am Rande der Alb gewarnt.

Scheerer hält darüber hinaus den nötigen Umbau des Daches der Tübinger BG-Klinik zum erweiterten Landeplatz für einen „Schildbürgerstreich“. Auch dass die Verlegung von Christoph 41 auf einem mittlerweile fünf Jahre alten Gutachten basiert, entspreche nicht den „Notwendigkeiten der heutigen Zeit im verkehrsstarken Großraum Stuttgart“. Der Abgeordnete will sich jetzt bei der Landesregierung nach den Kosten und dem Zeitrahmen für eine Aufrüstung der Landemöglichkeiten in Tübingen erkundigen.