Nördlich des Bosch-Campus bei Renningen beginnt der Hardtwald. Er käme als potenzielle Fläche für Windkraftanlagen infrage. Foto: Holger Leicht

Der Verband Region Stuttgart ermittelt Vorranggebiete für Windkraftanlagen. Renningen kann sich Flächen in den Grenzbereichen zu Rutesheim und Weil der Stadt vorstellen.

Spätestens der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine hat gezeigt, dass die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus dem Ausland schwerwiegende Folgen haben kann. „Wir sollten uns deshalb den Möglichkeiten, uns bei der Energiegewinnung autarker zu machen, nicht verschließen“, sagte der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) bei der Gemeinderatssitzung am Montag. Es ging um den Regionalplan des Verbandes Region Stuttgart, in dem es um die Ausweisung neuer Flächen für Windkraft- und Photovoltaikanlagen geht.

Immer zwei Kommunen betroffen

„Wir haben schon mit unseren Nachbarn gesprochen“, so Faißt. Denn in den Suchraumskizzen des Regionalplans sind als geeignete Flächen für Windräder fast ausschließlich Bereiche an den Markungsgrenzen ausgewiesen. Von etwaigen Anlagen seien also immer zwei Gemeinden betroffen. Und in jedem Fall wolle man die Nachbarkommunen bei den Entscheidungen mitnehmen und nicht vor den Kopf stoßen.

Im Gespräch sei man sowohl mit Rutesheim als auch mit Weil der Stadt. Mit dem Ergebnis: Beide Städte könnten sich Windkraftflächen in den Grenzbereichen vorstellen und befürworten das Einrichten gemeinsamer Standorte.

An der Grenze zu Rutesheim

Konkret geht es um folgende Flächen, die sich die Stadt Renningen als Standorte für Windräder vorstellen kann: der Hardtwald im Norden von Renningen Richtung A 8 und Rutesheim sowie der Bereich Schönloh an der Grenze zu Weil der Stadt. Infrage käme aus Renninger Sicht auch der Bereich Mönchsloh/Lerchenberg an der Grenze zu Weil der Stadt und – allerdings nachrangig – der Bereich Längenbühl/B 295 an der Grenze zu Leonberg.

Für Photovoltaik sind unterschiedliche Standorte in der näheren Auswahl. In einem Fall gibt es sogar schon konkrete Ideen: Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Böblingen hat angefragt, ob sich die Stadt eine Anlage auf dem Hügel im Bereich der ehemaligen Deponie bei Malmsheim, unterhalb des jetzigen Aussichtspunkts, vorstellen könnte. Aufgrund des Ziels, sich unabhängiger von Energieimporten zu machen, schlug der Bürgermeister Wolfgang Faißt vor, dem Vorhaben zuzustimmen – sofern ein gewisser Abstand zum Aussichtspunkt eingehalten wird, „der sich als beliebtes Naherholungsziel gut entwickelt hat“.

Die Waldflächen gehören der Stadt

Beim Gemeinderat stießen die Pläne im Grundsatz auf breite Zustimmung. Was die Grünen jedoch aufhorchen ließ, war, dass die von Renningen bevorzugten Flächen sich vornehmlich auf Waldgebiet befinden. Von einer Priorisierung von Waldflächen ist sogar die Rede. „Ich finde das nicht gut“, sagte die Fraktionssprecherin Monika Breitweg. Sie wolle die Waldflächen nicht ausschließen, aber priorisieren sollt man sie nicht. Der zu rodende Waldbereich sei dann für Jahrzehnte verloren.

Der Erste Beigeordnete Peter Müller brachte Licht ins Dunkel: „Die Sache ist die: Der Wald hat den Vorteil, dass er uns gehört.“ Die Stadt habe dort die Entscheidungshoheit. Auf diese Weise wäre es beispielsweise möglich, für die Windkraftanlagen eine Bürgerbeteiligung zuzulassen. Entstünden die Anlagen auf Privateigentum, lägen alle Entscheidungen beim Investor, und eine Bürgerbeteiligung wäre dann vielleicht gar keine Option. „Das ist also eine taktische Überlegung“, so Müller.