Abriss oder nicht? – Die Diskussionen nehmen Fahrt auf, obwohl die Pläne öffentlich erst im Dezember vorgestellt werden. Foto: Rudel/Archiv

Beim Neubau der Göppinger Klinik am Eichert kann gespart werden, wenn das alte Krankenhausgebäude stehen bleibt. Aber das gesamte Projekt würde sich verzögern – steigende Baupreise inklusive.

Göppingen - Der Stein, den Johannes Krauter in einer nichtöffentlichen Kreisstagssitzung ins Wasser geworfen hat, zieht Kreise: Weiternutzung der jetzigen Klinik am Eichert als Multifunktionsgebäude – wenn der Neubau erst einmal fertig ist – statt Abriss. Dass die Informationen, nach außen dringen würden, war dabei ebenso vorhersehbar wie der Umstand, dass nun die Wogen hochgehen und Spekulationen der unterschiedlichsten Art ins Kraut schießen. Sollte es dabei bleiben, dass der Unternehmer öffentlich erst am 20. Dezember über sein Vorhaben informiert, wir sich daran in den nächsten Wochen wohl auch nichts ändern.

Zumindest der Göppinger Oberbürgermeister ist seit Donnerstagabend schlauer. Guido Till wurden die Pläne in einem Gespräch mit Krauter, das erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet war, erläutert. Ob sich dadurch an der Skepsis des Rathauschefs gegenüber dem Vorhaben etwas geändert hat, wird sich daher erst in den nächsten Tagen zeigen. Krauter selbst, der zwischen 70 und 90 Millionen Euro investieren möchte, um in dem bestehenden Komplex, ein Hotel, Wohnungen und etliches mehr einzurichten, will sich hingegen zu den näheren Details und seinem weiteren Vorgehen nicht äußern.

Freie Wähler fordern maßstabgetreues Modell

Dies wiederum tun andere, nicht zuletzt aus den Reihen des Göppinger Gemeinderats. Neben der SPD, die bereits am Montag Kritik geübt hatte, dass die Stadt nicht eingebunden worden sei, preschten nun die Freien Wähler mit einem Antrag vor. Sie fordern, „das Thema ,Umnutzung Klinikgebäude’ schnellstmöglich auf die Tagesordnung zu setzen“. Mit bunten Plänen visionärer Ideen sei man nicht zufrieden, heißt es in einer Pressemitteilung der Fraktion weiter. „Zwingend erforderlich ist vielmehr ein maßstabsgerechtes Modell im Maßstab 1:100 über die gesamte Fläche zwischen der Dr.-Pfeiffer-Straße und dem Ostrand des Klinikareals.“ Dieses solle die Bestandsgebäude – maßstabsgerecht in Breite und Höhe – sowie die geplanten Neubauten der Klinik zeigen. „Uns ist dabei klar, dass, dass das Modell eine Länge von circa fünf Metern haben wird“, stellen die Freien Wähler klar.

Unabhängig davon wird die Kreissparkasse (KSK) bereits als Krauters Projektpartner, von manchem sogar schon als Co-Investor gehandelt. „Beides entspricht nicht der Realität“, versichert deren Pressesprecher Thomas Wolf. Vielmehr sei die KSK-Tochter Fachpartner Gewerbeimmobilien angefragt worden, ob sie Interesse an einer späteren Vermarktung und Vermietung des Objekts habe. „Natürlich werden wir uns mit dem Thema auseinandersetzen, weil wir derartige Projekte begleiten“, sagt Wolf, der es trotz der Langfristigkeit des Vorhabens für sinnvoll hält, rasch eine offene Diskussion zu führen.

Bebauungsplanverfahren läuft seit 2015

Eine solche ist auch deshalb notwendig, weil das zurzeit laufende Bebauungsplanverfahren womöglich gestoppt, zumindest aber massiv verändert werden müsste, sollte der Altbau wirklich stehen bleiben. „Da an solch einem Verfahren mehrere Ämter und Gremien beteiligt sind, kann über dessen Dauer keine verbindliche Aussage getroffen werden,“ erklärt Wolfgang Schmid, der kaufmännische Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken. Ein Blick auf den aktuellen Verlauf zeigt allerdings, von welchen zeitlichen Dimensionen auszugehen ist. Eingeleitet wurde das Änderungsverfahren wegen des Klinikneubaus bereits 2015. Mit einem Satzungsbeschluss wird im im ersten Quartal 2018 gerechnet.

Ein weiterer Punkt, über den heftig spekuliert wird, sind die sich verändernden Kosten für den Neubau, sollte ein Abriss nicht notwendig sein. Diesen Einsparungen stünden aufgrund der zeitlichen Verzögerung in jedem Fall höhere Ausgaben wegen steigender Baupreise entgegen. Und ob das Land den zu erwartenden Zuschuss so einfach in eines der nächsten Haushaltsjahre schiebt, steht ebenfalls in den Sternen. Eine konkrete Aussage dazu macht das Sozialministerium jedenfalls nicht.