Auf der Straße dürfen Radler den Flughafentunnel nicht benutzen. Foto: Ines Rudel

In der Debatte über eine Sperrung des Flughafentunnels für Autos kann Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nicht sagen, wie viele Radfahrer davon profitieren würden. Die FDP wirft ihm fehlende Professionalität vor.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat mit seiner Idee, den Tunnel unter dem Stuttgarter Flughafen ganz oder teilweise für den Straßenverkehr zugunsten von Radfahrern zu sperren, eine Kontroverse ausgelöst. Nun räumt er ein, nicht zu wissen, wie viele Radler heute dort überhaupt unterwegs sind. Die FDP im Landtag kritisiert ihn dafür scharf.

Keine Zahlen des Radverkehrsaufkommens

Die Liberalen hatten Hermann nach den Verkehrszahlen in der Röhre der Bundesstraße 312 zwischen Filderstadt-Bernhausen und Stuttgart-Plieningen gefragt. Der Minister verweist auf Werte aus dem Vor-Corona-Jahr 2019, damals seien rund 16 700 Fahrzeuge am Tag unterwegs gewesen. Zahlen zum Radverkehrsaufkommen im Tunnel „liegen nicht vor“, schreibt Hermanns Amtschef Berthold Frieß. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Eine Erhebung der Zahlen sieht das Landesverkehrsministerium „nicht als zielführend“ an. Wegen der beengten Verhältnisse für Radfahrer würde „der aktuell vorhandene Radverkehr nicht das zu erschließende Potenzial an Radfahrenden“ abbilden.

„Schon erstaunlich, dass Verkehrsminister Hermann mit seiner Tunnelsperrungsidee vorgeprescht ist, ohne die gesamte Faktenlage zu prüfen“, schreiben die beiden FDP-Landtagsabgeordneten Friedrich Haag und Dennis Birnstock in einer gemeinsamen Erklärung. Hermanns Vorgehen sei „in höchstem Maße unprofessionell“.

Folgen einer Sperrung unklar

Auch dass Hermanns Behörde noch nicht sagen kann, welche Folgen ein gesperrter Tunnel auf die Verkehrsbelastung in den Nachbarstädten Neuhausen und Leinfelden-Echterdingen haben könnte, und stattdessen auf ausstehende Untersuchungen verweist, kritisieren die beiden Parlamentarier. „Es drängt sich wieder einmal der Eindruck auf, dass Hermann sich in der Öffentlichkeit als oberster Fahrradminister profilieren will.“ Hermann müsse die Idee der Tunnelsperrung „schnellstens wieder beerdigen“.