Bei Smog sperren Metropolen wie Oslo, Rom oder Paris Autos mit Verbrennungsmotoren aus. Sie machen das in eigener Regie.
Stuttgart. - Der Blick ins Ausland zeigt vor allem eins recht deutlich: Städte verhängen weitgehend in eigener Regie bei Luftverschmutzung die Fahrverbote.
Oslo liegt idyllisch am Wasser, im Winter ist es aber bei Inversionswetterlagen von einer trüben Smogglocke auch nicht verschont. Dann liegt eine kalte Luftschicht am Boden und eine wärmere darüber, die verschmutzte Luft zieht nicht ab. Jedes Jahr, so das Norwegische Institut für Gesundheit, sterben 185 Menschen in der Stadt vorzeitig an Atemwegserkrankungen, die auf die dreckige Luft zurückzuführen sind. Am 17. Januar 2017 zog Norwegens Hauptstadt erstmals die Notbremse – sie verhängte ein Fahrverbot für alle Dieselautos, was die Emissionen um ein Viertel gesenkt haben soll. Tags darauf schon sorgte ein Wind für Entlastung.
Der Verkehr nahm am Tag des Fahrverbots um 30 Prozent ab, was im Rathaus von Oslo als besonderer Erfolg gesehen wurde. Denn die Liste der Ausnahmen vom Dieselbann war lang: Fahren erlaubt war den Lastwagen über 3,5 Tonnen, den Taxis sowie Autos, die Patienten zum Arzt oder in eine Klinik bringen. „Kommerzieller Transport war ebenso gestattet wie die Fahrt von Polizei- und Behördenfahrzeugen. Auch sechs Durchfahrtstraßen blieben frei befahrbar, ebenso der Weg zur Fähre.
Heftige Diskussionen
Aber wie in Deutschland auch entbrannte eine heftige politische Diskussion über die Entscheidung des rot-rot-grünen Stadtrats von Oslo. Besitzer von Dieselautos begehrten auf: „Entscheidet euch mal, was ihr wollt!“, schrieb eine Osloerin auf Facebook. Denn 2006 hatte die norwegische Regierung noch mit Steueranreizen die Bürger zum Kauf eines Diesels angelockt, seiner niedrigeren CO2-Emissionen wegen – ein Baustein im Kampf gegen die Erderwärmung. Mazyar Keshvari von der rechten Fortschrittspartei sagte, dass „der größte Betrug am norwegischen Autofahrer jetzt Wirklichkeit geworden ist“. Auch der Autoexperte Björn Gjestvang der Unternehmensberatung KPMG zweifelte die Maßnahme der Stadt an: Die Behörden machten keinen Unterschied zwischen emissionsarmen Modellen nach der Euro-6-Norm und 20 Jahre alten Autos, das sei fragwürdig.
In der Polizeikontrolle waren auch alle gleich: Wer gegen das Fahrverbot verstieß, musste umgerechnet 165 Euro bezahlen. Trotz der Kritik zog die Stadt Oslo ein positives Fazit: „Es gab viele Nachfragen und auch Beschwerden, aber alles in allem zeigten die Bürger Verständnis, und sie haben es akzeptiert, dass wir für die Verbesserung der Luftqualität etwas tun mussten“, sagte Lene Lad Johanson von der Stadt Oslo unserer Zeitung.
Nur die Hälfte darf fahren
Schon vor vielen Jahren griffen Rom und Paris zu dem drastischen Mittel, bei einer Smogglocke nur Fahrzeuge mit geradem oder ungeradem Nummernschild in die City fahren zu lassen – eine Möglichkeit, den Verkehr theoretisch um die Hälfte zu minimieren, die alle Autobesitzer gleichermaßen betrifft. Auch in Madrid ist diese Maßnahme möglich. Besonders ausgefeilt ist die Palette der Fahrverbote in der französischen Hauptstadt. Schon im Winter 2016/2017 gab es zeitweise Fahrverbote für ältere Diesel in Paris, generell ist die Einfahrt in die Stadt nur mit Schadstoffplakette gestattet. Für Autos, die vor 1997 zugelassen sind, gelten weitgehende Fahrverbote – nur spätabends und am Wochenende dürfen sie hinein.
Paris will Diesel verbannen
Im Kampf gegen die Luftverschmutzung will Paris den Diesel von 2024 an aus der Stadt verbannen, den Benzinmotor von 2030 an. Ähnliche Pläne haben Städte wie Amsterdam, Athen, Mexiko-City, Oxford oder London, wo die jährlichen Luftverschmutzungsgrenzen der EU regelmäßig überschritten werden und dessen Bürgermeister Sadiq Kahn sagt: „Die Luft in London ist ein Killer.“