Großprojekte wie die Einkaufszentren Milaneo (Foto) und Gerber bedrohen den Handel in den Stadtteilen. Foto: Michael Steinert

In Gablenberg haben Kandidaten für den Gemeinderat über die Zukunft der Stadtbezirke diskutiert. Einig war man sich darin, dass die Nahversorgung in den Stadtbezirken unbedingt gesichert werden muss.

S-Ost - Wie kann die Nahversorgung in den Stadtbezirken gesichert werden? Muss der Verkehr reduziert oder sollen mehr Parkplätze geschaffen werden? Wie können die Stadtteile sauberer werden? Und: Sind in Zukunft überhaupt noch Vereins- und Stadtteilfeste möglich? Im Café Muse-O in Gablenberg haben am Mittwochabend sechs Kandidaten für den Gemeinderat über diese Fragen diskutiert. Bei vielen Themen herrschte relativ große Einigkeit – Patentrezepte konnte jedoch keiner der Kandidaten bieten.

Beispiel Einkaufsmöglichkeiten. Rainer Schünemann vom veranstaltenden Handels- und Gewerbeverein Gablenberg hielt den Kandidaten Großprojekte wie die Einkaufszentren Gerber und Milaneo als Bedrohung für die verbliebenen Geschäfte in Stadtbezirken wie Stuttgart-Ost oder -Nord vor. Für den in Gaisburg lebenden Gangolf Stocker (SÖS) sind diese Projekte „Scheußlichkeiten“ einer alten Politik, das Gerber hält er „für eine totale Fehlinvestition“. Er schlägt für die Geschäfte in den Stuttgarter Stadtteilen ein Modell nach Schweizer Vorbild vor. Dort wird der Handel in kleinen Dörfern – der ebenfalls bedroht ist – vom Staat subventioniert.

Uneinigkeit bei der Verkehrsfrage

Für Martin Körner, Spitzenkandidat der SPD und Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost, ist klar, „dass wir es nicht schaffen werden, überall den Tante-Emma-Laden zu halten.“ Aber durch eine Aufwertung der Stadtteile mit Hilfe von Förderprogrammen – wie jetzt in Gablenberg geplant – könne einiges erreicht werden. Dort wurde das geplante Sanierungsgebiet um die Gablenberger Hauptstraße in das Programm Soziale Stadt aufgenommen.

So einig sich die Kandidaten waren, dass die Nahversorgung in den Stadtbezirken unbedingt gesichert werden muss, so uneinig waren sie sich bei der damit verbundenen Verkehrsfrage. Während beispielsweise Jochen Stopper (Grüne) eine Verlangsamung und Reduzierung des Verkehrs auf der Gablenberger Hauptstraße und breitere Gehwege forderte, verwies Alexander Kotz, Spitzenkandidat der CDU, darauf, dass gerade manche Geschäftsleute in den Stadtteilen um jeden Parkplatz vor ihrer Ladentür kämpften. Kotz: „Beim Verkehrsfluss muss ein Kompromiss gefunden werden, da sind die Interessen zu unterschiedlich.“ Die Umgestaltung der Talstraße, die gerade in Arbeit ist, sei aber ein Beispiel für eine Aufwertung eines Quartiers.

Kritik am Gemeinderat

Jochen Heidenwag (Freie Wähler) und Federico Busarello (FDP) forderten eine stärkere Einbindung der Handels- und Gewerbevereine in den Stadtbezirken bei der Entscheidungsfindung. Busarello: „Das sind diejenigen, die sich vor Ort auskennen. Das kann nicht allein vom Rathaus aus bestimmt werden.“ Heidenwag warf dem Gemeinderat vor, in den vergangenen fünf Jahren viel zu wenig für die Stadtbezirke getan zu haben.

Einigkeit herrschte wieder beim Thema Stadtteilfeste. Die von der Stadt verlangten Gebühren und die immer schärfere Reglementierung bedrohten solche Feste und damit das ehrenamtliche Engagement in den Stadtteilen. Hier müsse sich etwas ändern. Damit verbunden war auch das Thema Stadtreinigung. Da die Stadt eine Ausweitung nicht finanzieren könne, forderte Busarello eine Rückkehr zur Kehrwochenpflicht – und stieß damit bei einigen Zuhörern auf große Zustimmung.