Joseph Michl (rechts), der Vorsitzende der Arge Nord-Ost, erläutert die Folgen des Straßenbaus für Menschen und Tiere. Foto: Eva Herschmann

An die 40 Radfahrer haben sich am Sonntag vom Fellbacher Bahnhof aus auf den Weg gemacht, um rund 12,5 Kilometer entlang der geplanten Trasse des Nord-Ost-Rings bis nach Kornwestheim zu radeln.

Fellbach - An die 40 Radfahrer haben sich am Sonntag vom Fellbacher Bahnhof aus auf den Weg gemacht, um rund 12,5 Kilometer entlang der geplanten Trasse des Nord-Ost-Rings bis nach Kornwestheim zu radeln. Vor Ort wollten sie sich ein Bild von den Auswirkungen machen. „Man darf nicht nur sehen, was unter dem Asphalt verschwindet, so eine Straße strahlt weit auf die Umgebung aus“, sagte Joseph Michl, der Vorsitzende der Arge Nord-Ost, die seit mehr als zwei Jahrzehnten gegen die autobahnähnliche Straße kämpft.

Für die Aktiven der Arge Nord-Ost ist die geplante Straße ein Menetekel

Zweieinhalb Stunden dauerte die Radtour, die von der Ortsgruppe Bad Cannstatt der Linken organisiert wurde. „Ich denke, dass allen bewusst wurde, was verloren geht, wenn die Straße kommt, und viele waren überrascht, durch was für eine schöne, hochwertige Landschaft der Nord-Ost-Ring führen soll“, sagte Joseph Michl hinterher. Einige Teilnehmer von den Fildern waren zudem beeindruckt, wie „toll es sich durch dieses einmalige grüne Gebiet radeln lässt“. Für die Aktiven der Arge Nord-Ost ist die geplante Straße aus mehreren Gründen ein Menetekel für die Landschaft, die Menschen und die Tiere.

Zum einen ist das Gebiet, das die vierspurige Straße durchschneiden soll, ein wichtiger Erholungsraum für mehr als 100 000 Menschen, die in diesem eng bewohnten Gebiet leben, sagte Joseph Michl. Aber auch intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen, „mit den besten Böden, die wir haben“, liegen entlang der Trasse. „Und den Naturschutz dürfen wir natürlich auch nicht vergessen, hier leben Hasen, Igel, Füchse und jede Menge Vögel.“ Eine große Artenvielfalt sei wichtig für die Natur und den Menschen, erklärte der Vorsitzende der Arge, der auch gerne anderen Parteien aus dem demokratischen Spektrum die Wertigkeit der Landschaft zeigen würde.

Vom Oeffinger Berg aus hatten die Radfahrer dann einen guten Überblick

Die Tour führte von der Westumfahrung Waiblingens zunächst über den Besinnungsweg in Oeffingen. Dessen Initiatoren – darunter der ehemalige Fellbacher Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel – haben ihre Kunstwerke so gestellt, dass sie dem Straßenmoloch im Wege stehen. Vom Freizeitgelände am Hartwald aus blickten die Teilnehmer zurück. „Hier würde die Straße entlangführen“, sagte Joseph Michl und deutete in Richtung des Kunstwerks „Freiheit“. Vom Oeffinger Berg aus – der nicht direkt an der Straße liegt – hatten die Radfahrer dann einen guten Überblick, welche Flächen und Naturräume durch die Straße durchschnitten würden.

Dass sich der Nord-Ost-Ring noch verhindern lässt, der vor allem von der CDU im Land – und dem Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Waiblingen Joachim Pfeiffer – mit Vehemenz gefordert wird, davon ist Joseph Michl überzeugt. Ebenso davon, dass die Luft in Stuttgart durch die neue Straße nicht besser, die Feinstaubkonzentration nicht niedriger, und auch der Dauerstau in der Landeshauptstadt nicht verschwinden wird. „Ich denke, wir sind gut aufgestellt, wir haben noch einige Pfeile im Köcher, und es ist jetzt schon Vorwahlgeplänkel, das ein bestimmtes Klientel bedienen soll“, sagte Joseph Michl. Aber es sei wahrlich „kein Akt der Freundlichkeit, was die Bundes- und Landes-CDU den Fellbachern Parteikollegen zumuten“.

Die Straße bringt keine Entlastung für die Landeshauptstadt

Man müsse den neuen Versuch, die Straße doch noch zu bauen, ernst nehmen, sagte Joseph Michl. „Aber neue, bessere Argumente habe ich von der Gegenseite nicht gehört, sie wärmen nur den alten Kaffee auf, der längst widerlegt wurde. Die Straße bringt keine Entlastung für die Landeshauptstadt, denn sie geht durch die Stuttgarter Umweltzone und zieht mehr Verkehr hinein.“ Die Arge sei derweil gut aufgestellt, besser als vor 22 Jahren: „Uns muss nicht bange sein, auch weil wir die Strukturen haben und wissen, wie die Befürworter arbeiten, und dass bei der Straßenplanung genauso geschwindelt wird wie bei der Autoherstellung.“