Die Esslinger Gemeinderäte haben eine Entscheidung über die Ehrenamtsplattform Volunteam vertagt. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, ein Esslinger Start-up zu fördern, das mit ihrer Idee junge Leute für soziales Engagement begeistern möchte.
Ehrenamt sei ein zentraler Pfeiler der Gesellschaft und unverzichtbar, betonte Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar. „Ohne Ehrenamtliche gäbe es viele Vereine und Organisationen überhaupt nicht“, sagte er. Aber das Fundament für diesen Pfeiler bröckelt. Es wird immer schwieriger, Menschen für ein Engagement zu motivieren, erst recht die Jüngeren. Die Stadt möchte deshalb neue Wege gehen. Im Ausschuss für Kultur, Sport und Soziales wurde die Idee des Start-ups Socialsquared vorgestellt, hinter der zwei junge Studierende der Esslinger Hochschule stehen. Sie entwickeln die digitale Ehrenamtsbörse Volunteam.
Mit nur ein paar Klicks soll jeder sich über diese Plattform für kurzfristige Einsätze melden können, die Einrichtungen dort selbst anbieten. Das Interesse aller Fraktionen an der Idee war zwar groß und es gab Zuspruch. „Wir glauben, dass das Schule macht und bundesweit oder darüber hinaus bekannt werden könnte“, sagte etwa Grünen-Stadtrat Jörg Freitag. Die Entscheidung, ob das Start-up mit jeweils 15 000 Euro für die Jahre 2025 und 2026 von der Stadt gefördert werden soll, hat das Gremium aber vertagt. Damit wurde der CDU-Fraktion entsprochen, die eine erste Lesung beantragt hatte, es gebe noch internen Klärungsbedarf. AfD-Stadtrat Stephan Köthe vermisste zudem das „Alleinstellungsmerkmal“, es gebe bereits viele andere digitale Ehrenamtsbörsen. Sozialamtsleiter Marius Osswald versprach, zum Vergleich eine Liste unterschiedlicher Anbieter vorzulegen. „Bei einer neuen Idee gibt es immer ein Risiko, aber wir sind überzeugt, dass es funktioniert“, warb Osswald. Dass bei Volunteam die Kommune mit im Spiel sei und ihre Kontakte einbringe, sei ein großer Vertrauensvorteil.
Die Plattform, die sich noch in der Pilotphase befindet, richte sich mit einem niederschwelligen Zugang und modernem Erscheinungsbild an junge Leute. Aber eben nicht nur. „Alle können sich eintragen, auch Seniorinnen und Senioren“, so Osswald. Die Plattform der Esslinger Freiwilligenagentur, in die die Stadt sonst investieren und die veraltete Optik überarbeiten müsste, soll mittelfristig in Volunteam integriert werden.
Kurze, einfache Einsätze als Türöffner
Vom Prinzip funktioniert Volunteam wie ein Buchungssystem. Interessenten können auf einen Blick sehen, welche Einsätze es gibt und sofort zusagen. „Wir brauchen ein Umdenken“, erläuterte Tristan Eberhardt, der die Idee entwickelt hat. Damit junge Leute nicht abspringen, müsste es wenig Hürden und keine Umwege durch Absprachen geben. Vieles könnte auch vor Ort während des Einsatzes erledigt werden, sagte Eberhardt. Zudem sollen Schulungsvideos gedreht werden. Das funktioniere auch deshalb, weil es sich zunächst nur um einfache Aufgaben von einer Dauer von ein bis zwei Stunden handelt, wie Essen ausgeben oder spazieren gehen. Sie sollen Türöffner sein.
Neue Kompetenzen trainieren
Wer einen Einsatz übernommen hat, sammelt bei Volunteam Kompetenz-Punkte, die qualifiziertere Aufgaben ermöglichen. Ziel sei auch, dass die sozialen Einrichtungen für Jüngere zu einer beruflichen Perspektive werden. Denn das könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Die Einrichtungen bekommen jeweils ein Profil, um sich zu präsentieren. Bestehende Strukturen etwa von Vereinen, Feuerwehr, Schülermitverwaltungen (SMV) oder dem Jugendgemeinderat könnten auf Volunteam integriert werden, hob Gründer Eberhardt auf Nachfrage der Stadträte hervor.