Kolumbarien wie in dieser Kirche sollen ein Ort der Erinnerung an die Verstorbenen sein. Ursprünglich waren sie vor allem in den Mittelmeerländern populär. Foto: z/Klodwig & Partner Architekten

Für die katholische Kirche Mariä Himmelfahrt in Degerloch sind Urnenwände im Gespräch – als Teil eines pastoralen Trauerzentrums. Die Stadtverwaltung sieht hierfür indessen keine Notwendigkeit und verweist auf andere alternative Bestattungsformen.

Degerloch - Das Kolumbarium trifft beim städtischen Friedhofsamt auf wenig Gegenliebe. Die Verwaltung lehne es ab, dass Friedhöfe in den Stadtteilen mit solchen Urnennischen ausgerüstet werden, erklärt Hagen Dilling, der stellvertretende Leiter des Friedhofsamts. Aber auch Urnenwände in der katholischen Kirche an der Karl-Pfaff-Straße sieht Dilling skeptisch. Solche Urnennischen müssten gleichfalls genehmigt werden. „Es gibt bereits eine Palette von Angeboten für pflegeleichte Gräber in Degerloch. Deshalb sehe ich keine Notwendigkeit für ein Kolumbarium.“

Mit diesen Worten nimmt Dilling dem Vorhaben des Stadtdekanats den Wind aus den Segeln, in Degerloch in der katholischen Gemeinde Mariä Himmelfahrt ein Kolumbarium mit Platz für 30 Urnen einzurichten. Dieses sollte zu einem vom katholischen Stadtdekanat geplanten pastoralen Trauerzentrum gehören. Die Pläne sehen zudem ein Trauercafé sowie eine enge Kooperation mit dem Degerlocher Hospiz an der Jahnstraße vor.

Skepsis der Stadt

Das Stadtdekanat wirbt seit 2014 dafür. Nach den Worten von Nicole Höfle, der Sprecherin des Stadtdekanats, ruht das Projekt im Moment. Die Gemeinde bekommt im November einen neuen Pfarrer. Dann tritt Stefan Karbach sein Amt an und beendet die Zeit, in der es keinen für die Degerlocher Katholiken zuständigen Priester gab. Die Skepsis der Stadt gegenüber dem Kolumbarium überrascht die Sprecherin des Stadtdekanats. „Bisher ist uns von einer ablehnenden Haltung nichts bekannt“, sagt sie. Das würde aber auch keinen beim Stadtdekanat erschrecken, fügt sie hinzu. „Die Pläne sind noch sehr im Ideenstadium.“ Deshalb sei es möglich, auf die Vorstellungen der Stadt einzugehen.

Bernhard Bayer, der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats von Mariä Himmelfahrt, ist sicher, dass noch nicht das letzte Wort zwischen der Verwaltung und der katholischen Gemeinde gesprochen sei. „Grundsätzlich sind wir im Gespräch, im Moment ruhen die Planungen ohnehin.“ Auch Bayer weiß, dass ein Kolumbarium vom städtischen Friedhofsamt genehmigt werden muss. „Wir richten uns natürlich danach, was die Stadt entscheidet. Davon hängen unsere Pläne für das pastorale Trauerzentrum nicht ab“, sagt Bayer.

Kritik bei Informationsveranstaltung

In Degerloch hatte das Vorhaben bereits in der bisherigen Debatte Kritik hervorgerufen. So wurde bei einer Infoveranstaltung vor zwei Jahren moniert, dass Urnenwände den Kirchenraum an der Karl-Pfaff-Straße weiter verkleinern würden. Oder: Die gesamte Gemeinde könnte von dem geplanten Trauerzentrum in den Schatten gestellt werden. Trauernde Angehörige aus anderen Bezirken könnten die Degerlocher Gemeindemitglieder verdrängen. Andere nannten die Urnennischen ein Statussymbol für Reiche und sahen diese in mediterranen Ländern beliebte Bestattungsform generell skeptisch.

Die Verwaltung favorisiert andere alternative Bestattungsformen, erklärt Hagen Dilling. Er nennt als Beispiele Rasen- und Baumgräber. „Solche Grabformen passen gut zur parkartigen Struktur der Stuttgarter Friedhöfe.“ Baumgräber gebe es zum Beispiel bereits in Degerloch. Rasengräber seien außerdem vorgesehen, fügt er hinzu. Das Gesamtkonzept der Stadt für alternative Bestattungsformen sieht diese Möglichkeiten vor. In Degerloch, Plieningen und Birkach könnte es nach den Worten von Dilling Rasengräber bereits von Beginn des kommenden Jahres an geben. „Voraussetzung ist, dass der Gemeinderat dem Konzept zustimmt“, sagt Dilling. Eine Entscheidung in dem Gremium solle bald fallen, fügt der stellvertretende Amtsleiter des Friedhofsamts hinzu.