Im Bietigheimer Rathaus haben die Stadträte über OB Kessings Bewerbung als DLV-Präsident diskutiert. Foto: Pascal Thiel

Der Gemeinderat diskutiert über die Bewerbung von OB Jürgen Kessing als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands. Ein Stadtrat empfiehlt ihm sogar den Rücktritt als Oberbürgermeister.

Bietigheim-Bissingen - Die Bewerbung von Bietigheim-Bissingens Oberbürgermeister Jürgen Kessing (SPD) als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) verursacht Wirbel. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag wurde auch darüber diskutiert. Die Fraktionen von FDP und CDU hatten Kessing um eine Stellungnahme gebeten, wie er sich die Vereinbarkeit des Ehrenamts mit seiner Tätigkeit als OB vorstelle. Wie bereits gegenüber dieser Zeitung betonte Kessing im Bietigheimer Rathaus, dass es sich bei dem DLV-Präsidenten um ein Ehrenamt handelt und er selbst den Zeitaufwand festlegen könne. Zudem sei die Wahl erst im November.

Diese Antwort war für einige Stadträte jedoch nicht zufriedenstellend. So schlug Georg Mehrle (FDP) vor, dass Kessing sich „den Fesseln Ihres kommunalen Amtes entledigen“ solle. Eine Lokalzeitung berichtete, dass auch die CDU den Rücktritt Kessings gefordert habe, sollte er DLV-Präsident werden. Eine Nachfrage bei Hermann Eppler (CDU) ergab jedoch: „Wir haben definitiv nicht den Rücktritt gefordert.“ Bei der CDU habe man lediglich „erhebliche Bedenken“, dass das Ehrenamt mit der Tätigkeit als OB vereinbar ist, was die Arbeitsbelastung angeht. Der Fraktionschef Thomas Wiesbauer ging auf Nachfrage jedoch weiter: Die Bewerbung sei eine „Unverschämtheit“ gegenüber dem Gemeinderat, der ihm wegen hoher Arbeitsbelastung eine besser dotierte A13-Stelle genehmigt habe und die Dezernate neu zugeschnitten habe.

Auch Georg Mehrle legte noch nach: „Man kann nicht pausenlos über Überlastung klagen und dann sagen, man macht nebenher noch den DLV-Präsidenten.“ Im Übrigen habe er den Rücktritt nicht gefordert, sondern lediglich einen etwas überzeichneten „guten Rat“ gegeben.

Bei den anderen Fraktionen sieht man die Sache gelassener. Der SPD-Fraktionschef Volker Müller kommentierte die Diskussion als „absurd“.