Kultusministerin Susanne Eisenmann hat sich mit Schulleitern aus dem Kreis Ludwigsburg unterhalten. Foto: dpa

Rund 150 Schulleiter aller Schularten treffen mit Susanne Eisenmann zusammen und werden los, was ihnen auf den Nägeln brennt. Dabei kommen sie mit ihr aber nicht unbedingt auf einen grünen Zweig.

Bietigheim-Bissingen - Die Antwort auf seine Frage, inwieweit ihrer Ansicht nach eine Ziffer differenziert sei, blieb Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) dem Sachsenheimer Schulleiter Rainer Graef schuldig. Gestellt hatte Graef sie kürzlich bei einem Treffen von rund 150 Schulleitern aus dem Kreis mit Eisenmann in Bietigheim-Bissingen.

Statt der Antwort lieferte ihm die Ministerin ein anderes Statement: Sie bekenne sich klar zu Noten für die Leistungsbewertung von Schülern. „Noten dienen zur Beschreibung, nicht zum Abschluss eines Zustandes“, sagte sie zu dem verwunderten Rektor, der doch eigentlich etwas anderes hatte wissen wollen. Man könne es von Kindern und Jugendlichen verlangen, mit Noten umzugehen und an sich arbeiten.

Realschulen wünschen sich die Absenkung des Klassenteilers

Die Kultusministerin machte keinen Hehl daraus, dass sie von dem Schulversuch, in dessen Rahmen Kinder schriftliche Leistungsbeurteilungen anstatt Noten bekommen, nichts hält. Sie werde den Versuch nicht verlängern, zumal die Vorgängerregierung versäumt habe, eine Evaluation festzuzurren. Graefs Argument, die Erprobungsschulen hätten viele Ressourcen in den Versuch gesteckt und könnten nichts dafür, dass für eine adäquate wissenschaftliche Begleitung nicht gesorgt worden sei, wischte die Ministerin beiseite. „Man kann jetzt nicht einfach schnell noch mal die neun Schulen evaluieren.“ De facto ergebe sich aus dem Versuch von ein paar wenigen Schulen kein Erkenntniswert für 2400 andere Schulen im Land. „Ich habe auch nicht vor, den Versuch neu anzusetzen, um ihn wissenschaftlich seriös begleiten zu lassen“, meinte Eisenmann knapp. Zumal das viel zu teuer sei. „Sie können nichts dafür und machen es bestimmt gut, aber die Grundlage war von vorneherein massiv fehlerhaft“, sagte Eisenmann zu Graef. Der Schulleiter konsterniert, das Thema beendet.

Auch nicht die erhoffte Antwort erhielt Claus Stoeckle, Leiter der Realschule im Aurain in Bietigheim-Bissingen, auf die Frage, ob angesichts der wachsenden Heterogenität der Schülerschaft an den Realschulen eine Absenkung des Klassenteilers in Aussicht sei. Derzeit liegt er bei 30 Schülern, viele Realschulklassen sind voll bis zum Anschlag. „Dafür bräuchte ich noch mehr neue Lehrer“, sagte Eisenmann. Es fehlten aber auch so schon 5100 Pädagogen im Land. „Wir verlieren das Thema Klassenteiler aber nicht aus den Augen.“

Personalrat prangert „prekäre Arbeitsverhältnisse“ an

Bei der Lehrerversorgung hakte Roland Bader, Personalrat beim Staatlichen Schulamt Ludwigsburg, ein. Jahr für Jahr, monierte er, würden mehr Lehrkräfte mit Angestelltenverträgen befristet eingesetzt. „Sie machen gute Arbeit, bekommen gute Beurteilungen, und zum Dank werden sie zu den Sommerferien entlassen, müssen Arbeitslosengeld beantragen und dürfen im nächsten Schuljahr wieder am gleichen Punkt anfangen“, sagte Bader. „Prekäre Arbeitsverhältnisse passen nicht in unsere Schullandschaft. Denken Sie an diese Menschen“, appellierte er an die Ministerin.

Eisenmann entgegnete: „Wir wollen pädagogisch voll ausgebildete Lehrer.“ Diesen könnten sogenannte „Nichterfüller“ nicht gleichgestellt werden. Der Personalrat wies darauf hin, er habe von den vielen fertig ausgebildeten Kollegen gesprochen, die vielleicht nicht mit der allerbesten Note abgeschlossen hätten, in der Praxis aber gute Bewertungen bekämen.

Die Ministerin sagt den Rektoren Entlastung zu

Zu den Forderungen an die Ministerin zählte unter anderem diejenige, früher mit dem Ethikunterricht anzusetzen, um Schülern rechtzeitig allgemeingültige westliche Werte zu vermitteln, oder diejenige, die Prüfungsansprüche der Realschulen nicht zu aufzuweichen. Andernfalls seien Abgänger, die das Abitur anstrebten, nicht mehr gut genug fürs Gymnasium gewappnet. Den Schulleitern selbst versprach Eisenmann baldige Entlastung in Form von besserer Besoldung, Leitungszeiten oder Assistenten. Ihr sei klar, dass Nachbesserungen not täten: „Die Schule hat sich verändert, die Strukturen nicht.“