Die Geschwister Kaya und Georg mit den Referenten Stephanie Lorenz und Dominik auf der Bühne Foto: Julia Schenkenhofer

Unter dem Motto „die bunte Seite der Macht“ diskutierten Kinder im Stuttgarter Merlin darüber, wo der Unterschied zwischen Gut und Böse liegt.

S-West - Was hat Star Wars mit Meinungsfreiheit und Demokratie zu tun? Dieser Frage gingen die Teilnehmer des Workshops „Die bunte Seite der Macht. Was wir von Sith und Jedis über Vielfalt lernen können“ im Merlin an der Augustenstraße nach. Zusammen mit Medienpädagogin Stephanie Lorenz und ihrem Kollegen Dominik Rehermann diskutierten die Kinder im einstündigen Workshop über Gut und Böse, über Demokratie, Meinungsfreiheit und das Grundgesetz. Der Workshop mit anschließender Vorstellung der Ergebnisse war Teil der Reihe „Von Hogwarts nach Wakanda. Eine Reise zu Demokratie und Werten in modernen Mythen“, die seit Januar einmal im Monat im Kulturzentrum Merlin an der Augustenstraße stattfindet. Konzipiert und realisiert wird die Reihe maßgeblich von der Landeszentrale für politische Bildung.

Kinder können Lebenswelten trennen

„Wir gehen heute der Frage nach, was für eine Rolle die Demokratie in der eigenen Lebenswelt und in Filmen spielt“, erklärt Lorenz das Konzept. Damit das aber funktioniere, sei es wichtig, die eigene Lebenswelt der Kinder von der Filmwelt zu trennen. Dass das die Kinder jedoch ganz automatisch machen, beweisen sie während des Workshops recht schnell: „In Star Wars brauche ich die gute und die böse Seite, sonst funktioniert der Film nicht. Im Leben ist das anders, da ist es vielfältig“, erklärt der zehnjährige Georg, der mit seiner 13-jährigen Schwester Kaya am Workshop teilnimmt. „Es kommt ziemlich viel auf die Zusammenhänge an. Es gibt ja verschiedene Aspekte“, erklären die beiden beispielsweise beim Thema Gedankenmanipulation. Ein Argument, dass sie sogleich weiter ausführen: „Wenn Gedankenübertragung zum Beispiel verhindert, dass jemand getötet wird, ist das etwas ganz anderes, als wenn jemand für längere Zeit von jemand anderem manipuliert wird, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen“.

Das dieses differenzierte Denken bei den Kindern so gut ausgeprägt sei, liege laut der Medienpädagogin Lorenz unter anderem auch an dem gewählten Genre des Workshops: „Bei dem Thema Helden und Demokratie können Kinder gut unterscheiden. Sie verstehen, dass es in der Realität nicht nur eine helle und dunkle Seite wie im Film gibt, sondern eben auch eine Mischung“. Weil es aber auch in der Realität klare Verhaltensregeln braucht, halten die Kinder die Regeln für ihre bunte Gesellschaft abschließend in einem Jedi-Kodex fest, der ein gleichberechtigtes und vielfältiges Miteinander ermöglichen soll. Vielfalt, Rede- und Meinungsfreiheit stehen dabei ganz oben auf ihrer Liste. „Und Gleichberechtigung dürfen wir auch auf keinen Fall vergessen“, sagt Kaya, die die Verhaltensregeln auf ein großes Plakat schreibt, das im Anschluss an den Workshop dem Publikum im Merlin vorgestellt wird.

Auch ein bunter Jedi auf sein Herz hört

Das Motto des Kodex fasst Kaya dann auch nochmal für alle zusammen „Ein bunter Jedi braucht keinen Kodex“, erklärt sie. Das Publikum ist mit dieser Aussage zunächst wenig einverstanden, denn wenn alle sprechen dürften, dürften schließlich auch jene sprechen die radikalen Gesinnungen hätten, so ein Einwand aus dem Publikum. Doch da ein echter Jedi sich von nichts aus der Ruhe bringen lässt, entgegnet Kaya einfach gelassen: „Jedis lassen sich nicht von Angst leiten, dem Kodex folgen heißt auch zuhören, wer das nicht macht wird für eine bestimmte Zeit ausgeschlossen, bis er die Regeln wieder befolgt“. Und schließlich sei ein bunter Jedi eben auch ein Jedi, der auf sein Herz hört.

Mit diesem Fazit enden Workshop und Vortrag, die für eine bunte und vielfältige Gesellschaft plädieren und die heute Eltern und Kindern gezeigt haben: Mit dem richtigen Ansatz kann Fernsehen durchaus lehrreich sein.