Das Rosenstein-Areal aus der Vogelperspektive Foto: DB Bahnprojekt Stuttgart Ulm/Kilgus

Die SPD im Bezirksbeirat und die Interessengemeinschaft Bürger kritisieren den neuen Wettbewerb als „schwammig“ und fordern konkrete Vorgaben für das neue Ausschreibungsverfahren.

Stuttgart - Der erste Wettbewerb war Mitte der 90er Jahre. Weitere Wettbewerbe folgten. Und insgesamt liegen rund 50 Entwürfe für die Bebauung des Rosenstein-Areals vor. Jetzt soll ein weiterer städtebaulicher Wettbewerb zur Entwicklung des 85 Hektar-Areals zwischen Hauptbahnhof, Pragtunnel und Neckar ausgeschrieben werden. Bevor der Antrag in den Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) des Gemeinderats ging, stimmte als letzter Bezirksbeirat der Beirat Nord der Vorlage zu – wenn auch unter Vorbehalt und gegen die Stimmen der Fraktion Linke/SÖSplus.

Im neuen Wettbewerb soll es in einem ersten Schritt einen offenen internationalen Ideenwettbewerb geben. In einem zweiten Schritt soll ein auf 10 bis 20 Teilnehmer beschränkter Architektenwettbewerb folgen. Ganz ähnlich verfuhr die Stadtverwaltung 1995: Damals gab es eine Ideenerkundungsphase, aus der sechs Testentwürfe hervorgegangen sind. Ein beschränkter internationaler Wettbewerb mit zehn Teilnehmern schloss sich an. Schließlich, 2001, nachdem die Stadt die Grundstücke von der Bahn erworben hatte, gab es einen dritten Anlauf .

Der Verein Interessengemeinschaft (IG) Bürger befürwortet die neue Ausschreibung zwar, kritisiert sie aber als „schwammig“: „Es fehlen die Rahmenbedingungen. Architekten aus dem Ausland kennen die Stuttgarter Gegebenheiten und Topografie nicht. Ihre Planung wird sich ausschließlich auf die zu bebauende Fläche beziehen und Sichtachsen wie den Kappelberg außen vor lassen“, fürchtet Jochen Hammer, der Vorsitzende des Vereins.

SÖS/Linkeplus stimmt gegen einen neuen Wettbewerb

Grundlage für den neuen Ideen- und Architektenwettbewerb soll das Memorandum Rosenstein sein, in das Bürger und Experten ihre Vorstellungen von der Entwicklung des Quartiers eingebracht haben. Antworten, die der Wettbewerb geben soll: Sind die Bauwerke auf dem Areal wie der Lokschuppen, Fachwerk-, Stahlfachwerk- und Stahlbetonbrücken und Überwerfungsbauwerke erhaltenswert oder sollen sie abgerissen werden? Wie können Schillerstraße und Arnulf-Klett-Passage umgestaltet werden? Sollen auf dem Areal mit dem Paketpostamt, dass vermutlich als Interimsoper genutzt wird, später ein Kultur- und Kongresszentrum, ein Konzerthaus, das neue Lindenmuseum – oder etwa allein auf dem A3-Areal alle drei Einrichtungen gebaut werden? Den Bau aller drei Einrichtungen favorisiert Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), weil dadurch, dass der Außenbereich von den drei Institutionen gemeinsam genutzt werden kann, Fläche gespart werden könnte.

Der SPD im Bezirksbeirat ist wie der IG Bürger der Beschlussantrag zu vage: „Die Stadt muss doch sagen was sie will“, fordert Sebastian Sage. Der SPD-Bezirksbeirat will die Architekten „an die Hand“ genommen wissen. Sage: „Die Verwaltung darf nicht nur begleiten, sie muss gestalten.“ Seine Fraktion hat einen sechs Punkte umfassenden Antrag gestellt, um den Beschlussantrags zu konkretisieren. So soll unter anderem die zukünftige Nutzung des Areals in der Ausschreibung für den Wettbewerb genau vorgegeben und entschieden werden, welche Kultureinrichtungen auf dem Gelände entstehen sollen.

Der Antrag der SPD wird von den anderen Fraktionen mitgetragen – außer von der Fraktion Linke/SÖSplus. „Die Entwicklung von Stuttgart 21 zeigt uns, dass wir der Vorlage nicht zustimmen dürfen“, sagte Jürgen Klaffke und kritisiert, dass bei der Fertigstellung des Projekts mittlerweile von 2023, intern sogar erst von 2025 die Rede sei.

In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik des Gemeinderats wurde ebenfalls kritisiert, dass beim Wettbewerb zu viel Fragen offen bleiben und der Beschlussantrag hätte besser vorbereitet werden müssen (Jürgen Zeeb, Freie Wähler). Außerdem wurde betont, dass die Bezüge zu den Stadtteilen thematisiert werden müssen (Martin Körner, SPD). Mit Ausnahme von Linke/SÖSplus stimmte aber auch der UTA dem Beschlussantrag zu.

Der Zeitplan für den Wettbewerb sieht vor, dass der Ideenwettbewerb im Dezember 2018 entschieden sein soll. Ende 2019 steht dann ein Wettbewerb für das A 3-Gelände, das die Innenstadt mit dem neuen Quartier verbindet, und für weitere Teilbereich des Geländes an. 2021 soll dann das Bebauungsplanverfahren starten. Ein 6 x 7 Meter großes Modell des geplanten Quartiers soll beim Rathaus in der Eichstraße ausgestellt werden.