Lkw in den Fußgängerzonen (oben) richten Schäden an. Kaputte Gehwegplatten, wie am Stauffenbergplatz (links) oder am Karlsplatz werden oft nicht ersetzt. Foto: Haar (2)/Piechowski

Der Belags-Flickenteppich auf den Plätzen der City treibt den Bezirksbeirat auf die Palme. Er fordert Platten statt Repair-Asphalt. Die sind aber teurer.

S-Mitte - Flickenteppiche können als Wohnaccessoires ganz schön sein. Aber im Stadtbild wirkt der Mix von verschiedenen Bodenbelägen unattraktiv. Jedermann ahnt sofort, hier werden Schäden nur kaschiert, statt richtig behoben. Beispiele gibt es genug: der Platz beim Hans- im-Glück-Brunnen, der Kronprinzplatz oder der Karlsplatz – überall setzt sich der Flickenteppich aus unterschiedlichen Materialien zusammen. Asphalt, Kopfsteinpflaster und Bodenplatten.

Das ärgert den Bezirksbeirat Mitte. In vorderster Front die Fraktion der Grünen. „Es ist nunmehr gängige Praxis geworden, Plattenbeläge, die durch den Lieferverkehr beschädigt wurden, dauerhaft mit sogenanntem Repair-Asphalt zu flicken. Daher sind wir gefordert, zu handeln und gezielt nachzufragen“, sagt die Bezirksbeirätin Renée Maike Pfuderer. Weiter meint sie: „Ich kann diese Maßnahmen verstehen, wenn man schnell mal etwas ausbessern muss. Aber diese Flickerei kann keine Dauerlösung sein.“ Pfuderer will daher wissen, „woran es eigentlich klemmt“. Dieses Informationsbedürfnis teilt nun der Bezirksbeirat Mitte, der einen Antrag der Grünen unterstützt. Darin heißt es: „Der Bezirksbeirat Mitte bittet das Technische Referat um Berichterstattung darüber, wo die Vorteile dieses Verfahrens liegen und warum einfache Gehwegplatten wie zum Beispiel am Hans-im-Glück- Brunnen oder auf dem Karlsplatz nicht einfach gewechselt werden. Die Platten sind übliche Handelsware.“

Der Platz um den Hans-im-Glück-Brunnen ist eine Buckelpiste

Diese Frage hat ein Mitarbeiter des Tiefbauamtes bereits vertraulich beantwortet: „Man kann den Euro nur einmal ausgeben.“ Zudem sei überall dort, wo Lkw über die Platten donnerten, der Einsatz von Platten nicht zweckmäßig. Die Belastung sei zu hoch, selbst dann wenn die Stärke der Platten erhöht werde. „Die Platten werden immer wieder kaputt gehen, wenn Transporter und Lkw darüber fahren.“ Die Folgen beschreibt Bezirksvorsteherin Mitte, Veronika Kienzle, folgendermaßen: „Die Plätze sehen aus wie ein Hinterhof. Es ist so traurig. So haben wir keine hohe Aufenthaltsqualität mehr in der Stadt und die Sehnsucht nach schönen Flächen in der Stadt wird so immer größer.“ Kienzle erlaubt sich in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass wegen der Umbauarbeiten am Standesamt in der Eberhardstraße bald der Hans-im-Glück-Brunnen zur repräsentativen Fläche für die Hochzeitspaare werde: „Dann stehen die Paare auf einer Buckelpiste. Das ist doch unmöglich.“

Auch die Müllautos sind zu schwer

Überdies verstehen die Grünen im Bezirksbeirat nicht, warum das zulässige Gesamtgewicht der Lastwagen für die Anlieferung in den Fußgängerzonen nicht auf maximal 7,49 Tonnen begrenzt werde. Schließlich hatte das der Bezirksbeirat bereits im Jahr 2014 gefordert. „Auch heute fahren noch Lkw mit deutlich höhrem Gewicht durch die Fußgängerzonen und richten erhebliche Schäden an“, so die Grünen, die nun das Ordnungsamt um eine Stellungnahme bitten: „Warum soll so eine Begrenzung nicht möglich sein.“

Eine Erklärung wäre: Weil die Stadt, insbesondere die Lkw der Abfallwirtschaft (AWS), selbst gegen die Anordnungen verstoßen. Bestes Beispiel ist der Platz am Hans-im-Glück-Brunnen. Nachdem dort auf Grund der Berichterstattung dieser Zeitung immer mehr Getränkelieferanten dazu übergehen, ihre Waren per Hubwagen zu den Gaststätten zu transportieren, gilt die Gewichtsgrenze (2,8 Tonnen) für die schweren Müllautos offenbar nicht.

Veronika Kienzle schwant daher ein übles Szenario: „Jetzt haben wir zehn Jahre gewartet, dass der Kronprinzplatz gerichtet wird. Aber ich prophezeie, nachdem dort die ersten Megaliner drüber fahren, ist alles wieder kaputt.“