Der Laden auf dem Sonnenberghof in Remshalden-Rohrbronn wurde vor rund eineinhalb Jahren eröffnet. Foto: Gottfried Stoppel

Die neue Broschüre „Einkaufen und feiern auf Bauern- und Winzerhöfen“ ist ein Nachschlagewerk für alle, die wissen wollen: Wer baut vor Ort Lebensmittel an? Gut 100 Betriebe werden vorgestellt, etwa der Rohrbronner Sonnenberghof.

Remshalten - Im Jahr 1979 hat Ernst Haller seinen Betrieb in Remshalden-Rohrbronn umgestellt auf Bio. Damals, sagt er, sei seine Familie von vielen Kollegen belächelt worden. Bio war noch etwas ziemlich Exotisches. Vor rund 25 Jahren hat der Demeter-Betrieb dann mitten im Flecken einen kleinen Hofladen eröffnet. Mittlerweile sind längst die Tochter und deren Mann, Bettina und Alexander Demandt, eingestiegen in das Unternehmen. Das Paar hat vor eineinhalb Jahren am Ortsrand einen schicken Direktvermarkter-Laden eröffnet. Verkauft werden eigene Produkte, in erster Linie Äpfel und Brot sowie zugekaufte Lebensmittel von anderen Betrieben, die die Demandts gut kennen.

Die Apfelernte sei heuer mies ausgefallen, wegen der zwei strengen Frostnächste im April habe man nur knapp fünf Prozent der üblichen Menge ernten können. Das erzählen Alexander Demandt und sein Schwiegervater an diesem Vormittag bei der Vorstellung der neuen Broschüre „Einkaufen und feiern auf Bauern- und Winzerhöfen“. Ihr Sonnenberghof, ein moderner Biohofladen mit grandioser Aussicht auf das Remstal, ist einer von gut 100 Betrieben im Landkreis, die in dem Heftchen auflistet und beschrieben werden. Herausgeber der Broschüre ist der Landkreise.

Erhalt von Kulturlandschaften

Der Direktverkauf auf dem Hof sei ein wichtiges zweites Standbein des Betriebs, sagt Ernst Haller. Der herbe Ernteausfall in diesem Jahr könne mit Hilfe des Ladens einigermaßen kompensiert werden, das Geschäft erwirtschafte 20 bis 40 Prozent des jährlichen Gesamtumsatzes.

Der Landrat Richard Sigel sagt, das Kreishaus wolle mit der Broschüre noch mehr Menschen motivieren, lokal produzierte Lebensmittel zu kaufen. Umfragen hätten ergeben, dass mittlerweile rund 41 Prozent aller Deutschen örtlich hergestellte Produkte bevorzugten. „Wir wollen auch das Verantwortungsbewusstsein schärfen“, so der Kreischef. Ein Beispiel: Wer vor Ort Kartoffeln kaufe und zu Püree verarbeite, der produziere im Vergleich zum Kauf eines fertigen Kartoffelbreis beim Discounter nur einen Bruchteil des Kohlendioxids. „Und der selbst gemacht Brei schmeckt auch noch viel besser.“ Annette Sammet-Volzer vom Landwirtschaftsamt sagt, wer beim Direktvermarkter einkaufe, der trage zur Erhaltung der Kulturlandschaften bei, etwa der Streuobstwiesen.

„Das grüne Wohnzimmer der Landeshauptstadt“

In der Broschüre ist auch eine Landkarte von Rems-Murr-Kreis, auf der alle Direktvermarkter eingezeichnet sind. Das Heftchen erklärt, was die verschiedenen Gütesiegel bedeuten, zum Beispiel, dass Demeter der älteste ökologische Anbauverband ist, er wurde schon 1924 gegründet. Aufgelistet sind auch die Wochenmärkte. Ein Saisonkalender gibt darüber Auskunft, wann welche Obst- und Gemüsesorten verkauft werden. Der Leser erfährt, welche Höfe weitere Angebote machen, etwa Räume für Firmen- und Privatfeieren vermieten, wo es Hofcafés gibt, wer Catering anbietet.

Am Rande der Veranstaltung auf dem Sonnenberghof nennt Sigel den Rems-Murr-Kreis „das grüne Wohnzimmer der Landeshauptstadt“. Im Remstal, im Schwäbischen Wald und in der Backnanger Bucht gebe es tolle Direktvermarkter. Allen Besuchern verspricht er „unendlichen Genuss“ – passend zu dieser Aussage servieren die Demandts Apfelsaft aus eigenem Anbau.

Broschüren gibt es gedruckt und online

Esslingen
„Regional einkaufen, genießen und erleben“ – das ist der Titel einer Broschüre, die der Landkreis Esslingen herausgibt. Aufgelistet sind direktvermarktende Betriebe, etwa Hofläden, Gärtnereien und Brennereien, ausgezeichnete Gastronomen, Weingütern und Besenwirtschaften.

Göppingen
Das Landwirtschaftsamt in Göppingen hat eine Direktvermarkterbroschüre mit dem Titel „Frisch vom Erzeuger im Landkreis Göppingen“ herausgegeben, in der alle Direktvermarkter, sowie die Öffnungszeiten der regionalen Wochenmärkte aufgeführt sind. „Regionale Produkte stehen für Qualität und Glaubwürdigkeit“, schreibt der Landrat Edgar Wolff in seinem Grußwort in dem Heft.

Böblingen
Der Landkreis Böblingen gibt die Broschüre „Frische vom Lande – landwirtschaftliche Produkte von Direktvermarktern“ heraus. Die Betriebe werden nach Ortschaften sortiert aufgelistet.

Ludwigsburg
Die Direktvermarkterbroschüre für den Landkreis Ludwigsburg trägt den Titel „Regionale Qualität. Einkaufen und Genießen direkt ab Hof“. Das Heft bietet den Bürgern einen Überblick über die Betriebe mit landwirtschaftlichen Produkten in ihrer Nähe und hilft bei der Suche nach bestimmten Produkten („Wen finden Sie wo“).

Enzkreis
Fast alle Kreise im Land haben ähnliche Broschüren inklusive Übersichtskarte im Angebot, der Enzkreis zum Beispiel das Heftchen „Einkaufsführer für regionale Produkte“.

Infos
Die Hefte gibt es bei den Landratsämtern, sie können von deren Internetseiten heruntergeladen werden.