Benjamin Linhart, Deutschlehrer an der Akademie für Kommunikation, im Interview. Foto: afk.stuttgart

Neue Wege ins Klassenzimmer: In Baden-Württemberg bietet der Direkteinstieg eine Möglichkeit, Lehrkräfte für berufliche Schulen zu gewinnen. Interessierte mit passendem Hochschulabschluss und Berufserfahrung können direkt als Lehrer einsteigen.

Auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung, bietet der Lehrerberuf Interessierten eine attraktive Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Dienst der Bildung junger Menschen einzusetzen. Die Akademie für Kommunikation (AfK) erklärt, wie ein Direkteinstieg in den Schuldienst ohne Lehramtsstudium möglich ist, welche Unterstützung Quereinsteiger erhalten sowie die Vorzüge und Chancen des Lehrerberufs.

Aus der Berufspraxis ins Klassenzimmer: Direkteinstieg als Lehrkraft

"Ich glaube an Dich!" Oft reicht dieses Mindset, um als Lehrer Lebenswege positiv zu verändern. Daher ist es keine Überraschung, dass einige der einflussreichsten Menschen der Welt, wie zum Beispiel Oprah Winfrey, J. K. Rowling oder Bill Gates, ihre Lehrerinnen und Lehrer als wegweisende Mentoren nennen.

Lehrkräfte vermitteln nicht nur Wissen. Sie haben die Macht, Schüler zu inspirieren, Talente zu entdecken und aufblühende Persönlichkeiten ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten.

So sieht es auch Benjamin Linhart, Deutschlehrer an der Akademie für Kommunikation in Stuttgart: „Mir persönlich geht es gar nicht so sehr um die fachlichen Inhalte, ich möchte den jungen Menschen Fähigkeiten und Kompetenzen für das weitere Leben mitgeben. Das können in Deutsch beispielsweise das Stellungnehmen, Argumentieren, aber natürlich auch Lese- und Schreibkompetenz sein.“

Lehrer und Lehrerinnen gefragt wie nie

Bis 2035 fehlen 16.000 bis 27.000 Lehrkräfte in Baden-Württemberg, sagt die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Bereits heute konkurrieren die Bundesländer miteinander und werben sich gegenseitig die Fachkräfte ab.

Welche Optionen gibt es, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Eine Lösung besteht darin, qualifizierten Menschen den Einstieg in den Lehrberuf auch ohne Lehramtsstudium zu ermöglichen. Hierfür gibt es in vielen Bundesländern spezielle Programme, die eine berufsbegleitende Ausbildung zum Lehrer ermöglichen.

Direkteinstieg als wissenschaftliche Lehrkraft an beruflichen Schulen

Der Direkteinstieg als wissenschaftliche Lehrkraft ist in Baden-Württemberg ein Sondermodell, um neue Lehrkräfte zu gewinnen. Es ermöglicht Interessierten mit Berufserfahrung und passendem Hochschulabschluss (Master-, Magister- oder Diplomstudium), direkt als Lehrkräfte an beruflichen Schulen einzusteigen.

Der Clou dabei: Der Einstieg in den Schuldienst erfolgt ohne vorherigen Vorbereitungsdienst – sprich Referendariat.

Auch Dr. Anita Wagenpfeil, AfK-Fachbereichsleiterin der Berufsfachschule und Chemielehrerin, ist über den Direkteinstieg in den Schuldienst gekommen:

„Als Lehrerin zu arbeiten hätte ich mir früher nie vorstellen können. Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass es ein angenehmer und sehr abwechslungsreicher Job ist. Es freut mich immer wieder, wenn mir Schüler rückmelden, dass sie früher in Chemie eine fünf hatten und sich hier dann freiwillig dazu entscheiden, Chemie bis zum Abitur weiterzumachen.“

Unterstützung für den Einstieg: Zweijährige pädagogische Schulung

Ohne pädagogische Ausbildung direkt ins Klassenzimmer? Keine Sorge, die zukünftigen Lehrkräfte werden nicht alleine gelassen, sondern erhalten eine zweijährige, berufsbegleitende pädagogische Schulung. Die Lehrveranstaltungen umfassen unter anderem pädagogische Psychologie, allgemeine Didaktik, Fachdidaktik, aber auch Schulrecht und Schulorganisation.

Es geht darum, den Quereinsteigern ein Fundament an praktischen Fertigkeiten zu vermitteln, so dass sie eine wertschätzende Beziehung zu Schülern aufbauen können, aber auch vorbereitet sind auf alle Facetten rund um die Schule.

Die Möglichkeit einer berufsbegleitenden Qualifizierung am Pädagogischen Seminar wird von den Schulen selbst angeboten. Denn ein Direkteinstieg in den Lehrerberuf erfolgt ausschließlich über Bewerbungen auf Stellen, die von Schulen ausgeschrieben werden.

Lehrer werden: Fünf überzeugende Argumente für den Umstieg

Der Direkteinstieg in den Lehrberuf bietet Menschen, die eine neue berufliche Herausforderung suchen, die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Kompetenzen in den Dienst der Bildung junger Menschen zu stellen.

  1. Lehrkräfte leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft: Sie begleiten junge Menschen auf ihrem Weg und helfen ihnen dabei ihr Potential auszuschöpfen.
  2. Die Aufgaben sind abwechslungsreich. Ob Unterrichtsvorbereitung, Austausch mit dem Kollegium oder das Einfühlen in die Dynamik junger Menschen: Kreativität und Flexibilität sind an der Tagesordnung.
  3. Die Chance auf eine langfristige Karriereplanung sowie ein sicheres Gehaltssystem mit guten Aufstiegschancen im Schuldienst.
  4. Der Direkteinstieg als Lehrkraft kann auch in Teilzeit erfolgen, was für Menschen mit familiären Verpflichtungen oder anderen Verbindlichkeiten von Vorteil sein kann.
  5. Nicht zuletzt bietet der Beruf des Lehrers auch persönliche Erfüllung: Wer sieht, wie das eigene Engagement bei den Schülern Früchte trägt, der weiß, wofür er diesen anspruchsvollen Job macht.

Kurzum: Für Menschen, die Freude an der Arbeit mit jungen Menschen haben, gerne kreativ tätig sind und Verantwortung übernehmen möchten, kann der Beruf des Lehrers eine erfüllende und spannende Karrieremöglichkeit sein.

Interessierte können sich die offenen Stellen für den Direkteinstieg als wissenschaftliche Lehrkraft in Baden-Württemberg auf der Webseite der Akademie für Kommunikation anschauen.