Gruppenfoto mit der Gründerin des Chain Reaction Projektes, Frau Zhang Ting Jun (4. von links). Foto: StN

Heute ist Halbzeit in Singapur für die Schüler des Dillmann-Gymnasiums – und sie stellen fest, dass sie schon wirklich viel erlebt haben. Trotzdem hielt der dritte Tag noch Überraschungen für sie bereit. Smog zum Beispiel.

Heute ist Halbzeit und man kann sagen, dass wir schon wirklich viel erlebt haben - und trotzdem hielt der heutige Tag noch Überraschungen bereit: Als wir am frühen Morgen zum Frühstück kamen, erwarteten wir wie üblich asiatische Hauptgerichte. Doch wir wurden von amerikanischen Rösti („hash browns“), Hühnchenpasteten, Sandwiches und amerikanischen Waffeln mit Sirup begrüßt, die sogar von den Delegierten aus den USA gelobt wurden. Das mag für den europäischen Gaumen zwar ebenfalls kein normales Frühstück sein – dafür aber eine willkommene Abwechslung zu Reis & Hong-Kong-Nudeln.

 

Das Konferenzprogramm begann mit einem Vortrag von Ms Zhang Ting Jun, einer der Gründerinnen des „The Chain Reaction Project“. Sie erklärte uns das Konzept ihrer NGO -in Entwicklungsländern als „Katalysator“ für bereits bestehende lokale Hifsorganisationen zu wirken – und welche Vorbereitungen nötig sind, um so wirklich effizient helfen zu können. Außerdem teilte sie einige, sehr unterhaltsame Erfahrungen ihrer Arbeit mit uns. An den Vortrag schloss sich ein angeregtes Question-&-Answer an, schließlich braucht man ein paar Tipps, um seine persönliches Abenteuer, wie Ms Zhain Ting Jun es nennt, zu finden.

Nach einer Tea Break – heute mit exotischen Früchten! – war das „Project Fair“ an der Reihe. Die Idee dahinter war, dass wir berichten sollten, was wir als Schulen wieder an unsere jeweilige Gesellschaft zurück geben. Der Vergleich der Ergebnisse war wirklich spannend: Während in Indien Schulen in Slums Toiletten bauen und die Schüler aus Pakistan den Opfern der großen Flut beim Wiederaufbau helfen, setzt unsere Schule z.B. mehr auf die Ausbildung der Fähigkeiten im sozialen Umgang, im Rahmen der Streitschlichter-AG, oder des Sozialpraktikums. Der Austausch mit den Anderen war also sehr spannend, und eine tolle Gelegenheit, um einen Einblick in das Schulleben der anderen Teilnehmer zu erhaschen.

Nach einem (asiatischen) Mittagessen und ein bisschen Zeit zum Entspannen, ging es weiter: aber nicht mit einer Wiederholung der Methoden von gestern, sondern mit Teambuilding. Genauer gesagt: wir tanzten alle gemeinsam in einem Hörsaal der Raffles Institution „Gangnam Style“ von Psy! Was sich ziemlich lustig und peinlich anhört, war auch genau so – aber wir hatten wirklich Spaß! In unserem zweiten Breakout, den Treffen in den SIGs, ging es dann aber erst richtig los: Heute sollten wir, mithilfe der Eindrücke unserer gestrigen Lokaltermine, das Problem definieren, welches wir lösen möchten. Dabei ging es heiß her: Ideen schwirrten durch den Raum, Lösungsansätze wurden erörtert – kurz gesagt, es wurden viele wirklich spannende und gute Diskussionen geführt. Als Abwechslung war danach eigentlich eine Wanderung durch ein Naturreservat Singapurs geplant, der wir angesichts der Hitze und Luftfeuchtigkeit mit gemischten Gefühlen entgegen sahen. Aufgrund des inzwischen aber beunruhigend dichten Smogs und der Gesundheitsbelastung wurde dieser kurzerhand abgesagt. Stattdessen gab es weitere Teambuildingspiele in der (klimatisierten!) Mehrzweckhalle. Wir hatten eine gute Zeit und kennen uns jetzt wirklich alle (auch wenn es allen Europäern schwer fällt, sich die asiatischen Namen zu merken). Zu diesem Zeitpunkt war es draußen wie vernebelt. Die Luft wirkte grau und trüb, man sah und fühlte den Smog, der anscheinend hauptsächlich von den Brandrodungen in Indonesien kommt, beim Atmen. Auf Fotos ist der Hintergrund verschwommen und viele der Singaporians trugen bereits Atemmasken. Doch wir machten uns noch nichts weiter daraus.

Das Abendprogramm heute war ein Film, dazu asiatische, teilweise sehr verrückte Süßigkeiten (zum Beispiel kandierte Zitrone). Normalerweise herrschen hier nach 22 Uhr sehr, sehr strenge Regeln, die es nicht erlauben, sein Zimmer wirklich zu verlassen. Umso überraschter waren wir als um halb 11 plötzlich ein Treffen aller angesagt wurde. Der Grund? Smog-Alarm! Die Konzentration der Rußpartikel ist die höchste, die jemals in Singapur gemessen wurde, und damit auf jeden Fall gesundheitsgefährdend. Wir bekamen Atemmasken in die Hand gedrückt, die wir an der ‚frischen’ Luft tragen sollten, und wurden auf die Gesundheitsrisiken eines Aufenthalts im Freien hingewiesen, die uns Europäer mehr als nur Respekt einflößten, und es sogar einigen Singaporeans mulmig zu Mute werden ließ. Bisher ist noch nicht klar, in welcher Form das Programm für morgen umgesetzt werden kann. Wir wollten Singapur erleben - jetzt sind wir mittendrin und sogar direkt mit einem Dilemma konfrontiert: der Umweltzerstörung.

Da stellt sich im Sinne der Konferenz natürlich die Frage - how to flip it?