Für Unternehmen ist es leichter an Geld zu kommen Foto: dpa

Die Finanzierungssituation für die Wirtschaft hat sich vor allem in Deutschland verbessert. Viele Unternehmen kommen einfacher an Geld. Kleine Unternehmen haben es schwerer.

Frankfurt - Die Unternehmen in Deutschland kommen im Moment besonders leicht an Investitionskredite oder andere Finanzierungen. Das jedenfalls geht aus einer Analyse des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, in die aktuelle Einschätzungen von rund 20 000 Betrieben eingeflossen sind. Demnach bewerten deutlich mehr als die Hälfte (59 Prozent) der Unternehmen ihre Finanzierungsbedingungen als gut, während nur noch elf Prozent fehlende oder schwierige Kreditvergaben als Risiko für ihr Geschäft betrachten. Hier mangelte es besonders häufig an den notwendigen Sicherheiten. Das gilt vor allem für junge und kleinere Unternehmen. Sie seien in aller Regel auf Kredite ihrer Hausbanken angewiesen. DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier spricht sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die Intensität der Aufsicht und Regulierung bei den kleineren Instituten nicht zu übertreiben. Die Prüfungen müssten sich an den von den Instituten eingegangenen Risiken orientieren. Trotz der strengeren Regulierungsanforderungen ist der Anteil der Unternehmen, die keinen Zugang zu Fremdfinanzierung haben, erstmals seit 2012 gesunken und liegt nur noch bei vier Prozent.

Crowdfunding und -investing ist für kleine Unternehmen eine Alternative

Crowdfunding und -investing ist mittlerweile zumindest für einzelne Kleinbetriebe mit innovativen Ideen eine Alternative. Die Finanzierung durch viele kleine Beträge von Privatpersonen direkt über das Internet ist vor allem für Gründer und für Innovatoren interessant. Auch in der Größenklasse unter zehn Mitarbeitern nutzt derzeit freilich nur ein Prozent der Unternehmen dieses Instrument.

Für Großunternehmen bieten sich als Alternative zum Bankkredit auch Schuldschein- und Unternehmensanleihen an. Ein knappes Drittel aller Unternehmen sei der Umfrage zufolge überhaupt nicht auf Fremdkapital angewiesen und könne seine Investitionen aus eigener Kraft stemmen, hat der DIHK festgestellt.

Ein Geschäftsrisiko in der Finanzierung sehen seit mittlerweile zwei Jahren lediglich elf Prozent der Betriebe. Niedriger lag der Anteil seit der ersten Umfrage des DIHK im Jahr 2010 nie. Kurz nach der Finanzkrise 2008/2009 hatte er bei 27 Prozent gelegen. Die gute konjunkturelle Lage, die strukturelle Stärke der Unternehmen und die anhaltende Niedrigzinspolitik begünstigten die Finanzierungssituation, meint der DIHK. Dies gelte insbesondere für Unternehmen, die bei ihrer Finanzierung auf Fremdkapital angewiesen seien. Wie in der vorangegangenen Umfrage hätten 70 Prozent der Unternehmen Fremdkapital für ihre Investitionen benötigt, 30 Prozent hingegen seien nicht auf eine solche Außenfinanzierung angewiesen. „Somit stabilisiert sich der Trend zur hohen Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen“, heißt es in der Studie.

Kreditwachstum hat sich verlangsamt

Auch in der Eurozone hat sich die Finanzierungssituation für Unternehmen verbessert, das Kreditwachstum hat sich aber verlangsamt. Trotz der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten sich die Banken im Euroraum im Juni nicht mehr ganz so kreditfreudig gezeigt wie zuletzt. Sie vergaben an Firmen nur 2,1 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist. Im Mai lag der Zuwachs mit 2,5 Prozent noch höher. An Privathaushalte reichten die Banken im Juni 2,6 Prozent mehr Kredite aus als vor einem Jahr. „Das Kreditwachstum hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt weiter hinterher“, sagt der Chefökonom der Förderbank KfW, Jörg Zeuner.

EZB hält ihre Geldschleusen weit offen

Auch wenn sich dadurch viele Investitionsprojekte verzögerten, habe die Zurückhaltung der Institute ihre positive Seite: „Denn Sorgen über die Entstehung einer Kreditblase brauchen wir uns im Moment nicht zu machen“, so Zeuner. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält schon seit Längerem ihre Geldschleusen weit offen und sorgt mit einem Leitzins auf Rekordtief von 0,0 Prozent für günstige Finanzierungsbedingungen. Zudem erwirbt sie seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen, um Geldhäuser zur stärkeren Kreditvergabe anzuregen.

Aktuell erwerben die EZB und die nationalen Euronotenbanken Wertpapiere im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro. Zuletzt hatte die EZB aber einen ersten Minischritt in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik gewagt und will nun im Herbst über die Zukunft ihres Anleihen-Kaufprogramms beraten.